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Regionalität beim Weindorf in Öhringen besser zur Geltung bringen

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Weinliebhaber kommen im Öhringer Weindorf auch bei den Speisen auf ihre Kosten. Sinzingers Krone und Bäckerei Discher gewinnen siebten Gastro-Wettbewerb "Ausgezeichnet regional".

Von Juergen Koch
Jury-Chef Lothar Eiermann (Mitte) freut sich mit den Gewinnern Tanja Ugele von der Bäckerei Discher und Björn Sinzinger von Sinzingers Krone über ihre "Ausgezeichnet-Regional"-Plakette.
Jury-Chef Lothar Eiermann (Mitte) freut sich mit den Gewinnern Tanja Ugele von der Bäckerei Discher und Björn Sinzinger von Sinzingers Krone über ihre "Ausgezeichnet-Regional"-Plakette.  Foto: Koch, Jürgen

Sous-vide oder Niedrigtemperatur gegart? Da ist sich die Jury nicht ganz sicher. Butterzart ist die lauwarme marinierte Kalbsbrust von Sinzingers Krone auf jeden Fall. Dazu ein würziger Bulgur-Salat, ein krätig-fruchtiger Tomaten Sugo und on top frittierter Rucola. Nicht nur für Lothar Eiermann "ein ideales Sommergericht".


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Da wundert es nicht, dass Björn Sinzinger am Ende des siebten Weindorf-Gastro-Wettbewerbs "Ausgezeichnet regional" die meisten Punkte absahnt und bereits zum dritten Mal zum Sieger der Kategorie "Gutbürgerlich" gekürt wird. Mit der Plakette "Ausgezeichnet regional" darf sich auch die Bäckerei Discher schmücken, deren Scharfes Schneckle am Ende bei den "Imbiss"-Gerichten die Nase vorn hat. Und das bereits zum vierten Mal.

Jury trifft sich zum Testessen

Gut zwei Stunden vor dem Weindorf-Start trifft sich der Jury-Fünfer zum Testessen. Sein Job: Mit allen Sinnen prüfen, wie gut die Weindorf-Gastronomen den Wettbewerbs-Auftrag umsetzen, das Gastro-Angebot mit mehr Vielfalt, Pfiff und vor allem Regionalität aufzupeppen. Regionalität, Originalität, Geschmack und Präsentation sind die Bewertungskriterien, wobei bei den Imbissen die Präsentation unter den Tisch fällt. Ein bis fünf Punkte können die Juroren dabei jeweils lockermachen. Je drei gutbürgerliche und Imbiss-Gerichte stellen sich in diesem Jahr dem kritischen Gaumen der Jury. Kneifen kann keiner, denn wer am Weindorf teilnehmen will, muss sich auch dem Gastrowettbewerb stellen. Fünf Gastronomen und ein Bäcker sind in diesem Jahr am Start.

Punkt vier serviert Björn Sinzinger der Jury das erste Gericht des Wettbewerbs. Zu mäkeln gibt's da nichts. Wenig auszusetzen hat die Jury auch an Wolfgang Rieglers handwerklich aufwendiger und gut gewürzter Galantine vom Hohenloher Masthähnchen an Trollinger-Lemberger-Sauce mit glasierten Vichy-Karotten und Bandnudeln. Fleisch und Farce weich und gut gewürzt, die Sauce kräftig. Sicher nicht für jeden verständlich ist allerdings der Begriff Galantine (eine Art mit Farce gefüllter Roulade aus entbeintem Geflügel). Geschenkt, dass er zum Garen statt original Vichy-Wasser "Sprudel" verwendet.

