Wie der neue Landrat des Hohenlohekreises seinem Job entgegenfiebert
Anderthalb Monate nach der Landratswahl bereitet sich Sieger Ian Schölzel auf die Amtsübernahme vor. Verlierer Karl Michael Nicklas spricht über seine Gefühle nach der Niederlage.

Sechs Wochen nach der Landratswahl will die Heilbronner Stimme/Hohenloher Zeitung wissen: Wie fiebert Ian Schölzel seinem neuen Job als Chef des Hohenlohekreises entgegen? Und: Hat Karl Michael Nicklas seine schmerzliche Niederlage inzwischen verdaut?
Der Gewinner verspürt "große Vorfreude" auf die Übernahme des Amts am 1. Mai. "Es ist schön, dass dies so nahtlos vonstatten geht", sagt Schölzel, Das heißt aber auch: Der Erste Bürgermeister will die Tätigkeit bei seinem bisherigen Arbeitgeber, der Stadt Waiblingen, bestmöglich zu Ende bringen. "Eine ordentliche Übergabe ist mir sehr wichtig", sagt der 47-Jährige. Also rackert er unablässig an den letzten Projekten, die er als zweiter Mann im dortigen Rathaus zu verantworten hat. Dazu zählt vor allem die "Flüchtlingsunterbringung für 2024/25" und ein "Projekt zur Fachkräftegewinnung".
Ian Schölzel ist neuer Landrat des Hohenlohekreises: mit Verve ans Werk
Auch in die Entscheidung um seinen "potenziellen Nachfolger" ist er partiell noch mit eingebunden. Die Bewerbungsfrist endet am 7. April, "dann treffen wir unter Einbeziehung der Fraktionschefs im Gemeinderat eine Vorauswahl", bevor das Gremium den neuen Ersten Bürgermeister am 16. Mai wählt. Zu diesem Zeitpunkt wird Schölzel schon zwei Wochen Hohenloher Landrat sein. Das Kennenlernen aller Mitarbeiter steht für ihn zunächst im Mittelpunkt. "Ich habe Glück: Bereits am 7. Mai findet eine turnusmäßige Personalversammlung statt." Ansonsten will er von "Amt zu Amt" gehen, um sich "überall persönlich sehen zu lassen". Die erste Kreistagssitzung unter seiner Regie ist am 3. Juni - sechs Tage vor der Kommunalwahl. "Deshalb werden dann wie überall in den Kreis- und Gemeinderäten keine brenzlichen Themen auf der Tagesordnung stehen."
Natürlich befindet er sich seit seiner Wahl am 21. Februar in intensivem Kontakt mit Landrat Matthias Neth und der Verwaltungsspitze. Dass der Kreistag am 8. April so viele Themen wie möglich abräumt - mit genug Distanz zu den Wahlen am 9. Juni und letztmals unter Neths Leitung - ist auch mit ihm abgesprochen. Und mit der Kochertalbahn ist dabei ein heißes Eisen im Feuer.
Von seinem Amtsantritt bis zur Sommerpause will sich Schölzel im gesamten Kreis vorstellen und Land und Leute "noch besser kennenlernen" - unter anderem auf einer "Tour de Hohenlohe". Der größte Handlungsbedarf im Landratsamt sei die "Personalbindung" - und endlich die seit langem vakante Leitung des Sozialdezernats zu klären. Zunächst werde er pendeln und seinem Wohnort Weissach im Tal treu bleiben. In Künzelsau kann er zudem auf eine "Einliegerwohnung zurückgreifen", die ihm ein "guter Bekannter" zur Verfügung stelle.
Der Unterlegene blickt nach vorne

Wie geht es dem Wahlverlierer Karl Michael Nicklas? "Die Sache ist mittlerweile für mich abgehakt. Ich kann damit gut leben und habe meinen Frieden mit dem Ausgang gemacht." Dass er an der Niederlage zu knabbern hatte, verhehlt der Neuensteiner Bürgermeister nicht: "Wenn man eine politische Wahl so verliert, ist das natürlich blöd. Ein bis zwei Wochen hat das sicher gebraucht." Denn: "Ich wäre sehr gerne Landrat geworden." Er habe aber erkannt, dass sein Angebot den überwiegenden Teil des Gremiums nicht erreicht habe. "Das muss auch zusammenpassen. Der Landrat muss sich im Kreistag ja immer die Mehrheit für seine Vorhaben erkämpfen und hat anders als ein Bürgermeister nicht einmal eine eigene Stimme."
Wie groß ist der durch die deutliche Schlappe im ersten Wahlgang (30:11) verursachte Einschnitt ins Selbstwertgefühl des Volljuristen, dessen Karriere bisher nur eine Richtung kannte und der sich vor der Entscheidung betont siegesgewiss gab? "Es hat nicht sollen sein", sagt der 42-Jährige. Nach der Wahl habe er viel Zuspruch erhalten. Menschen hätten sich ihm gegenüber auch von ihrer verletzlichen Seite gezeigt und über eigene Niederlagen berichtet. "Das gehört in der Politik dazu, dass man eine Wahl auch verlieren kann."