Künzelsauer Schlossgymnasium wird Partnerschule der Olympiastützpunkte
Das Künzelsauer Schlossgymnasium ist eine Kaderschmiede für den Fechtnachwuchs. Ein Blick in den Schulalltag mit Sport und Lernen.

Es hat über 30 Grad. Unbeeindruckt davon ziehen sich die beiden Fechterinnen ihre schwere Schutzkleidung an und demonstrieren ihren Schulkameraden und den Gästen, was es bedeutet, Leistungssport zu betreiben. Jana Kus und Dorothea Schlaffer sind beide Schülerinnen am Schlosgymnasium Künzelsau. Und beide sind sie ganz hervorragende Säbelfechterinnen und als solche ab Herbst Mitglied im Landeskader.
Von Nürnberg ins Internat
Weil sie in ihrem Sport noch viel mehr erreichen will, ist Dorothea Schlaffer vor einem Jahr aus Nürnberg ans Internat vom Schlossgymnasium gekommen. Hier findet sie hervorragende Lern- und Trainingsbedingungen, erklärt die 13-Jährige. "In Nürnberg hätte ich nicht weiter so erfolgreich sein können", erklärt die Siebtklässlerin. Auch dass sie bereits viele Freundinnen gefunden habe, auch außerhalb ihres sportlichen Umfelds, lässt die Schülerin strahlen.
Wenig Zeit für Familie
Auch Jana Kus (14) lobt die super Bedingungen am Semi, wie das Schlossgymnasium genannt wird. Dass die meisten Lehrer Verständnis für die Doppelbelastung hätten, lobt die Neuntklässlerin. Anders als Dorothea wohnt sie daheim in Ingelfingen. "Aber da wir meist nach der Schule um fünf Uhr noch ins Training gehen, macht es fast keinen Unterschied", erklärt sie, nur wenig Zeit mit der Familie verbringen zu können. Trainiert wird täglich, meist zwei Stunden. Dazu kommen Physiotherapie und mehr. Auch an den Wochenenden ist selten Pause. Denn dann sind die Fechterinnen oft auf Wettkämpfen und kommen je nach Austragungsort erst sonntags spät am Abend zurück, begleitet von den Trainern.
Strukturen für die Sportler

Die Vereinbarkeit von Schule und Leistungssport ist es, die eine Partnerschule der Olympiastützpunkte auszeichnet. Dieses Prädikat erhielt das Schlossgymnasium Künzelsau kurz vor den Sommerferien. Volker Schebesta, Staatssekretär im Kultusministerium, überreichte die Plakette. Mit ihr verbunden sind weitere Lehrerdeputate für die Schule. Wie viele genau? Das zeigt sich im neuen Schuljahr. Die Summe ist abhängig von der Zahl der Kader-Athleten, die dem Stützpunkt zugeordnet werden (und die auch aus anderen Disziplinen wie Leichtathletik oder Karate kommen können).
Denn nicht nur für die Schüler bedeutet Leistungssport während der Schulzeit eine enorme Doppelbelastung. Auch die Lehrer müssen unterstützen und beispielsweise alternative Prüfungstermine oder Nachhilfe anbieten, wenn wegen der Wettkämpfe wichtiger Stoff verpasst wird, oder, ganz simpel, dafür sorgen, dass die Athleten nach dem Training spätabends noch etwas zu Essen bekommen.
Extra Lehrerstunden für die Sonderbetreuung
Nachführen nennt sich das bei den Lehrern, auch an Wochenenden und Ferien, erklärt Schulleiter Johannes Smolka. "Es ist wichtig, Strukturen aufzubauen, damit die Sportler wissen, sie finden hier Unterstützung", nennt er seine Aufgabe. Er berichtet den Gästen aus dem Schulalltag und skizziert nur einige der individuellen Lösungen, die sich die Schule auch vor allem während Corona ausgedacht hatte, um die Sportler optimal zu unterstützen. Der Fechtverein und das Schlossgymnasium kooperieren von Anfang an, berichtet Harald Unkelbach von der Stiftung Würth - seit 1999.
Struktur
Dominik Behr ist Sportdirektor beim Fecht-Club Würth Künzelsau. Mit seinen Trainerkollegen Michael Gäbelein, Julian Bielenberg und Barnabas Csanyi führt er die etwa 80 Kinder und Jugendlichen zwischen sechs und 23 Jahren zu sportlichen Erfolgen. Aktuell sind drei Sportler im Kader, viele haben bereits Medaillen geholt. Es gibt Sportler mit Hoffnung auf Olympia. Etwa ein Dutzend der Sportler im Fechtclub sind vom Schlossgymnasium Künzelsau. Die Verzahnung zum Leistungskurs Sport an der Schule geschieht über die Fachschaft in Person von Sivlan Maeker
Zahlen
In Baden-Württemberg gibt es sieben Eliteschulverbünde des Sports, fünf des Fußballs und etwa 20 Partnerschulen der Olympiastützpunkte für etwa 700 Kaderathleten.


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