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Radwegebau in Hohenlohe: Kommt jetzt der große Ruck?

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Bund und Land stellen so hohe Fördermittel wie noch nie in Aussicht. Der Hohenlohekreis schreibt sein Ausbauprogramm ab 2023 fort, in dem seit 2013 gültigen Konzept sind bislang erst neun von 33 Projekten umgesetzt worden. Steigungsstrecken und Hauptachsen geraten jetzt verstärkt in den Blick.

Bund und Land überbieten sich in ihrem Bemühen, das Radwegenetz auszubauen und mehr Menschen fürs Radfahren zu begeistern: nicht nur in der Freizeit, sondern vor allem im Alltag. Sie locken mit Förderperspektiven, die so attraktiv sind wie nie. Wie reagiert der Hohenlohekreis? „Wir freuen uns natürlich, wenn mehr Geld zur Verfügung steht“, sagt Oliver Bückner, der Leiter des Straßenbauamts. Er koordiniert das Radwegekonzept des Kreises, das von 2013 bis 2023 insgesamt 33 Abschnitte beinhaltet. Davon sind bisher erst neun umgesetzt.

Daran scheiterten bisher etliche Ausbauprojekte

Das lag aber weniger an der finanziellen Unterstützung seitens des Landes, das seine Förderung kontinuierlich ausgebaut hat, seit die Grünen 2011 das Verkehrsministerium übernommen haben. Vielmehr scheiterten Ausbauprojekte in den vergangenen Jahren immer wieder, weil Grundstückseigentümer nicht verkaufen wollten, der Natur- und Denkmalschutz etwas dagegen hatte - oder klamme Kommunen partout nicht wollten, weil bisher immer noch 30 Prozent der Kosten an ihnen hängen geblieben sind.

 


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Städte und Gemeinden müssen künftig nur noch 12,5 Prozent der Kosten tragen

Doch dabei bleibt es nicht. Laut Bückner müssen sie künftig nur noch 12,5 Prozent zahlen, weil das Land 75 statt 50 Prozent übernimmt und der Kreis statt 20 nur noch 12,5 Prozent stemmen muss. "Das ist schon ein Wort", sagt der Amtsleiter. Und kündigt an, das Radwegekonzept 2022 fortschreiben zu wollen. Es gilt dann ab 2023, wohl wieder für zehn Jahre. In dieser Dekade sollen dann viel mehr Strecken nicht nur schriftlich fixiert, sondern tatsächlich realisiert werden.

Steigungsstrecken geraten jetzt viel stärker in den Fokus

"Wir fragen jetzt alle 16 Städte und Gemeinden ab, welche Radwege ihnen am wichtigsten sind." Und es könnte gut sein, dass dabei ganz andere Strecken favorisiert werden, die 2013 noch keiner auf dem Schirm hatte. "Damals haben wir stark in Ost-West-Richtung gedacht, also entlang der ebenen Flusstäler." Jetzt spricht viel dafür, dass ein Schwenk in Nord-Süd-Richtung vollzogen werden könnte, denn Steigungen stellen mit den modernen E--Bikes kein Problem mehr dar. Welche Strecken könnten dies sein? "Ein Radweg entlang der L 1046 von Waldenburg Tal und dem Gewerbepark Hohenlohe bis Waldenburg Berg, eine Verbindung von Forchtenberg zu den Tiroler Seen bei Schleierhof, Radwege von Hollenbach nach Ailringen oder bis zur B 290 nach Niederstetten: All das wäre gut möglich", so Bückner.

 


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Kreis ist Koordinator und Katalysator für Fördermittel

Entscheiden müssten aber die Kommunen. Denn wenn Bund und Land entlang ihrer Straßen nicht selbst bauen, haben sie in der Regel das Sagen. Der Kreis fungiert als Kümmerer und Koordinator, und als Katalysator für Fördermittel, in dem er abgestimmte Ausbaukonzepte managt und dem Land vorlegt, das dieses vernetzte Planen aus einem Guss zur Bedingung gemacht hat.

Für Radpendler wichtig: Hauptachse von Öhringen über den Gewerbepark Hohenlohe nach Künzelsau

Den Bau von vier Meter breiten und zum Teil schnurgeraden Radschnellwegen sieht Bückner im ländlichen Hohenlohe nicht. Aber es gibt dennoch Hauptachsen, die Teil des sogenannten "Radnetz Baden-Württemberg" sind und vom Land bevorzugt gefördert werden. Dem Amtsleiter schwebt vor, dass Radpendler in einigen Jahren sicher und bequem von Öhringen über Neuenstein, den Gewerbepark Hohenlohe und Kupferzell bis nach Künzelsau fahren können. Ob kleinere Lückenschlüsse oder größere Abschnitte: Darauf will der Kreis seinen Schwerpunkt legen. Und das Land sowie den Bund überzeugen, entlang seiner Straßen selbst aktiv zu werden.

Diese vordringlichen Strecken hat der Kreis dem Land gemeldet

Gerade erstellt das Verkehrsministerium von Baden-Württemberg den neuen Bedarfsplan, er soll im Sommer 2021 veröffentlicht werden. Der Kreis wurde im Dezember 2020 angehört - und hat etwa die L 1036 zwischen Neuenstein und dem Gewerbepark Hohenlohe als vordringliches Projekt genannt. Dabei muss der flankierende A 6-Ausbau mitgedacht werden. Aber auch die "Radnetz"-Strecke zwischen Bieringen und Kloster Schöntal stellt für den Kreis eine wichtige Verbindung dar. Hier geht seit Jahren nichts voran, weil die stillgelegte Trasse der Jagsttalbahn noch nicht entwidmet ist. Doch es gibt eine längere Alternativstrecke. Der neue Radweg zwischen Bitzfeld und Öhringen entlang der L 1036 ist derweil vom Tisch, weil der Grundstückskonflikt nicht gelöst werden konnten. "Vielleicht gibt es ja eine andere Trasse 500 Meter weg von der Straße", will Bückner nicht aufgeben.

Denken in Mobilitätsketten wird immer wichtiger

Es gibt also noch viel zu tun. Klar sei aber auch, dass im neuen Programm ab 2023 der Ausbau von Radwegen stärker mit dem Angebot im Nahverkehr verknüpft werden soll. Nach dem Motto: "Ein Stück radeln, ein Stück Bus oder Bahn fahren." Denn: "Wir müssen über den Tellerrand blicken und in vernetzten Mobilitätsketten denken." Eine BA-Studentin untersuche gerade die Potenziale in einer Projektarbeit.

 

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