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Mülldeponie Beltersrot: Ab Juli 2022 geht es los

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Der neue Abschnitt ist im Sommer betriebsbereit. Ab dann laden jeden Werktag bis zu 60 Laster jahrzehntelang auch schwach belastetes Material ab. Das Areal wird mit Erdaushub und Bauschutt befüllt.

Der voll verfüllte Abschnitt (links, oben bis Mitte) wird von oben abgedichtet, der neue (rechts, unten bis Mitte) von unten. Im Juli 2022 startet der Betrieb.
Foto: Ralf Reichert
Der voll verfüllte Abschnitt (links, oben bis Mitte) wird von oben abgedichtet, der neue (rechts, unten bis Mitte) von unten. Im Juli 2022 startet der Betrieb. Foto: Ralf Reichert  Foto: Reichert, Ralf

Im Juli 2022 beginnt auf der Mülldeponie Beltersrot eine neue Ära. Der zweite Verfüllabschnitt ist dann von unten fertig abgedichtet, die zwei neuen Waagen am Eingang sind betriebsbereit, die beiden neuen Spuren für den Schwerlastverkehr ebenso. 30 bis 40 Lkw werden diese an jedem Werktag im Schnitt passieren, um Bauschutt und Erden in dem Areal abzuladen. In Spitzenzeiten können es bis zu 60 Lkw sein.

Nur anfangs gab es Beschwerden

Ist die Bevölkerung darauf vorbereitet? Silvia Fritsch, Betriebsleiterin der Abfallwirtschaft, glaubt: "Ja." Schon seit Mai 2020 würden ja täglich 40 bis 60 Laster von der B 19 über Westernach und die Kreisstraße 2364 auf das Gelände fahren, um spezielles Erdmaterial anzuliefern, das für die Abdichtung des neuen Deponieteils benötigt wird. "Ganz am Anfang hatten wir einige Beschwerden wegen verschmutzter Straßen. Ansonsten kam aber nichts mehr", sagt Fritsch.

 


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Das neue Verwaltungs- und Betriebsgebäude entsteht neben dem Wertstoffhof (links überdacht), die Steine markieren dessen Breite. Das alte Betriebsgebäude (rechts) wird abgerissen, Werkstatt und Gerätehalle werden dort neu gebaut.
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Deponie Beltersrot wird zum Zentrum der Hohenloher Abfallwirtschaft


Jüngere Vergangenheit voller Negativ-Schlagzeilen

Wie ist die Informationslage zu dem Müll selbst, der hier ab Sommer 2022 eingelagert wird, oder zu den technischen Barrieren, um das Grundwasser zu schützen? Schließlich ist die jüngere Vergangenheit der Kreisdeponie reich an Negativ-Schlagzeilen: angefangen von der Mailänder Erde, deren Lieferung 2007 nach lauten Protesten abgeblasen wurde, bis hin zu den baulichen Tücken des ersten Deponieabschnitts, der seit 2015 weitgehend mit Hausmüll voll befüllt und an einigen Stellen undicht ist, sodass Sickerwasser ins Grundwasser gelangt. Deshalb wird nun nichts dem Zufall überlassen, um den zweiten Abschnitt so sicher wie möglich von unten und von oben abzudichten. Die Bauarbeiten werden gründlichst überwacht, jedem kleinsten Hinweis aus der Bevölkerung wird akribisch nachgegangen.

"Konflikt ist beidseitig befriedet"

Kreisverwaltung und Abfallwirtschaft auf der einen und lokale Kritiker auf der anderen Seite hatten vor fünf Jahren einen Kompromiss gefunden, der beide Seiten zufriedenstellte, nachdem zuvor heftige Konfrontationen einen Dialog verhindert hatten. Seitdem ist das Klima konstruktiv und der laute Streit verhallt. "Die Emotionalität ist raus und der Konflikt beidseitig befriedet", sagt Fritsch. "Alles geht sehr sachlich zu, es ist ein ganz anderer Umgang als damals." Die HZ konnte sich davon beim letzten digitalen Baustellenstammtisch im Frühjahr 2021 überzeugen.

