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Ausbau kaputter Kreisstraßen in Hohenlohe ist ein zähes Vorhaben

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Der stockende Ausbau der Marlacher Steige ist kein Einzelfall. Sie steht symptomatisch für ein Grundproblem des Straßenbaus im Hohenlohekreis.

Auf der Höhe wechselt die Strecke in den Neckar-Odenwald-Kreis.
Auf der Höhe wechselt die Strecke in den Neckar-Odenwald-Kreis.  Foto: Ludwig, Tamara

Der Ausbau kaputter Kreisstraßen ist und bleibt ein äußerst zähes Geschäft. Bestes Beispiel dafür ist die Marlacher Steige, die das Hohenloher Jagsttal mit der Autobahn 81 verbindet.

Die Planungen stocken seit zwei Jahren. Dabei hatte der Kreistag die Verbreiterung der K2319 im Dezember 2021 extra von 2025 auf 2023 vorgezogen. 2024 sollte sie erneuert sein. Daraus wird nichts. Bereits 2011 tauchte die Strecke im Ausbauprogramm des Kreises auf. Erst sollte sie danach 2017 dran sein, dann 2020. Bis sie erneut fünf Jahre nach hinten rutschte.

K2319 ist symptomatisch für die Malaise im Kreisstraßenbau

Die Marlacher Steige ist in dieser Hinsicht kein Einzelfall. Sie steht symptomatisch für ein Grundproblem des Straßenbaus im Hohenlohekreis. Zu viele Strecken sind ramponiert, können aber nicht zeitnah erneuert werden, weil die finanziellen Mittel begrenzt sind, das Kreisamt personell unterbesetzt und mit zu vielen anderen Projekten beschäftigt ist: der Beseitigung unvorhergesehener und unaufschiebbarer Schäden oder dem Ausbau von Straßen, für die eigentlich das Land zuständig ist.

Die L1051 zwischen Kemmeten, Neufels und der B19 ist so ein Fall, oder die Hollenbacher Steige, die flugs von einer Landes- zu einer Kreisstraße herabgestuft wurde. Beide Strecken wurden 2017 fertig und blockierten ob ihres finanziellen und zeitlichen Aufwands andere Vorhaben. Das aktuellste Beispiel ist die B19 zwischen Gaisbach und der A6.

Hier muss das Kreisamt nicht nur den Ausbau der Belzhager Kreuzung managen, sondern auch den vierspurigen Ausbau der Reststrecke vorplanen, sollte der ab 2030 doch irgendwann politisch durchgesetzt werden. Die B19 ist eigentlich Sache des Landes. Doch das Baureferat des Regierungspräsidiums ist personell genauso ausgedünnt. Also schloss es mit dem Kreis den Deal: Ihr plant, wir bezahlen - damit es schneller geht. Freilich geht auch hier wenig voran, weil Planung und Genehmigung per se sehr komplex sind: vom Artenschutz bis zum Umweltschutz. Und zu viele private Grundstücke erworben werden müssen, bei denen oft mehrere Eigentümer mitmischen, von denen sich etliche querstellen.

Die nötigen Grundstücke zu kaufen, gleicht einem Marathon

1300 Fahrzeuge sind täglich auf der drei Kilometer langen Marlacher Steige bis zur Kreisgrenze unterwegs, davon zehn Prozent Lkw.
1300 Fahrzeuge sind täglich auf der drei Kilometer langen Marlacher Steige bis zur Kreisgrenze unterwegs, davon zehn Prozent Lkw.  Foto: Ludwig, Tamara

Genau so ist es bei er Marlacher Steige. "Aktuell sind 15 Grundstücke betroffen", sagt Kreissprecher Sascha Sprenger. Doch erst ein Teil der Eigentümer hat signalisiert, die Flächen verkaufen zu wollen. Die Gemeinde Schöntal war dem Kreis von Beginn an in dieser Frage behilflich, beißt aber immer wieder auf Granit - auch weil sie momentan keine Tauschgrundstücke hat.

Eine weitere Bremse sind Erbengemeinschaften: "Ein Grunderwerb ist hier nur möglich, wenn alle Erben verkaufsbereit sind", sagt Sprenger. Vor dem Ausbau der Hollenbacher Steige (K2388) waren die Verhätnisse ähnlich, bei der B19-Kreuzung machen dem Kreis ebenfalls Eigentümer zu schaffen.

Je länger es dauert, desto teurer wird es für Landkreise

Die Marlacher Steige hängt derzeit in den "Vorentwurfsplanungen" fest. Herausfordernd sind das Gelände und die starke Steigung. Aktuell untersucht wird der Boden, der die massiven Stützbauwerke halten muss. Baubeginn und Bauzeit stehen weiter in den Sternen. Das Problem: Je länger alles dauert, desto teurer wird es. Erst wurden die Kosten auf fünf Millionen Euro geschätzt, im Herbst 2022 auf sechs Millionen, nun sind es über sieben Millionen. Die ebenfalls drei Kilometer lange Hollenbacher Steige kostete 4,4 Millionen Euro. Davon zahlte das Land 1,98 Millionen: also 45 Prozent. Wie viel es bei der Marlacher Steige werden, ist noch unklar. Maximal 50 Prozent sind drin.


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Auch die seit Sommer 2020 ausgebaute K2356 zwischen Neuenstein und der L1036 wurde mit 4,25 Millionen Euro viel teurer als gedacht, obwohl sie mit 1,6 Kilometern nur halb so lang ist wie die K2319. Unterm Strich wurden wichtige und länger geplante Ausbaustrecken meist deutlich teurer, was zu Lasten kleinerer Vorhaben ging.

Die finanzielle Mittel reichen nicht für den großen Wurf

Pro Jahr steckt der Kreis in der Regel rund zwei Millionen Euro in den Ausbau seiner Straßen, mehr ist finanziell nicht drin. 2022 und 2023 waren es zusammengerechnet sogar nur drei Millionen. Eigentlich müsste der Kreis pro Jahr zusätzlich 1,3 Millionen Euro ausgeben, um Fahrbahndecken zu sanieren und damit die Substanz zu erhalten.

Um sie dauerhaft zu verbessern, wären bis zu zweieinhalb Millionen nötig. Tatsächlich ausgegeben wurden dafür 2021 aber nur 724.000 Euro, 2022 insgesamt rund 1,1 Millionen Euro und 2023 exakt 877 000 Euro. 2024 sollten es 900.000 Euro sein. Wegen der Haushaltskrise wurde der Betrag nun auf 740.000 Euro gekürzt.

Warum die Marlacher Steige so wichtig ist

Die K2319 ist so wichtig fürs Hohenloher Jagsttal, weil auf dieser Strecke über Erlenbach und Merchingen die A81 am schnellsten zu erreichen ist. Berufspendler nutzen diese Hauptachse über die L515 ebenso stark wie Unternehmen: etwa die Spedition Rüdinger. Ab der Kreisgrenze bis Erlenbach ist die Kreisstraße schon sechs Meter breit. Sie heißt dort K3960 und ist Sache des Neckar-Odenwald-Kreises. Danach misst sie erst 5,50 Meter und dann nur noch fünf Meter. Ihr Zustand wird von Jahr zu Jahr schlechter.

 

 
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