Nach Online-Vorlesungen: Studenten zurück auf dem Campus in Künzelsau
Mit den Erstsemestern kehrt wieder der normale Alltag an der Reinhold-Würth-Hochschule ein. Von zurückgegebenen Wohnungen und Pendlern und neuen Studiengängen.

Das neue Semester ist erst wenige Tage alt. Sechs Studientage, um genau zu sein, rechnet Alex an zwei Händen nach. Der 24-Jährige ist vor wenigen Tagen von Tuttlingen nach Künzelsau gezogen, um dort an der Hochschule Sportmanagement zu studieren. "Das gibt es nur hier", erklärt der Erstsemester. Für sich selbst findet er es ganz gut, dass Künzelsau nicht die Riesen-Metropole ist. Er habe zuvor in Schwenningen internationale Wirtschaft studiert. "Das war zu viel Ablenkung dort", gesteht er grinsend. Dazu kam, dass Corona gleich in seinem ersten Semester dort Online-Vorlesungen bedingte. "Und dann ist die Gefahr groß, nichts zu tun." In Künzelsau, ist er sicher, ist der Kontakt zu Mitstudenten und Professoren so groß, dass die Gefahr nicht besteht.
Fußball Grund für Heimatnähe
Sein Studienkollege Kevin, ebenfalls 24, nickt. Er kommt aus Neuenstein und wusste deshalb genau, was ihn in Künzelsau erwartet. "Das war mir wichtig, dass es heimatnah ist. Ich spiele in Satteldorf Fußball", erklärt Kevin. Satteldorf ist in der Landesliga. Beide sind zuversichtlich, dass Corona den Studienbetrieb diesen Winter nicht lahmlegen wird. "Viele haben sich jetzt doch wieder Wohnungen hier gesucht. Und auch die Profs sind froh, dass alles wieder normal ist", sagt Alex.
Aus Heidelberg nach Künzelsau
Auch Jonas (26) und Tim (18) sind neu auf dem Campus. Jonas ist aus der Studentenstadt Heidelberg am Neckar an das kleine Hochschulstädtchen Künzelsau am Kocher gezogen. Eine Wohnung musste er nicht suchen. Seine Familie hat hier eine. "Aber es wäre auch kein Problem gewesen, es hätte gleich gegenüber etwas gegeben", berichtet er von attraktiven Angeboten in Fußnähe. "Ich wollte nicht studieren wo ich lebe", begründet er seinen Umzug auf"s Land. Dass es ruhig ist in Hohenlohe, das war ihm klar. "Aber es gibt viele private Partys", hat er schon in der kurzen Zeit erfahren. Für Tim war klar, vorerst in Neuenstadt bleiben zu wollen.
Es ist familiär
"Allein wegen des Geldes, aber auch, weil es den Studiengang Energiemanagement nur hier gibt.". Um Online-Vorlesungen auf jeden Fall zu vermeiden, habe er schon überlegt, eine Ausbildung zu machen, erklärt Tim. "Daheim wäre die Ablenkung zu groß", weiß er aus der Schulzeit unter Pandemie-Bedingungen. Im Studiengang von Tim und Jonas geht es extrem familiär zu: Von den acht auf der Liste stehenden Erstsemestern im neuen Studiengang Energiemanagement seien vier tatsächlich vor Ort.
Jetzt wäre hybrid ganz gut

Während die Menge der Studenten um die Mittagszeit Richtung Mensa läuft, schlägt Felix (23) bereits den entgegengesetzten Weg ein. Er ist im sechsten Semester. Tatsächlich aber hat er davon die wenigste Zeit in Künzelsau verbracht. Anfangs habe er auch in der Kocherstadt gewohnt, sagt Felix. "Doch dann kam Corona und es ist echt doof, allein in einem Zimmer zu sitzen." Deshalb zog er zurück nach Bietigheim-Bissingen. "Für mich wäre hybrid jetzt gut", sagt Felix, der trotz der über zwei Stunden Fahrt pro Tag erleichtert ist, nun noch etwas normalen Studentenalltag erleben zu können. Er lobt den engen Kontakt der Professoren zu den Studierenden. "Das ist der ganz große Vorteil hier." Und: Die Parkplatzsituation sei wohl noch nicht ideal, aber doch besser.
Hochschulstandort auf Ortsschild
Auch Alicia hat jeden Tag fast drei Stunden Fahrt vor sich. Sie ist mittlerweile im siebten Semester und pendelt zwischenzeitlich aus Pforzheim. Anfangs habe sie ein Zimmer in Künzelsau gehabt, sagt sie. "Doch gelohnt hat sich das eigentlich nur ein Semester", erklärt sie. Dann lebte sie wie viele andere wieder daheim. "Und die Wohnung habe ich umsonst bezahlt." Dass Künzelsau jetzt das Wort "Hochschulstandort" auf das Ortsschild schreiben darf? "Das haben wir gehört", grinsen die Studenten.