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Kupferzeller Netzbooster: Nach dem vorgezogenen Baubeginn übt die BI scharfe Kritik

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Der vom Regierungspräsidium Stuttgart genehmigte frühzeitige Baubeginn der Kupferzeller Netzstabilisierungsanlage gefällt nicht allen: Die Bürgerinitiative (BI) zeigt sich "erschüttert" über das Vorgehen von Transnet und der Genehmigungsbehörde. Was die Projekt-Verantwortlichen sagen – und wie die weiteren Arbeiten ablaufen sollen.

von Christian Nick
Gut sichtbar sind die einzelnen Container, die in sogenannten Subnestern angeordnet werden.
Gut sichtbar sind die einzelnen Container, die in sogenannten Subnestern angeordnet werden.  Foto: Nick, Christian

Die Pressemeldung kam vor rund drei Wochen recht überraschend: Vorhabenträger TransnetBW hat vom Regierungspräsidium Stuttgart (RP) die Genehmigung für den vorgezogenen Baubeginn des Netzboosters erhalten (wir berichteten).

Wenngleich damit, wie die Verantwortlichen betonen, der Genehmigungsentscheidung im laufenden Planfeststellungsverfahren nicht vorgegriffen werde und alle Arbeiten reversibel seien sowie lediglich zur Vorbereitung der Baustelle für das 200-Millionen-Euro-Pilotprojekt dienten, werden damit nun erste konkrete Schritte zur Umsetzung gegangen. "Der zeitnahe Bau des Boosters ist von zentraler Bedeutung für die Netzstabilität in Baden-Württemberg. Daher begrüßen wir die Genehmigung des vorgezogenen Baubeginns durch das Regierungspräsidium", so Werner Götz, Vorsitzender der Geschäftsführung beim Stuttgarter Netzbetreiber.

Warum die vorgezogenen Arbeiten möglich sind

Doch Freude über die unerwartet früh beginnenden Arbeiten herrscht freilich nicht überall: "Wir sind erschüttert über das Vorgehen", sagt Eberhard Kuppler-Olbrich, der die Bürgerinitiative (BI) "Ein Herz für Hohenlohe" vertritt. Transnet und die Genehmigungsbehörde schüfen so Fakten, obgleich das Verfahren noch laufe. Die BI habe vom RP ein entsprechendes Schreiben bekommen. "Die Begründung dort ist schon eine Zusage für den Bau des Batteriekraftwerks", so Kuppler-Olbrich.

Kupferzells Rathauschef indes kommentiert den ganzen Vorgang folgendermaßen: "Man muss fairerweise sagen, dass so etwas im bau- und verwaltungsrechtlichen Prozedere nicht außergewöhnlich ist", so Christoph Spieles.

"Uns ist bewusst, dass der Baustart bei manchen Bürgerinnen und Bürgern negative Gefühle hervorrufen könnte", sagt Transnet-Sprecherin Claudia Halici. "Wir haben in der Vergangenheit zeitnah und transparent über das Projekt informiert und werden das weiter tun", versichert der zuständige Projektleiter Severin Mosek.

 


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Draufsicht aus nordwestlicher Richtung: Die Anlage liegt eingebettet zwischen dem 40-Einwohner-Weiler Kubach und dem EnBW-Umspannwerk, das für sie eigens ausgebaut worden ist.
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Einrichtung der Netzbooster-Baustelle beginnt


Daher habe man ja extra eine Bürgersprechstunde in Kupferzell aufs Tableau gesetzt: Am heutigen Mittwoch, 20. September, ab 16.30 Uhr wird das Transnet-Projektteam vor Ort an der Kubacher Straße präsent sein, um Fragen der Bevölkerung zu beantworten.

Der vorgezogene Beginn der Arbeiten sei "ein bei Großprojekten übliches Vorgehen", teilt auch das Regierungspräsidium auf Nachfrage unserer Redaktion mit. Denn: "Die Möglichkeit der Zulassung eines vorzeitigen Baubeginns im Energiebereich wurde vom Gesetzgeber im Mai 2019 eingeführt." Da alle Voraussetzungen vorgelegen hätten, sei der Antrag von Transnet positiv beschieden worden, heißt es von der Behörde weiter.

Gelände für den Booster wird bereits modelliert

Unterdessen laufen die Vorbereitungsarbeiten am avisierten Standort auf Hochtouren: Rund 10.000 Kubikmeter der obersten Erdschicht werden abgetragen, um die Grundlage zur Einebnung der Fläche zu schaffen. Bagger und Walzen rollen dort über die Erde, Kräne laden erste Container für die Bauleute ab.

Nach Auskunft des verantwortlichen Poliers der Baufirma soll diese erste Phase bis November abgeschlossen sein. 40 bis 45 Arbeiter werden später mit der Erstellung der Anlage beschäftigt sein. "Die Bauphase ist mit dem Schall-Immissionsschutz verträglich", sagt Transnet-Sprecherin Halici. Und: "Wir rechnen mit rund 18 Monaten Bauzeit."

Vorausgesetzt natürlich, dass das Energiewende-Großprojekt genehmigt werden wird. Nach Stimme-Informationen könnte die Planfeststellung im späten Frühjahr abgeschlossen sein. "Im Rahmen des Anhörungsverfahrens sind rund 60 Einwendungen eingegangen", informiert das Regierungspräsidium.

Derzeit werde geprüft, ob auf deren Basis Anpassungsbedarf bei den Planungsunterlagen bestehe. Der im Zuge des Genehmigungsprozesses vorgesehene öffentliche Erörterungstermin soll laut Gemeindeverwaltung voraussichtlich am Dienstag, 28. November, ab 9 Uhr in Kupferzell stattfinden.

Die einzelnen Schritte beim Bau des Großprojekts

So wird die 200-Millionen-Euro-Anlage aussehen.
So wird die 200-Millionen-Euro-Anlage aussehen.  Foto: Visualisierung: Transnet

Wie wird die Erstellung der Kupferzeller Netzstabilisierungsanlage - die finale Genehmigung vorausgesetzt - konkret ablaufen? Der Bau, für den als Generalunternehmer die Siemens-Tochter Fluence Energy verantwortlich zeichnet, soll laut Angaben von Transnet in neun Schritten erfolgen: Nach den nun begonnenen Vorbereitungen an der Baustelle und der Modellierung des Geländes folgen die ersten eigentlichen Bau- und Montagearbeiten. Zunächst im Tiefbau: Zur späteren Verlegung der Kabel werden unter anderem Betonkanäle in den Boden eingebracht.

Hierzu werden übliche Baumaschinen wie Bagger, Radlader und Kräne eingesetzt. Danach folgt der Straßenbau: Die Wege erhalten ein verdichtetes Schotterbett, der Transport-Korridor der Booster-Teile wird für Schwerlast vorbereitet. Danach steht der Bau der Beton-Fundamente für die Akku-Container an: Die Materialien werden mit Lastwagen angeliefert und mit Radladern oder Kränen verteilt.

Anschließend soll das Betriebsgebäude - eine Schaltanlage zur Verteilung der ankommenden und abgehenden Mittelspannungsleitungen - das Licht der Welt erblicken. Danach wird die Schaltanlage montiert, ehe dann die einzelnen Akku-Container eingebaut und am Ende verkabelt werden.

 
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