Depressionen, Zukunftsängste und auffälliges Verhalten: Mehr Schulsozialarbeit an Öhringer Schulen
Der Öhringer Gemeinderat verdoppelt die Schulsozialarbeit am Gymnasium auf 1,2 Stellen, eine halbe Stelle kommt an der Albert-Schweitzer-Schule dazu.

Schon in der Einwohnerfragestunde vor der Sitzung des Gemeinderats wird deutlich: Die Schaffung von mehr Schulsozialarbeitsstellen wird von Schülern wie Eltern dringend gewünscht. Die am Schulleben Beteiligten wie auch viele Gemeinderäte hätten gern deutlich mehr Stellenanteile als wie von der Verwaltung vorgeschlagen. Die formulierte im Beschlussvorschlag die Verdopplung auf 1,2 Stellen für das Hohenlohe-Gymnasium und die Neuschaffung einer halben Stelle für die Albert-Schweitzer-Schule. Das wurde letztlich nach längerer Diskussion auch so beschlossen, vorbehaltlich der Bezuschussung.
Eltern und Schüler unterstützen Forderung
Schulsprecher Matteo Haag fragte zu Beginn der Sitzung: "Warum wird nur eine Erhöhung um 0,6 Stellen für das HGÖ vorgeschlagen? Der Bedarf ist höher." So sehen es auch die Eltern, für die Miriam Laube spricht: Sie fragt zudem, warum der Elternbeirat nicht gehört worden sei. Der sehe die Situation gerade durchaus besorgniserregend. Sie spricht von aggressivem Schülerverhalten, von Mobbing, davon, dass das Verbreiten rechtsradikaler Inhalte verharmlost werde.
Nicht mehr leistbar
Auch in der Sitzungsvorlage wird geschildert, dass die Pandemie und die Gesamtlage mit Klimakrise und Ukrainekrieg den Anstieg von psychischen Problemen bei Kindern massiv erhöht habe. Panikattacken, selbstverletzendes Verhalten, Depressionen seien bei Schülern vermehrt zu beobachten. Bei 1200 Schülern, die das HGÖ habe, sei der deutlich gestiegene Bedarf an qualifizierter Einzelfallhilfe nicht mehr mit dem Anteil von 0,6 Stellen zu bewältigen.
Das bestätigt Melanie Willenberg (LBÖ): "Das HGÖ hat eine Vielzahl von Schülern aus unterschiedlichsten Schichten mit eigenen und elterlichen Problemen. Es gibt Tendenzen zu rechtsextremen Äußerungen. Mobbing ist ein riesiges Thema", fordert sie mehr als die 0,6 Prozent-Erhöhung.
Nicht erst seit Corona ist der Bedarf da
Irmgard Kircher-Wieland (SPD) erklärt, dass ihre Fraktion schon immer für Schulsozialarbeit sei, nicht erst seit Corona. Sie berichtet aus dem Kreistag, auch dort sei deutlich Stellung bezogen worden, wie notwendig Schulsozialarbeit sei. Sie könnte sich 1,5 Stellen für das HGÖ vorstellen und eine ganze für die Albert-Schweitzer-Schule und stellte entsprechende Anträge. Denn es sei wohl keine Pflichtaufgabe der Stadt aber moralische Verpflichtung. Was versäumt werde, könne später nicht aufgeholt werden. Die Kinder würden dann in teureren Maßnahmen aufschlagen.
Dem Antrag der SPD schließt sich Grüne/UNS an, erklärt Mario Dietel (Grüne). "Die 0,6 Stelle für die 1200 Schüler des HGÖ ist ein Armutszeugnis."
Unterschiedliche Ansichten zu Umfang
Otto Weidmann dagegen erklärt, dass die FWV die Vorlage der Verwaltung unterstütze. Schließlich habe man lange gar keine Schulsozialarbeit am HGÖ gehabt und verdopple nun. Ulrich Schimmel (CDU)erklärt, die Notwendigkeit zu sehen. Die Schraube aber finde kein Ende. Deshalb werde es auf Dauer nicht bei den 1,2 Stellen für das HGÖ bleiben, vorerst sei es aber richtig. Uneinheitlich werde die LBÖ abstimmen, erklärt Markus Hassler und sagt, dass man künftig im Vorfeld mehr Gespräche mit den direkt Betroffenen suchen solle.
Mit 15 Ja zu 17 Gegenstimmen wurde der Antrag der SPD, am HGÖ nicht nur auf 1,2 sondern auf 1,5 zu erhöhen, knapp abgelehnt. Nur neun Ja-Stimmen gab es für die Forderung, an der Albert-Schweitzer-Schule eine ganze Stelle zu schaffen. Somit gibt es wie im Beschlussvorschlag formuliert eine weitere 0,6-Stelle für das HGÖ und neu eine halbe Stelle für die Albert-Schweitzer-Schule.