Mobilfunkmast in Ingelfingen: Bund will Hohenloher Funkloch stopfen
Der erste geförderte Mobilfunkmast in Baden-Württemberg soll bei Eberstal gebaut werden. Der Ortschaftsrat allerdings ist einstimmig gegen den geplanten Standort.

In Ingelfingen soll der erste geförderte Mobilfunkmast Baden-Württembergs gebaut werden. Der Gemeinderat hat in seiner Sitzung dem Baugesuch zugestimmt, allerdings nur sehr knapp - und nach langer Diskussion. Denn der Ortschaftsrat Eberstal, wo der Mast stehen soll, hat den Standort einstimmig abgelehnt. Man befürchte gesundheitliche Schäden durch Strahlenbelastung, zitiert Bauamtsleiter Roman Maier aus der Begründung. Es sei ein Alternativstandort vorgeschlagen worden, der weiter entfernt von der Ortschaft liegt.
"Mit dem Turm sollen die Straßen abgedeckt werden, auch für Notrufe nach Unfällen", sagt Bürgermeister Michael Bauer in der Sitzung. Dazu gehöre auch eine "klassifizierte Straße" durch Diebach - demnach verbessere der Funkturm den spärlichen Handyempfang in dem Ort. In Pressemitteilungen zur Übergabe des Förderbescheids heißt es: 110 Haushalte und drei Kreisstraßen auf einer Fläche von 52 Hektar werden über den 50 Meter hohen Turm mit Netz versorgt.
Mobilfunkmast in Ingelfingen: So werden die Standorte für geförderte Masten untersucht
Den Standort hat die Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft (Mig) ausgesucht, die im Auftrag des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr für die Mobilfunkförderung zuständig ist. Für die Suche nach förderfähigen Standorten macht sie eine sogenannte Versorgungsanalyse, erklärt Pressesprecherin Nadine Stephan. "Die Mobilfunknetzbetreiber liefern uns Daten, wo sie eine Abdeckung leisten können." Die Flächen, die übrig bleiben, sind die sogenannten weißen Flecken, oder die grauen, wenn Kunden einzelner Anbieter dort keinen Empfang haben.
Im nächsten Schritt werde abgefragt, ob an dieser Stelle ein eigenwirtschaftlicher Ausbau für Netzbetreiber machbar ist oder ob Förderprogramme der Bundesländer, wie es beispielsweise Hessen hat, dort greifen. Erst danach sei ein Gebiet förderfähig und die Mig macht sich auf die Suche. "In der Regel gehen unsere Akquisiteure zunächst auf die Gemeinden zu, um geeignete Standorte ausfindig zu machen", so Stephan. Im Allgemeinen werden sowohl kommunale als auch private Grundstücke untersucht. Es folge ein Förderaufruf, bei dem sogenannte Towercompanies - Firmen, die Funkmasten bauen - Förderanträge stellen können. Den Ingelfinger Turm baut die Deutsche Funkturm GmbH - mit einer Förderung von 910 000 Euro, laut Mitteilung.
Aus welchen Gründen die Entscheidung für den geplanten und gegen andere Standorte in Ingelfingen gefallen ist, kann Stephan nicht sagen - der Mitarbeiter, der sich mit dem Projekt auskennt, sei derzeit krank. Die Infos werden nachgereicht, verspricht sie.
In der Gemeinderatssitzung sind die Kriterien nicht klar
Auch bei der Gemeinderatssitzung am Dienstag gibt es keine Informationen über das Vorgehen der Mig. "Ein Alternativstandort kommt nicht in Frage für den Bauherrn", sagt Bauamtsleiter Maier. Bürgermeister Bauer sagt dazu: Bei dem Baugesuch, über das abgestimmt werde, gehe es nur um den Masten als Gebäude auf diesem konkreten Grundstück, unabhängig von seinem Zweck.
"Ich finde es komisch, dem jetzt zuzustimmen, wenn der Ortschaftsrat den Standort einstimmig abgelehnt hat", sagt Ratsmitglied Hans Wallner und fragt, ob der Alternativstandort ernsthaft überprüft wurde. Bauer entgegnet: "Wir können nur vertrauen auf das, was die Planer sagen" und nach deren Sicht sei das der beste Standort. Er verweist darauf, dass "99 Prozent hier im Saal" ein Handy hätten und die Belastung dadurch höher sei als durch den Mast. Der Rat Siegfried Swoboda betont, dass bei der Bageno ebenfalls bereits Antennen installiert worden seien obwohl diese näher an Wohnhäusern seien als der geplante Mast.
Antrag abgelehnt
Weitere Meldungen aus dem Rat werfen ebenfalls die Frage auf, ob der Alternativstandort überprüft wurde. Wallner stellt deshalb den Antrag, das Baugesuch abzulehnen, bis die Bedenken ausgeräumt seien. Mit dem Ergebnis neun zu zehn wird dies jedoch abgelehnt. Bauer drängt darauf, über den eigentlichen Beschluss abzustimmen: Elf Räte sind dafür, sieben dagegen und zwei enthalten sich.
Drei Netzbetreiber werden sich auf den Mast aufschalten
In Ingelfingen werden die Firmen Telefónica (O2), Telekom und Vodafone Antennen installieren. Ein Vodafone-Sprecher sagt, davon werden "370 Einwohner im Ort Diebach profitieren". Eine Ausrichtung der Antennen ausschließlich auf weiße Flecken sei nicht möglich, so eine Telekom-Sprecherin: Die Netze müssen sich überschneiden, damit ein unterbrechungsfreier Übergang von einer Funkzelle in eine andere möglich ist, sonst könne es beim Fortbewegen zu Telefon-Abbrüchen kommen. Wie die Mig betonen die Netzbetreiber die hierzulande strengen Grenzwerte beim Strahlenschutz.
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