So schneiden die Hohenloher Weingüter in den neuen Weinguides ab
In der Vorweihnachtszeit sind die Weinguides Eichelmann, Gault Millau und Vinum 2023 erschienen. Bei den Hohenloher Weinerzeugern gab es zwei Aufsteiger und viel Diskussionsstoff.

Obwohl der neue Jahrgang längst im Keller ist, war für zehn Hohenloher Weingüter in der Vorweihnachtszeit noch einmal Ernte angesagt: Wenn die neuen Weinguides erscheinen, heißt es statt Weinlese Sterne, Trauben und Punkte lesen. Freude, Frust und Diskussionsstoff inklusive. Freuen kann sich Karlheinz Ungerer, der mit seinem Aufstieg von zwei roten auf drei Trauben ("beeindruckend") zum höchstbewerteten Hohenloher Erzeuger im neuen 2023er Gault Millau Weinguide avanciert.
Zu verdanken hat er das seinen Weinen, aber auch dem Rückzug des zuletzt ebenfalls mit drei Trauben bewerteten Weinguts Fürst Hohenlohe-Oehringen, das beim Gault Millau - ebenso wie die Weingüter Borth und Schwab - keine Weine mehr angestellt hat.
Fulminanter Start
Freuen kann sich ebenfalls Simon Weihbrecht, der im neuen Gault Millau mit gleich zwei roten Trauben ("sehr empfehlenswert") einen fulminanten Start hinlegt und mit den Weingütern Birkert und Gaufer gleichzieht. Während Vinum Fürst Hohenlohe-Oehringen, Birkert und Ungerer auf ihrem jeweiligen Vorjahresniveau belässt, spendiert Gerhard Eichelmann den Weingütern Borth, Keil, Dieroff und Ingelfinger Fass einen halben Stern mehr und lupft sie auf anderthalb Sterne, die das Weingut Schwab bereits hatte.
Trotz seines Gault-Millau-Ausstiegs behauptet das fürstliche Weingut im Gesamtranking Hohenlohe mit vier Eichelmann- ("hervorragend"), zweieinhalb Vinum-Sternen ("gut bis sehr gut") und dem höchstbewerteten Wein ("In senio") unangefochten seinen Spitzenplatz. Jahrelang war das Verrenberger VDP-Gut eine feste Größe im Gault Millau. Jetzt hat Betriebsleiter Joachim Brand den Schlussstrich gezogen.
"Aufgrund des mehrjährigen Auf und Abs mit Verlags- und Jurywechseln war für mich keine klare Linie mehr erkennbar", begründet Brand seinen Rückzug. "Mir fehlt da einfach die Konstanz und mit dem Wechsel der meisten Verkoster zu Vinum hat der Gault Millau für mich seine frühere Wertigkeit verloren." Während Brand mit den Eichelmann-Bewertungen "zufrieden" ist, wundert er sich, dass bei Vinum "trotz aufsteigender Weinbewertungen unsere Sterne nicht ebenfalls steigen".
Dran bleiben und an Qualität feilen
Dass er im Gault Millau unter den Hohenloher Gütern jetzt die Nase vorn hat, sieht Karlheinz Ungerer als Bestätigung. "Ich weiß, dass meine Weine gut sind und die drei Sterne entsprechen meiner Zielvorstellung." Enttäuscht ist er von Eichelmanns Wein-Wertungen, der jeden Wein deutlich niedriger bepunktet als Vinum. "Wir zwei werden wohl keine Freunde mehr", meint Ungerer. Enttäuscht ist er aber auch darüber, dass Vinum ihn erneut nur mit einem Stern bewertet, will aber dran bleiben und an der Qualität feilen.

Dass er auf Anhieb mit zwei roten Trauben bei Gault Millau einsteigt, hat den Schwabbacher Simon Weihbrecht "sehr überrascht, weil man normalerweise mit weniger anfängt". Dafür sieht er sich mit anderthalb Sternen im Eichelmann "eher unterbewertet". Mit einer Traube mehr und ebenfalls zwei roten Trauben im Gault Millau "noch nicht am Ziel" sieht sich Susanne Schmezer vom Ingelfinger Weingut Gaufer. Ihr Anspruch: "Mindestens drei."
Insgesamt zeigt sie sich jedoch "mit allen Führern sehr zufrieden, weil wir uns steigern konnten und weil deren gleichmäßige Wertung zeigt, dass wir keine Eintagsfliegen sind". Im Gegensatz zu Simon Weihbrecht hat sie künftig vor, auch bei Vinum Weine anzustellen.
Wertungen steigen durchweg
Zu den Betrieben, die in allen drei Guides vertreten sind, gehört - neben Ungerer - das Weingut Birkert in Adolzfurt. "Man würde sich immer über einen Aufstieg freuen, aber das kann halt dauern", kommentiert Boris Birkert. Kritisch sieht er "nur einen Stern" im Vinum. "Für die positive Beschreibung der Weine ist das schon ein bissle wenig", sagt er. Einen Coup kann er im Gault Millau landen, der seine 2018er Barrique-Cuvée CM unter den zehn besten deutschen Rotwein-Cuvées listet. Gleich sieben Betriebe stuft Gerhard Eichelmann um einen halben auf anderthalb Sterne hoch, deren Wein-Wertungen durchweg - am deutlichsten bei Borth und Ingelfinger Fass - ansteigen. Eichelmann sieht Borth "im Aufwind", bescheinigt Keil eine "gute", Dieroff eine "stimmige" und dem Ingelfinger Fass eine "überzeugende" Kollektion.
Die Publikationen im Überblick
Eichelmann - Deutschlands Weine 2023 (Mondo Heidelberg, 1188 Seiten, 39,95 Euro inklusive App): 9800 Weine von 910 Erzeugern (108 aus Württemberg; zehn aus Hohenlohe mit 92 Weinen). Gault Millau Weinguide Deutschland - Die besten Weine 2023 (Henris Edition, 800 Seiten, 45 Euro inklusive App): 8000 Weine von 800 Erzeugern (67 aus Württemberg; vier aus Hohenlohe mit 32 Weinen). Vinum Weinguide Deutschland 2023 (Intervinum, 1116 Seiten, 35 Euro inklusive App): über 10 700 Weine von 1000 Weingütern (50 aus Württemberg; drei aus Hohenlohe mit 29 Weinen).

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