Netzbooster wird beim Kupferzeller Umspannwerk gebaut
Transnet hat bei einer Info-Veranstaltung in der Kupferzeller Mehrzweckhalle offiziell den beantragten Standort des 190-Millionen-Euro-Pilotprojekts verkündet. Demnächst startet das Genehmigungsverfahren.

Nicht alle Plätze in der Carl-Julius-Weber-Halle sind am Mittwochabend belegt. Ob es daran liegt, dass die Hohenloher Zeitung bereits vergangene Woche den Standort des Kupferzeller Netzboosters vermeldet hat - oder doch womöglich daran, dass die Mehrheit der Bürger per Abstimmung mit den Füßen signalisiert, ihren Frieden mit den Plänen von Projektierer Transnet gemacht zu haben? Nur rund 60 Menschen verschaffen sich beim "Info-Markt", in dessen Rahmen die gewählte Örtlichkeit für die rund 190-Millionen-Euro teure Netzstabilisierungsanlage präsentiert wird, selbst ein Bild.
Nun ist es offiziell: Die Riesenbatterie wird unmittelbar nordöstlich des örtlichen Umspannwerks gebaut - vorbehaltlich der Genehmigung vonseiten des Regierungspräsidiums. Die Vorteile des beantragten Standorts liegen aus Perspektive des Vorhabenträgers auf der Hand: Dort seien die "beste technische Realisierung" sowie "geringstmögliche Beeinträchtigung von Umwelt, Landschaftsbild und Eigentümern" gegeben - und auch die niedrigsten Baukosten.
Ringen um Kompromisse

Lange und intensiv habe man im "Forum Energiedialog" gerungen, so Bürgermeister Christoph Spieles, um "das Beste für die Gemeinde zu erreichen". Das Beste aus seiner Sicht: Schadensbegrenzung. Denn der Verwaltungschef macht aus seiner Haltung, das Pilotprojekt am liebsten gänzlich verhindert haben zu wollen, auch weiterhin keinen Hehl. Er ermuntert die Bürger, Einwendungs-Möglichkeiten im anrollenden Planfeststellungsverfahren zu nutzen: Nur so könne das Projekt "kritisch und konstruktiv" mitgestaltet werden.
TransnetBW-Geschäftsführer Werner Götz hat die vergangenen Jahre des Dialogs ebenfalls als "nicht immer vergnügungssteuerpflichtig" erlebt: Aus seiner Perspektive werden durch die Verzögerungen jährlich Riesensummen an Geld verschwendet und der für die Zukunftsfähigkeit des Stromnetzes nötige Aufbau moderner Infrastruktur erschwert. Götz klar: Der Booster diene nicht dem Zweck, wirtschaftliche Vorteile für seinen Konzern zu generieren - sondern ohne derartige Modelle sei die Energieversorgung nach dem Aus von Atom und Kohle schlicht nicht mehr zu leisten. Es stünden Versorgungssicherheit und Wohlstand auf dem Spiel.
Die Sorgen in Teilen der Bürgerschaft seien "verständlich" und würden nicht ignoriert: So habe man mit dem Entscheid für die modulare Container-Bauweise und Lithium-Eisenphosphat als Akku-Technologie der Sicherheit oberste Priorität verliehen. Der Transnet-Chef appelliert an "gute Nachbarschaft". Das Projekt sei auf ein halbes Jahrhundert ausgelegt: "Wir bleiben hier."
Dies freilich empfindet nicht jeder als Bereicherung, wie die Beiträge der Anti-Booster-Bürgerinitiative (BI) "Ein Herz für Hohenlohe" neuerlich verdeutlichen: Dass die Riesenbatterie nun lediglich etwas über 300 Meter von der Wohnbebauung entfernt liegt, erzürnt sie. Man fühlt sich "keine Sekunde ernst genommen" und hält den "Faktor Mensch" bei den Planungen für sträflich vernachlässigt. "Wir reden hier über eine Pilotanlage, die es in vergleichbarer Dimension noch nicht gibt", so BI-Vertreter Timo Köberer, der auch die Frage aufwirft, ob es aus Sicherheitsgründen sinnvoll sei, zwei zentrale Knoten der Energieversorgung - Umspannwerk und Booster - direkt nebeneinander zu platzieren.
Zahlreiche kritische Fragen

Doch die alternativen Standorte im Prüfungsprozess - sie schienen den Verantwortlichen allesamt unpraktikabel: Die Gemeinde wollte den von Transnet angestrebten Bau im Lietenbachtal verhindern; der Projektierer indes betont, für den Platz beim Gewerbepark hätte man ganze 24 Mittelspannungs-Kabel quer durch Kupferzell verlegen und 80 Grundstücke queren müssen.
Zahlreiche Fragen dann in der Diskussionsrunde: Wird der Booster irgendwann womöglich nochmals vergrößert? Experte: Eher unwahrscheinlich. Was passiert im Fall eines Brandes mit dem Chemie-Löschwasser? Keine Gefahr der Boden- oder Grundwasser-Verseuchung, heißt es. Wer haftet beim Unfall? Transnet-Chef Götz betont, die Obergrenze der Versicherung liege im dreistelligen Millionenbereich. Und was ist der Mehrwert für die Gemeinde? Eine Firmen-Gesellschaft werde vor Ort Gewerbesteuer bringen - und die Anlage diene dem Wohl der Allgemeinheit: "Mehr kann ich Ihnen nicht anbieten." Meinung "Dringlichkeit"