Müllabfuhr in Hohenlohe stockt - auch wegen der Hitze
Seit Juni gibt es immer wieder Ausfälle, weil in diesem Sommer zu viel zusammenkommt: Berufskraftfahrer und Müllwerker sind kaum zu bekommen, Corona-Infektionen und andere Leiden dezimieren das Personal. Die Hitze tut ihr übriges und legt etwa Fahrzeuge lahm.

Die Müllabfuhr so zu managen, dass sämtliche Touren wie angekündigt abgewickelt werden können: Das wird immer schwieriger. Berufskraftfahrer fehlen an allen Ecken und Enden, die Arbeit des Müllwerkers ist wenig begehrt. Hinzu kommen Personalausfälle wegen Corona oder anderer Krankheiten, die dieser Knochenjob mit sich bringt.
Jetzt fordert auch noch die andauernde Hitze ihren Tribut. Sie sorgt dafür, dass die sensible Technik streikt und Müllfahrzeuge öfter als sonst kurzfristig ausfallen. Und natürlich setzen die tropischen Temperaturen auch den Müllwerkern zu.
Ausgefallene Fahrten werden in der Regel am nächsten Morgen nachgeholt
Im Hohenlohekreis ist es aus all diesen Gründen seit Juni immer wieder zu Ausfällen gekommen. Das heißt: Bestimmte Touren konnten nicht gefahren werden, die Tonnen blieben ungeleert stehen. In der Regel wurden und werden die Fahrten gleich am nächsten Morgen nachgeholt. So wie am Donnerstag im Raum Forchtenberg, wo die Tour am Mittwoch ausgefallen war, weil die Mechanik eines Müllfahrzeugs den Geist aufgegeben hatte.
Seit Juni ist die Planung der Abfuhren zusätzlich erschwert
Marcus Essich leitet seit elf Monaten die Distribution bei der Firma Kurz Recycling aus Heilbronn, die den Restmüll und Biomüll im Hohenlohekreis abholt. "Es ist jeden Tag eine große Herausforderung, nach Lösungen zu suchen und die Abfuhren zu sichern", sagt er. Doch in den vergangenen zwei Monaten war es noch schwerer. Erstens werden die Biotonnen seitdem wöchentlich geleert und nicht mehr nur alle 14 Tage. Zweitens ist da die ungewöhnliche Hitze. Und drittens sucht die Corona-Sommerwelle bis heute auch diese Region heim. "Zehn bis elf einsatzfähige Fahrzeuge brauchen wir, um den Hohenlohekreis termingerecht zu bedienen. Und jeder Wagen muss mit einem Fahrer und einem Lader besetzt sein." Wenn dann wie jetzt drei Leute krank sind oder Urlaub haben und ein Fahrzeug technisch defekt ist, kommt es unweigerlich zu Ausfällen und Verzögerungen.
Nach Verzögerungen im Juni wurde nachgebessert
"Im Juni war es so, dass wir nur 85 bis 90 Prozent unseres vertraglichen Auftrags schafften", sagt Essich. Betroffen war das gesamte Kreisgebiet. "Jetzt liegen wir bei 95 bis 97 Prozent." Sprich: "Wir haben einige Dinge optimiert, und das hat gefruchtet." Der Auftraggeber, die Abfallwirtschaft Hohenlohekreis (AWH), hatte die Probleme im Juni in einer spärlichen Pressemitteilung publik gemacht, woraufhin die HZ intensiv nachgehakt und berichtet hat. Dann gab es ein Gespräch mit der Firma Kurz, bei dem laut Essuch "strukturelle Maßnahmen" fixiert wurden, um die Quote zu steigern. Tourenlisten wurden verfeinert, Bezirke überarbeitet, Teams und Fahrzeuge noch flexibler eingesetzt.
Abfallwirtschaft: Von Vertragsstrafen weit entfernt
AWH-Geschäftsführer Sebastian Damm hat Verständnis, dass es zuletzt geholpert hat. Auch die Beschwerden der Bürger hätten sich in Grenzen gehalten. Damm spricht von punktuellen Einschränkungen, die zwar ärgerlich seien, aber das bestellte und über die Müllgebühren finanzierte System nicht per se gefährdeten. "Von Vertragsstrafen sind wir deshalb weit entfernt." Und: "Corona und die Hitze: Das ist höhere Gewalt. Schadensersatzansprüche sind da gar nicht möglich."
"Markt für Berufskraftfahrer ist leergefegt"
Hinzu kommen branchenspezifische Probleme. "Der Markt für Berufskraftfahrer ist leergefegt", sagt Marcus Essich. Und: "Jeder produziert Müll, aber keiner will ihn einsammeln." Selbst Leiharbeiter seien sich dafür zu schade. "Zwei waren kürzlich hier, um zu fahren. Die sind nach fünf Minuten ausgestiegen und meinten: ,Oh Gott, das mache ich nicht, das ist mir viel zu stinkig"."
Auch Lader sind kaum zu haben
Beim Laden ist es nicht anders. Müllwerker Michael Nautscher sagt: "Das ist nicht jedermanns Arbeit. Es gibt welche, die machen das nur einen Tag und können dann nicht mehr, weil es ihnen zu schwer ist."
Der 57-Jährige ist schon lange dabei und macht einen sehr aufgeräumten Eindruck. Auch die Hitze steckt er gut weg. "Ich trinke halt drei Liter bei der Arbeit." Bis zu 1100 Tonnen leert er am Tag, je nach Bezirk. Am Donnerstag in Künzelsau sind es bis zu 700. Andere bräuchten bei diesem schweißtreibenden Wetter öfter Pause, er nicht. 45 Minuten: Das reicht. "Am besten ist, morgens früher und mehr Gas zu geben", wenn es kühler sei. Warum ist die Wagentechnik so anfällig? Der Verschleiß sei immer hoch und potenziere sich bei Hitze. "Meist spinnt ein Sensor oder die Hydraulik fällt aus, weil das Öl zu heiß wird."
Schutz vor Hitze
Was macht die Firma Kurz Recycling, um ihre Fahrer und Lader vor der Hitze zu schützen? "Wir statten sie mit Sonnenbrillen, Sonnenkappen und Sonnencremes aus", sagt Marcus Essich, Leiter der Distribution. "Außerdem stellen wir Wasser bereit." Die Kleidung sei Vorschrift. Sicherheitsschuhe, lange Hosen und Handschuhe: Das treibt den Schweiß. Ein reflektierendes T-Shirt ist aber drin. Die Arbeit beginnt eine Stunde früher, um die Nachmittagshitze zu meiden. "Die Jungs sind tapfer und tough", sagt Essich. "Alle Achtung, wie sie das trotz dieser und aller anderen Widrigkeiten meistern."