Was steckt hinter den beiden Deponieklassen?

Der neue Abschnitt genehmigt Erdaushub und Bauschutt aus zwei Deponieklassen. Die erste beinhaltet unbelasteten Abfall (DK 0), die zweite schwach belastetes Material (DK 1). Die erste ist nur für Müll aus dem Hohenlohekreis gedacht, die zweite offen für Anlieferer von außerhalb. Was heißt schwach belastet? Das klinge schlimmer, als es tatsächlich sei, sagt Fritsch. Die Kategorien DK 0 und DK 1 lägen gar nicht so weit auseinander. "Der gravierendste Unterschied ist, dass der organische Anteil hier 1,0 Prozent und dort 3,0 Prozent betragen darf. Darunter fällt Wurzelwerk genauso wie eine tote Maus." Diese "Organik" sei bei bei der Müllentsorgung die Hauptbelastung, "weil die Stoffe im Boden arbeiten" und sich zu schädlichen Substanzen umwandeln könnten. Deshalb darf stark organischer Abfall wie Hausmüll seit Juni 2005 nicht mehr in Deponien entsorgt werden.

Neben der Organik sind auch Schwermetalle im Fokus

Bauschutt und Erden könnten aber auch Schwermetalle enthalten. "Bei uns in der Umgebung ist es Kupfer, woanders Chrom." Auch hier seien Grenzwerte einzuhalten, die dann zur Kategorisierung DK 0 und DK 1 führten. In Baden-Württemberg gebe es zu wenig DK 1-Deponien, weshalb Beltersrot auch die Entsorgung anderer Kreise sichere.

Erdmanager soll für gleichmäßige Stoffströme sorgen

Bislang landen Bauschutt und Erden aus dem Hohenlohekreis auf der Mülldeponie Vogelsang in Heilbronn. Woher wird der Abfall für den neuen Deponieabschnitt in Beltersrot kommen? "Es laufen bereits lose Gespräche mit den Nachbarkreisen", sagt Fritsch. "Ein Erdmanager wird die Stoffströme organisieren und darauf achten, dass die angelieferten Mengen relativ gleichmäßig übers Jahr verteilt sind." Dies hänge aber auch davon ab, "wie viele Baustellen es gibt", erklärt Fritsch.

50.000 Tonnen pro Jahr sind das Maximum

Die maximale Jahresmenge liegt bei 50.000 Tonnen, in 15 bis 20 Jahren könnte der erste neue Abschnitt voll sein. Danach wäre direkt daneben noch Platz für die gleiche Menge Müll, dieses zweite Areal müsste dann wieder von unten abgedichtet werden und könnte nochmals zwei Jahrzehnte Abfall aufnehmen. Insgesamt ist der Bereich ausgelegt auf 1,2 Millionen Kubikmeter Abfall.

 

Was auf der Deponie sonst noch passiert

Der komplette Eingangsbereich des Deponiegeländes wird bis Sommer 2022 neu geordnet sein. Die Arbeiten haben jetzt begonnen, unter anderem werden das alte Betriebsgebäude und die Werkhallen abgerissen und zwei neue Waagen eingebaut. Schon seit Mai 2020 laufen die Bauarbeiten, um den vorwiegend mit Hausmüll verfüllten ersten Abschnitt von oben abzudichten, damit kein Regenwasser mehr eindringt. Dies dauert bis Ende 2023. Der stillgelegte Deponiekörper muss danach weiter überwacht werden, diese Nachsorge ist eine Generationenaufgabe und kann 100 Jahre dauern. Bis zu 30 Jahre könnten vergehen, ehe gar kein Sickerwasser mehr in den Untergrund austritt. Strenge Prüfungen sind Pflicht, Störungen müssen behoben werden. 

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