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Schöntaler Lehrerin bricht mit fliegendem Nasa-Observatorium in neue Sphären auf

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Die Schöntaler Lehrerin Kerstin Krause hat die Chance, einen der letzten Flüge des fliegenden Nasa-Observatoriums Sofia anzutreten. Einzigartige Erkenntnisse über das Weltall, aber auch die Vermittlung von Wissen an Schüler stehen dabei im Mittelpunkt.

Ihren ersten Kontakt zum fliegenden Teleskop hatte die Schöntaler Lehrerin Kerstin Krause bereits 2019 in Stuttgart.
Foto: privat
Ihren ersten Kontakt zum fliegenden Teleskop hatte die Schöntaler Lehrerin Kerstin Krause bereits 2019 in Stuttgart. Foto: privat  Foto: privat

"Als ich Ende Juni die Zusage bekommen habe, konnte ich gar nicht glauben, dass ich mitfliegen darf", erzählt Kerstin Krause. "Ich war völlig aus dem Häuschen." Denn die Lehrerin aus Schöntal darf als eine der letzten an Bord des Stratosphären Observatoriums für Infrarot-Astronomie, kurz Sofia, abheben und dem Himmel ein Stück näher kommen.


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Mit der umgebauten Boing 747 wird seit 2010 bis in die Stratosphäre geflogen, um kosmische infrarote Strahlung zu beobachten. Einzigartige Informationen etwa über die Entstehung von Sternen und über die Materie zwischen Sternen in unserer, aber auch in Nachbargalaxien, können hier gesammelt werden. Los geht es für Kerstin Krause schon kommenden Mittwoch.

Begeisterung für Astronomie

Wenn die 32-jährige Lehrerin über Astronomie redet, hört man ihr die Begeisterung an: "Es fängt beim Sonnensystem an, geht weiter zur Sternenentwicklung im Allgemeinen und immer mehr zu Galaxien und Haufen und irgendwann kommt die Frage des Urknalls - was geschah am Anfang und was passiert mit dem Universum am Ende? Das sind faszinierende Fragen." Und diese Fragen teilt sie am liebsten mit ihren Schülern. Denn neben Mathematik, Französisch und Physik gehört auch Astronomie zu den Lehrfächern der jungen Frau, die am Hölderlin-Gymnasium in Lauffen am Neckar unterrichtet

Nächsten Mittwoch wird Krause aufbrechen zu neuen Sphären - wortwörtlich, denn es geht in die Stratosphäre. Das Ziel des vom Deutschen Sofia Institut (DSI) organisierten, zweiwöchigen Forschungsausfluges ist es, die Zusammenarbeit zwischen Forschungseinrichtungen und Schulen zu stärken. Durch den direkten Kontakt der Lehrer mit Wissenschaftlern, Ingenieuren und Piloten an Bord, sollen die Pädagogen im Anschluss ihre Begeisterung im Klassenzimmer an ihre Schüler weitergeben.

Sofia am Stuttgarter Flughafen

"2019 war ich zu Gast bei der Tagung der Deutschen Astronomischen Gesellschaft in Stuttgart, dort habe ich zum ersten mal von Sofia erfahren", erzählt Kerstin Krause. Am Flughafen in Stuttgart war das Flugzeug damals kurzzeitig stationiert und man konnte es sich ansehen. "Dort habe ich auch von der Möglichkeit gehört, dass man sich als Lehrer bewerben kann, um Botschafter zu werden und bei Sofia mitzufliegen." 2020 bewarb sich Krause, noch im selben Jahr kam die Zusage. "Es war ein längerer Bewerbungsprozess, aber ob es jetzt an Corona lag, dass so viel Zeit dazwischen lag, weiß ich auch nicht", sagt Krause lachend.

Denn zwei Jahre dauerte es, bis die Lehrerin im Juni die Mail erhielt, wann es losgeht. Und seitdem gab es noch einiges zu tun: Mehrere Sitzungen für alle mitfliegenden Lehrer, Technische Einführungen und die Lektüre mehrseitiger Papiere.

Die letzte Lehrgruppe in Sofia

Aufgeregt, erzählt Krause, sei sie nicht, "eher voller Vorfreude, dass es losgeht. Ich hatte ja die Hoffnung schon aufgegeben, als bekannt wurde, dass das Projekt eingestellt wird und hatte eigentlich keine Hoffnung mehr, dass ich mitfliegen darf." Denn die Gruppe im September wird die letzte Lehrergruppe sein, die hier abhebt, der wissenschaftliche Output des Stratosphären-Obersvatoriums für Infrarot-Astronomie rechtfertige die Betriebskosten nicht mehr.

"Ich bin vor allem darauf gespannt, höher zu fliegen als mit einem normalen Passagierflugzeug", schwärmt Krause. "Normal fliegen die ja in etwa zehn Kilometern Höhe, Sofia in bis zu 15 Kilometer." Auch, dass es kein klassischer Passagierflug ist, findet Krause spannend. "Wir bekommen andere Notfall- und Sicherheitsunterweisungen." Was sie auch freut: "Man darf auch mal ins Cockpit gehen."

Elf Stunden wird einer der nächtlichen Flüge dauern. "Dann wird tagsüber geschlafen, bevor in der nächsten Nacht der zweite Flug kommt", erzählt die Lehrerin. Was genau die insgesamt zehn Lehrer, die bei den Flügen teilnehmen, untersuchen werden, weiß Krause noch nicht. "Wir wissen, welche Instrumente angebracht sind, aber was genau wir beobachten, wird sich noch zeigen."

Das Sofia-Programm

Das Sofia German Ambassador Program (SGAP) bietet Lehrern, die an deutschen Schulen unterrichten, die Möglichkeit, an einem Sofia-Forschungsflug teilzunehmen. Sofia steht für Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie und ist ein fliegendes Teleskop, das die NASA gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelte. An Bord der umgebauten Boeing 747SP befindet sich ein Spiegelteleskop. Die fliegende Sternwarte fliegt höher als normale Flugzeuge, da infrarotes Licht die Toposphäre, also die unterste Schicht der Erdatmosphäre, nicht passieren kann.

Ab etwa zehn Kilometern Höhe hingegen, in der sogenannten Stratosphäre, ist der Weg frei für Beobachtungen kosmischer infraroter Strahlung, durch die etwa Prozesse der Sternentstehung erforscht werden können. Sofia ist seit 2010 im Einsatz. Die Heimatbasis ist das Nasa Armstrong Flight Research Center in Palmdale, Kalifornien. Im September 2022 wird Sofia außer Betrieb gehen.

 

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