Deponie Beltersrot wird zum Zentrum der Hohenloher Abfallwirtschaft
Hohe Investitionen und Rückstellungen, neue Gebäude und zusätzliche Stellen: Wie wirkt sich das auf die allgemeinen Müllgebühren im Hohenlohekreis aus?

In Künzelsau entsteht ein Kreishaus. Doch nicht alle Bereiche werden im neuen Landratsamt vereint. In der Kupferzeller Schloßstraße wird das Landwirtschafts- und Veterinäramt bis auf weiteres seinen Sitz haben. Und am Eingang der Deponie in Beltersrot zieht die Abfallwirtschaft Hohenlohekreis (AWH) alle Kräfte zusammen. Dafür muss neu gebaut werden. Hinzu kommt die Stilllegung und Erweiterung der Deponie. Das zieht hohe Investitionen nach sich. Außerdem kommen ab 2022 mehr als neun Stellen hinzu. Die AWH ist ein Eigenbetrieb und muss alles selbst erwirtschaften. Viele Müllgebührenzahler fragen sich deshalb: Lohnt sich das? Oder sind wir am Ende die Leidtragenden?
Müllgebühren sollen bis 2024 stabil gehalten werden
Die Ansage im Herbst 2020 war klar: Der satte Anstieg der Müllgebühren um 49 Prozent seit 2017 ist gestoppt. 2021 blieben sie weitgehend stabil und sollen bis 2024 auf diesem Niveau gehalten werden. Bleibt es dabei? Im Moment spricht wenig dagegen. Die Kalkulation von damals hat weiter Bestand - auch wenn das neue Verwaltungs- und Betriebsgebäude nun räumlich getrennt von der Werkstatt und Gerätehalle gebaut wird. "Die Kostenprognose hat sich nicht erhöht", versichert AWH-Geschäftsführer Sebastian Damm. Für das Gesamtpaket sind weiter rund 5,3 Millionen Euro vorgesehen - wobei die Werkstatt und Halle mit 500 000 Euro zu Buche schlagen. Positiver Nebeneffekt: 20 bis 25 Prozent des Invests müssen womöglich gar nicht über die normalen Abfallgebühren refinanziert werden, sondern über die Anliefergebühren für Bauschutt und Erden in einem separaten Haushalt. Bis Sommer 2022 soll das erste Material eingebaut werden.
Die Option Landratsamt wäre kaum günstiger gewesen
Unterm Strich könnte dies den normalen Müllgebühren-Etat um immerhin 1,0 bis 1,3 Millionen Euro entlasten. "Die restlichen 75 bis 80 Prozent dieser Investition holen wir in 40 Jahren über die normalen Abfallgebühren herein. Das ist ein sehr langer Zeitraum, sodass die Kosten deswegen auf keinen Fall explodieren", erklärt Damm. Wenn die Abfallwirtschaft ins neue Kreishaus gezogen wäre, hätte sie für die Miete kaum weniger zahlen müssen. So sei die gesamte AWH an einem Fleck vereint - und zwar für die kommenden 50 Jahre. Die Synergien könnten deshalb voll und nachhaltig ausgeschöpft werden.
Was auf jeden Fall am Gebührenzahler hängenbleibt - und was nicht
Ein dicker Brocken im normalen Gebührenhaushalt bleiben allerdings die hohen Rückstellungen für die Stilllegung und Nachsorge des vorwiegend mit Restmüll befüllten ersten Deponieabschnitts, der bis Herbst 2023 komplett abgedichtet sein soll. Zuletzt fehlten noch neun Millionen Euro, um die Bilanzverluste bis 2024 zu bereinigen. Das bleibt auf jeden Fall an den Müllgebührenzahlern hängen. Die Kosten für die Erweiterung der Deponie um einen zweiten Abschnitt für Bauschutt und Erden bleibt indes völlig außen vor. Dies gilt auch für 7,3 der insgesamt 9,3 neuen Stellen, die ab 2022 ausschließlich dafür vorgesehen sind und von den Anlieferern damit über einen eigenen Haushalt finanziert werden. "Die anderen zwei Stellen entfallen auf den normalen Gebührenhaushalt, aber auch das wird man darin kaum merken."
So geht es auf der Deponie-Baustelle weiter
Das alte Betriebsgebäude wird ab Mitte Oktober abgerissen. Bis dahin werden Bürocontainer aufgestellt sein. Dann wird die Deponiezufahrt samt Waagen erneuert: mit getrennten Spuren für die Anlieferung zur Deponie und zum Wertstoffhof, der seit April 2021 mit erweiterten Öffnungszeiten im Regelbetrieb ist. Ab Juli 2022 soll der neue Abschnitt erstmals mit Bauschutt und Erden befüllt werden.
Generalübernehmer muss Kosten- und Zeitpläne einhalten
Nach der Vergabe an einen Generalübernehmer im Januar 2022, der auf die Einhaltung aller Kosten- und Zeitpläne verpflichtet wird, soll der Bau des neuen Verwaltungs- und Betriebsgebäudes spätestens im Sommer 2022 starten und bis spätestens Ende 2023 beendet sein. Er entsteht jetzt in direktem Anschluss an den Wertstoffhof, daneben sind rund 50 Parkplätze vorgesehen. Dafür fällt der frühere Grüngutplatz komplett weg. "Wir suchen statt dessen langfristig nach einem anderen geeigneten Standort", sagt Damm. Seit 1. März 2019 können die Kupferzeller ihr Grüngut am Festplatz loswerden. Damals starteten die Bauarbeiten auf dem Deponiegelände. "Das Angebot wird jetzt auf unbestimmte Zeit verlängert", sagt Damm. Die Werkstatt und Gerätehalle werden bis Ende 2023 auf der Fläche des alten Betriebsgebäudes neu gebaut.
Wie geht es ab 2025 weiter?
Ab 2025 entfällt der Kostenblock Deponie. Dann könnten die Müllgebühren theoretisch wieder sinken. Praktisch müssen bis dahin die Verwertungsverträge für Restmüll neu ausgeschrieben werden. Die letzten von 2016 waren lukrativ. Jetzt ist mit hohen Preissteigerungen zu rechnen, die sich auf die Gebühren niederschlagen werden. Für eine Reduzierung bleibt also wenig Spielraum.


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