Nahende Impfpflicht: BBT-Gruppe schmiedet Notfallpläne für Hohenlohe
In den Seniorenzentren wäre selbst der Ausfall weniger Pflegekräfte nur schwer ersetzbar. Der größte Gesundheitsdienstleister im Kreis kritisiert, viele arbeitsrechtliche Fragen seien noch offen, was die Einrichtungen ab dem 16. März vor Probleme stellen werde.

Die Impfpflicht für Beschäftigte im Gesundheitswesen naht. Die BBT-Gruppe betreibt im Hohenlohekreis acht Seniorenzentren und das Krankenhaus in Öhringen. Wie sehen die Verantwortlichen dem 16. März entgegen?
Verantwortliche suchen weiterhin das Gespräch mit den Ungeimpften
"Wir wollen in den kommenden Tagen und Wochen sowohl in einem persönlichen Anschreiben als auch in direkten Gesprächen noch einmal auf alle Mitarbeitenden zugehen, die sich bisher noch nicht zu einer Impfung entschließen konnten", sagt Sprecherin Ute Emig-Lange. "Unser Ziel ist es, mögliche Ängste und Unsicherheiten anzusprechen und offene Frage zu klären, um so die Mitarbeitenden doch noch für eine Impfung gewinnen zu können."
Impfquote liegt im Krankenhaus im Schnitt über 90 Prozent, in den Seniorenzentren darunter
Die BBT-Gruppe hat den Impfstatus abgefragt. Noch liegen nicht alle Rückmeldungen vor. "Über alle Berufsgruppen hinweg zeichnet sich im Hohenloher Krankenhaus eine hohe Impfquote von über 90 Prozent aller Beschäftigten ab." In den acht Senioreneinrichtungen sei das Bild unterschiedlich. "Hier liegen wir im Schnitt unter 90 Prozent. Wir gehen allerdings davon aus, dass sich bis zum 15. März noch einige Mitarbeitende impfen lassen werden."
Im März gibt es Impftermine mit dem neuen Totimpfstoff des Herstellers Novavax
Nächste Woche und Anfang März seien noch einmal Impftermine angesetzt worden: im März dann auch mit dem neuen Totimpfstoff des Herstellers Novavax. "Einige Mitarbeitende haben bereits Interesse an einer Impfung mit diesem Impfstoff signalisiert." Emig-Lange betont, dass die Impfpflicht nicht nur für Pflegekräfte oder Ärzte gilt, sondern auch für alle anderen Mitarbeitenden, etwa in Verwaltung, Küche und Technik.
"Mit Massenkündigungen rechnen wir nicht"
Zuletzt hieß es, Betreiber von Altenheimen fürchteten Massenkündigungen und einen Versorgungskollaps, da es schon jetzt viel zu wenig Pflegekräfte gebe und im Zuge der Corona-Pandemie die meisten Beschäftigten mit ihren Kräften am Ende seien. "Mit Verweis auf die Impfung oder auf die Belastungen durch die Corona-Pandemie liegen uns bisher noch keine Kündigungen vor", so Emig-Lange. "Mit Massenkündigungen rechnen wir nicht."
BBT-Gruppe feilt an Ausfallplänen für die Klinik und die Seniorenheime
Ist schon abschätzbar, welche Folgen die Impfpflicht für die Versorgung haben wird? "Da wir noch nicht wissen, wie viele Mitarbeitende sich nicht impfen lassen werden und welche konkreten Schritte die Gesundheitsämter im Einzelfall unternehmen, lässt sich das aktuell noch nicht sagen. Wir sind dabei, Ausfallpläne zu erstellen."
"Ein Ausfall auch von wenigen examinierten Kräften ist tatsächlich nur schwer zu ersetzen"
Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats, warnt: "Wenn ungeimpfte Pflegekräfte Tätigkeitsverbote bekommen, wird die Versorgungslage immer prekärer." Sieht die BBT-Gruppe das genauso oder kann sie einen gewissen Aderlass verkraften? "In den Pflegeberufen besteht, nicht erst seit Corona, ein Mangel an qualifizierten Pflegekräften. Das betrifft vor allem die Altenpflege. Auch wenn die Situation in einzelnen Seniorenzentren sehr unterschiedlich ist: Ein Ausfall auch von wenigen examinierten Kräften ist tatsächlich nur schwer zu ersetzen", erklärt Emig-Lange.
BBT-Gruppe vermisst klare Ausführungsbestimmungen
Was erwartet die BBT-Gruppe ab dem 16. März, wenn die Gesundheitsämter das Sagen haben und bestimmen können, ob Ungeimpfte weiterarbeiten können oder nicht? "Nach der Entscheidung für eine einrichtungsbezogene Impfpflicht hätten wir uns von den zuständigen Behörden schon früher klare Ausführungsbestimmungen gewünscht, denn tatsächlich sind noch zahlreiche arbeitsrechtliche Fragen offen, die uns in den Einrichtungen ab dem 16. März vor Probleme stellen werden", sagt Emig-Lange.
Alle ungeimpften Beschäftigten werden bis 15. März an das Gesundheitsamt gemeldet
"Wir werden, wie im Gesetz vorgesehen, am 15. März alle dann noch ungeimpften Mitarbeitenden, die uns keinen Nachweis vorgelegt haben, an das Gesundheitsamt melden." Jüngsten Informationen des Sozialministeriums zufolge, die vergangene Woche bei einer Online-Veranstaltung übermittelt worden seien, werde das Gesundheitsamt Kontakt zu diesen Personen aufnehmen und jeden Einzelfall prüfen.
BBT-Gruppe rechnet nicht damit, dass ungeimpfte Kräfte gleich am 16. März ein Betretungsverbot erhalten
"Wir gehen davon aus, dass diese Prüfungen einige Tage, eventuell auch länger, in Anspruch nehmen werden. Das weitere Vorgehen liegt im Ermessen der Behörden." Die BBT-Gruppe interpretiert die aktuellen Ansagen des Ministeriums so, dass nicht mit einem sofortigen Betretungsverbot für ungeimpfte Kräfte am 16. März zu rechnen sei.
Kritik an politischer Debatte zur einrichtungsbezogenen Impfpflicht
Die BBT-Gruppe betreibt Seniorenzentren in Dörzbach, Forchtenberg, Krautheim, Neuenstein, Öhringen, Pfedelbach, Schöntal und Waldenburg sowie das Hohenloher Krankenhaus in Öhringen. Wie ist die Stimmung in den Pflegeteams? Sprecherin Ute Emig-Lange lobt die hohe Einsatzbereitschaft. Der Teamgeist sei intakt, auch wenn sich eine "gewisse Corona-Müdigkeit" breitmache.
"Das Verständnis für Impfverweigerer im Allgemeinen schwindet." Klar sei: An der Impfung führe kein Weg vorbei, um aus der Pandemie zu kommen. "Wir hoffen daher auf eine weitsichtige und durchdachte Politik mit verlässlichen Entscheidungen." Die aktuelle Debatte zur einrichtungsbezogenen Impfpflicht sei "wenig hilfreich und wird leider immer mehr zu einem parteipolitischen Ränkespiel". Sie schade dem Ansehen der Politik und führe dazu, "dass die Sinnhaftigkeit der Impfung insgesamt in Frage gestellt wird". Mitarbeitende, die noch Zweifel hegen, würden durch diese Kontroversen "eher noch weiter verunsichert".




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