Mit Künstlicher Intelligenz gegen Müllsünder: Neues KI-System in Hohenlohe und Heilbronn?
Der Hohenlohekreis will KI nutzen, um den Inhalt der Biotonnen zu kontrollieren. Auch die Stadt Heilbronn denkt darüber nach. Immer noch wird Abfall oft falsch entsorgt.

Was Müllwerker im Hohenlohekreis nur stichprobenhaft und oberflächlich prüfen, soll Künstliche Intelligenz (KI) künftig umfassend und tiefgründig erledigen: falsch befüllte Biotonnen aufspüren und die Verursacher mit Beweisbildern zur Verantwortung ziehen. Die Erfassung des Biomülls wird 2024 neu ausgeschrieben. Wer den Zuschlag erhält, soll ab 2026 den Inhalt der Behälter mit modernster Technik kontrollieren.
Die Abfallwirtschaft Hohenlohekreis hat dabei ein KI-basiertes System im Blick. Auch die Stadt Heilbronn prüft eine KI-Lösung für die Neuausschreibung der Abfuhrleistungen. Dort baut man bislang auf ein Detektorensystem, das seit 2022 in einem Fahrzeug installiert, aber nicht KI-basiert ist. 200.000 Biotonnen wurden damit 2023 kontrolliert, drei Prozent wurden beanstandet und nicht geleert. Der Landkreis Heilbronn checkt die Behälter über manuelle Sichtkontrollen. Dieses System soll nach und nach abgelöst werden, seit gestern ist der zweite Müllwagen mit einem Detektor im Einsatz. Die Einführung eines KI-basierten Modells ist nicht geplant.

Mithilfe von KI falsch getrennten Müll aufspüren? Deshalb sind Fehlwürfe so gravierend
Trotz aller bisherigen Kontrollen und Sanktionen landen hier wie in Hohenlohe zu viele Fremdstoffe in den Biotonnen - vor allem Plastik. Zu viele schwarze Schafe bleiben unentdeckt - was sich negativ auf die Qualität des Biomülls auswirkt. Der wird entweder zu Kompost verarbeitet oder vergärt, um Strom und Wärme zu erzeugen. In beiden Fälle bremsen und verteuern Störstoffe den Recyclingprozess. Und sie schaden der Umwelt. Verwerter müssen immer schärfere Auflagen und Grenzwerte einhalten, weshalb sie immer mehr investieren müssen, um den Bioabfall selbst zu reinigen.
Nun zieht der Gesetzgeber die Zügel an. Ab 1. Mai 2025 greift die neue Bioabfallverordnung. Enthält der angelieferte Biomüll über drei Prozent Störstoffe, können die Verwerter diese Chargen zurückweisen. Dann müssen die Kreise und Städte selbst mehr zahlen, um solche Bioabfälle als Restmüll verbrennen zu lassen. Das wirkt sich auf die Müllgebühren aus. Deshalb sind auch die Kreise in der Region noch stärker zum Handeln gezwungen.
Falsch entsorgter Biomüll in Heilbronn und Hohenlohe: Dieses Unternehmen hat die KI-Lösung
Die Firma C-Trace aus Bielefeld hat nach eigenen Angaben "das erste auf Künstlicher Intelligenz basierende System zur Detektion von Störstoffen bei der Bioabfallsammlung entwickelt". Hauptantrieb war die neue Bioabfallverordnung. Die Abfallwirtschaft Hohenlohekreis ist mit C-Trace bereits anderweitig im Geschäft und könnte deren KI-System ab 2026 zum Standard bei der Sammlung erheben, wenn deren Ausschreibung den Zuschlag erhält.
"2022 wurden die ersten Prototypen gefertigt und getestet. 2023 konnten die ersten Systeme bei Kommunen und Entsorgern installiert werden", sagt Wolfgang Weber, Vertriebsmitarbeiter bei C-Trace. "Das System funktioniert über Kameras wie das menschliche Auge. Generell haben wir es über Künstliche Intelligenz so trainiert, dass es automatisch Störstoffe erkennen kann." Das System werde aktuell "eher punktuell" eingesetzt, die ersten praktischen Erfahrungen seien "sehr gut". Städte wie Bielefeld, Kleve, Rostock, Bremen, Bonn, Lübeck und Pforzheim nutzten es schon, außerdem der Kreis Lörrach.
Bioabfälle im Hohenlohekreis
Im Hohenlohekreis wird sehr viel Biomüll gesammelt, seit 2016 die Biotonne eingeführt wurde. 10.400 Tonnen waren es 2022 - oder 90 Kilogramm pro Kopf. Der Landesdurchschnitt liegt bei 54 Kilogramm. Bei der Qualität ist aber noch viel Luft nach oben. Laut letzter Schätzungen enthält der Biomüll 15 bis 20 Prozent Störstoffe. 2018 starteten punktuelle Sichtkontrollen. Seit 2021 müssen Müllsünder für Sonderleerungen saftig draufzahlen.