Der Sieger-Teller bei den gutbürgerlichen Gerichten ist auch optisch ein Hingucker: Sinzingers lauwarme marinierte Kalbsbrust.
Der Sieger-Teller bei den gutbürgerlichen Gerichten ist auch optisch ein Hingucker: Sinzingers lauwarme marinierte Kalbsbrust.  Foto: Koch, Jürgen

Keinen guten Start legt Max Payerle von der Wiesenkelter mit seinen im Einwegteller mit Plastiklöffel servierten Radiatoni mit Pfifferlingen, Tomatenwürfeln und Rauke hin. Da ist sich die Jury einig. Die Nudeln zu weich, Pilze und Sauce geschmacks-arm. Dass er das besser kann, hat er mit einem Sieg beim letzten Wettbewerb bewiesen. Konzentriert gabeln, schneiden und schmecken sich die Juroren weiter zu den Imbiss-Gerichten. Knusprig und würzig Weiblers Flammkuchen, schwer zu essen, weil die Füllung "raussuppt" (Marion Schlund), aber saftig und gut gewürzt der Avocado-Wrap vom Württemberger Hof und rundum gelungen Dischers krosses Scharfes Schneckle.

Das ist das Ergebnis

Gut 90 Minuten später verkündet David König von der Stadtverwaltung die Ergebnisse. Tenor und Fazit der Jury: Der Wettbewerb trägt weiter Früchte und hat sich bewährt. Auch die Anzahl neuer Gerichte auf dem Weindorf hat mit 32 Prozent (2019: 19) weiter zugelegt. Allerdings könnten die Gastronomen das Thema Regionalität mit wenig Aufwand weiter ausbauen. Kann ein Flammkuchen nicht auch Blootz heißen und eine Galantine Roulade oder Röllchen? Braucht es so wenig nachhaltige und regionale Produkte wie Avocados? Warum wird die regionale Herkunft der Produkte nicht möglichst konkret benannt?


Bereits mit gutem Beispiel gehen hier voran: Württemberger Hof (Würste: B & B Wildmanufaktur, Ingelfingen), Sinzingers Krone (Käseteller: Hofkäserei Bundschuh, Mainhardt), Wiesenkelter (Nudeln: Specht, Orendelsall) und Familie Weibler (Ochsenfleisch aus eigener Aufzucht und Schlachtung).

Unter Wert verkauft

Verbal und in Sachen Zutaten verkaufen sich Landgasthof Krone und Württemberger Hof noch unter Wert. Warum benennt Wolfgang Riegler nicht, dass sein Hohenloher Masthähnchen ein Oberndorfer Houfgoigel von Familie Stockert in Krautheim ist? Und warum legt der Württemberger Hof nicht offen, dass er seinen Mozzarella selbst macht? Schade, aber leicht zu ändern.


Kategorie "Gutbürgerlich" (maximal 20 Punkte): 1. Platz: Lauwarme marinierte Kalbsbrust, Bulgur-Salat, Tomaten-Kräuter-Sugo (Sinzingers Krone, Unterohrn; 13,50 Euro; 17,3 Punkte); 2. Platz: Poulardengalantine vom Hohenloher Masthähnchen an Trollinger- Lembergersauce mit glasierten Vichy-Karotten und Bandnudeln (Landgasthof zur Krone, Krautheim; zwölf Euro; 15,2 Punkte); 3. Platz: Radiatoni - Nudeln vom Specht mit Pfifferlingen, Tomatenwürfeln und Rauke (Wiesenkelter, Verrenberg; 7,50 Euro; 10,6 Punkte). Kategorie "Imbiss" (maximal 15 Punkte): 1. Platz: Scharfes Schneckle - Blätterteiggebäck mit Kräuterpaste (Bäckerei Discher, Öhringen; drei Euro; 12,8 Punkte; 7,50 Euro; 12,5 Punkte); 2. Platz: Flammkuchen klassisch mit Speck und Zwiebeln (Familie Weibler, Siebeneich; sieben Euro; 11,2 Punkte); 3. Platz: Avocado Wrap mit Tomatensalsa, Mozzarella und Salat (Hotel Württemberger Hof, Öhringen; 8,50 Euro; 10,4 Punkte). Jury: Lothar Eiermann (ehemaliger Sternekoch), Otto Vogelmann (ehemaliger Gastronomie-Leiter, Klinik Löwenstein), Marion Schlund (Touristikgemeinschaft Hohenlohe), Andreas Dürr (Gartennetzwerk Hohenlohe), Juergen Koch (freier Journalist).

 

 
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