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Tag der offenen Brennereien
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Pfedelbacher Betriebe verraten Erfolgsgeheimnis für guten Schnaps

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Mozers Spirit und die Brennerei Meißner schwören beide auf bestes Obst und sind doch grundverschieden. Die zwei Betriebe öffneten ihre Türen bei den Brennpunkten in Pfedelbach. Dort zeigten an Allerheiligen sieben Produzenten ihr Können.

Blitzende Oberflächen, glänzendes Design: Constantin Mozer zeigt seine topmoderne Brennerei. Zu sehen ist die Brennblase, darin werden gerade 350 Liter Maische aus Williams-Christ-Birnen erwärmt.
Blitzende Oberflächen, glänzendes Design: Constantin Mozer zeigt seine topmoderne Brennerei. Zu sehen ist die Brennblase, darin werden gerade 350 Liter Maische aus Williams-Christ-Birnen erwärmt.  Foto: Reichert, Ralf

Die beiden Betriebe liegen nur wenige hundert Meter voneinander entfernt. Beide produzieren hochwertige Obstbrände und Liköre. Beide gehen diesem Handwerk seit Generationen nach. Beide sind tief verwurzelt im Schnapsdorf Pfedelbach. Und beide sind fester Bestandteil der Brennpunkte, die an Allerheiligen die Saison eröffnen. Doch wer beim Tag der offenen Brennereien genauer hinschaut, stellt fest: Mozers Spirit und die Obstbrennerei Meißner trennen Welten, auch wenn sie die Tradition eint.

Das wird schon an den Namen deutlich. Die einen fahren mittlerweile ein modernes Marketing, die anderen setzen nach wie vor auf ein sehr bodenständiges Image. Die einen haben eine stylische High-Tech-Brennerei, die anderen vertrauen weiter auf ihre jahrzehntealte Anlage. Die einen vertreiben ihre hochprozentigen Produkte deutschlandweit, die anderen verkaufen sie fast nur ab Hof. Die einen investieren viel in Werbung, die anderen bauen ganz auf Mund-zu-Mund-Propaganda.


Pfedelbacher Schnaps-Betriebe: Das Erfolgsgeheimnis ist für beide gleich

Seniorchef Klaus Mozer (rechts) empfängt eine Besuchergruppe aus dem Unterallgäu, die Sven Schneider, Chef der BAG Hohenlohe (Dritter v.l.) hierher gelockt hat.
Seniorchef Klaus Mozer (rechts) empfängt eine Besuchergruppe aus dem Unterallgäu, die Sven Schneider, Chef der BAG Hohenlohe (Dritter v.l.) hierher gelockt hat.  Foto: Reichert, Ralf

Doch in einem sind sich beide Chefs einig: Nur wer hervorragende Früchte verarbeitet, erntet einen herausragenden Brand. Was ist also das Erfolgsgeheimnis? "Gutes Obst, gutes Obst, gutes Obst", sagt Klaus Meißner (64). "Gute Ware vom Baum, eine optimale Gärung und zartes Brennen", meint Karl Mozer (79). Wobei sein Enkelsohn Constantin, der mittlerweile "Schnaps-Chef" in dem Familienbetrieb ist, präzisiert: "90 Prozent der Qualität bestimmt das Obst, nur zehn Prozent die Brennerei."

 


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Trotzdem kann sich die Anlage auf dem Lerchenhof sehen lassen. Glänzendes Design, blitzende Oberflächen, neueste Geräte - der "Maschinenraum" macht was her. Klaus Meißner legt auf so etwas keinen gesteigerten Wert. Seine Brennerei hat schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel, und sie steht ziemlich schmucklos in einem Raum, der einer Garage ähnelt. "Warum soll ich mir eine neue für 30.000 oder 40.000 Euro kaufen, wenn die alte noch funktioniert?" Besser würden die Brände deshalb nicht. Gefragt sei eben vor allem gutes Obst - und ein gutes Händle, vor allem beim Gären.

So viel Liter Alkohol produzieren die Pfedelbacher Betriebe

Matte Konturen, unscheinbare Form: Klaus Meißner zeigt den Öhringern Dorit Pfaller und Roland Oechsle seine ganz bodenständige Brennanlage, die schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel hat.
Matte Konturen, unscheinbare Form: Klaus Meißner zeigt den Öhringern Dorit Pfaller und Roland Oechsle seine ganz bodenständige Brennanlage, die schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel hat.  Foto: Reichert, Ralf

Die Brennerei Meißner darf pro Jahr maximal 300 Liter zu versteuernden Alkohol produzieren. "Das entspricht 650 Liter fertigen Schnaps", so Meißner. Er verarbeitet 5000 bis 6000 Liter Obstmaische - im Jahr. Bei Mozers Spirit sind es 2000 Liter Obstmaische - pro Tag. Der Betrieb setzt auf höchste Qualität - und auf Menge. 800 bis 900 Liter fassen die Gärtanks, zweieinhalb Inhalte werden täglich verschafft. Die Brennblase nimmt 350 Liter auf. Die trinkbare Ausbeute schwankt zwischen zwei Prozent bei Williams Birne oder sieben Liter und neun Prozent bei Kirsche oder 30 Liter.

"Obstbrand ist das aufwendigste, was man herstellen kann," sagt Constantin Mozer. Der Junior hat frischen Wind auf den Lerchenhof gebracht. Seit 2020 sind die Etikette neu gestylt, eine Hamburger Werbeagentur krempelte des Marketing um. Seitdem rangiert Mozers Spirit "am oberen Ende der Preisskala", sagt der Senior. Zuerst war er dagegen. Doch es hat sich gelohnt, denn: "Einige kommen zwar nicht mehr, dafür kommen mehr dazu." Klaus Meißner fährt einen anderen Kurs. Neue Etiketten soll es zwar auch bald geben. "Aber bei uns bleibt alles ganz schlicht."


Tausende Besucher bei den Brennpunkten in Pfedelbach

An Allerheiligen lebt das Brenner-Handwerk in Pfedelbach auf. Die Brennpunkte lockten auch diesmal tausende Besucher an. Sieben Betriebe zeigten ihr Können und verköstigten die Gäste. Viele nutzten das schöne Wetter, um die Stationen auf den Destillatwegen zu Fuß oder mit dem Rad anzusteuern.

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