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Nach Absage aus Kupferzell: Steht die Kochertalbahn vor dem Aus?

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Der Kupferzeller Gemeinderat spricht sich gegen eine Kostenbeteiligung an der weiteren Planung aus. Die Stadt Künzelsau hofft nun auf eine Zusage der Stadt Waldenburg.

von Tamara Ludwig und Oliver Färber
Nach der Kupferzeller Kochertalbahn-Entscheidung ist die Enttäuschung in Künzelsau groß.  Jetzt ruht die Hoffnung auf einer Zusage aus Waldenburg.
Nach der Kupferzeller Kochertalbahn-Entscheidung ist die Enttäuschung in Künzelsau groß. Jetzt ruht die Hoffnung auf einer Zusage aus Waldenburg.  Foto: Ralf Reichert

Für den Kupferzeller Gemeinderat ist das Thema Kochertalbahn vom Tisch. Am Ende ist das Ergebnis ein deutliches Signal gegen den Plan, die Stichstrecke von Waldenburg bis Künzelsau wiederzubeleben. Nur drei Ja-Stimmen und eine Enthaltung gibt es für den Beschlussvorschlag, sich an den weiteren Planungsschritten für das Großprojekt finanziell zu beteiligen.

Nach der Entscheidung ist die Enttäuschung in Künzelsau groß. Bürgermeister Neumann und Christian von Stetten bringen Trassenvariante ins Spiel, die das Vorhaben auch ohne Kupferzell möglich machen soll.

Als der Künzelsauer Bürgermeister Stefan Neumann seine einleitenden Worte im Sitzungssaal in Künzelsau spricht, ahnt er noch nicht, dass in Kupferzell zu diesem Zeitpunkt bereits gegen die Beteiligung an dem Millionenprojekt gestimmt wurde: „Alles, was über die Zukunft zu sagen ist, hängt natürlich von den anderen Kommunen ab“, erklärt Neumann – und behält recht. Sein Gremium jedoch votiert dafür, lediglich eine Enthaltung gibt es.

Kochertalbahn: Warum das Nein noch nicht das endgültige Aus bedeutet

Das Nein des Kupferzeller Gemeinderats bedeutet jedoch noch nicht das Aus für die Reaktivierung der Kochertalbahn zwischen Waldenburg und Künzelsau. Es ist jedoch ein herber Rückschlag für alle Befürworter des Großprojekts. Erst Anfang Februar hatten sich die Gemeinderäte aller drei Kommunen getroffen, um sich über die nächsten Planungsschritte zu informieren und den gemeinsamen Beschlussvorschlag zu erarbeiten. Nun könnte das jeweilige Votum von Künzelsau und Kupferzell kaum weiter auseinanderliegen. Die einen sagten fast einstimmig Ja, die anderen mit deutlicher Mehrheit Nein. Die Entscheidung in Waldenburg steht aus, sie soll am kommenden Mittwoch fallen. Über was wurde in den beiden Gemeinderäten nun abgestimmt?

Im Grunde ging es um ein Bekenntnis, sich „finanziell und aktiv an der Vorplanung“ sowie an der Standardisierten Bewertung zu beteiligen. Diese Schritte sind nötig, um eine Wiederbelebung der stillgelegten Bahnstrecke letztlich weiterverfolgen zu können. Unter anderem wird dabei geprüft und bewertet, ob eine Reaktivierung machbar und rentabel ist. Die Kosten dieser Planungsschritte liegen bei geschätzten 900.000 Euro. Davon würde der Hohenlohekreis 50 Prozent, also 450.000 Euro, übernehmen.

Reaktivierung der Kochertalbahn: Wer trägt die Kosten der Planungsschritte?

Über die Verteilung der restlichen 50 Prozent auf die Schultern der drei Kommunen sollte nun ebenfalls entschieden werden. Hier hatte man sich auf einen Schlüssel anhand der jeweiligen Schülerzahlen geeinigt: So wären auf Künzelsau 366.120 Euro entfallen, auf Kupferzell 70.650 Euro und auf Waldenburg 13.230 Euro. 

Schlussendlich hängt am Ergebnis der Infrastrukturplanung mit Standardisierter Bewertung, ob für die Umsetzung des Projekts ein Zuschussantrag beim Land gestellt wird. Der ist mit bis zu 90 Prozent zwar so hoch wie noch nie, doch ein Teil der Gesamtbaukosten (geschätzte 274 Millionen Euro mit Tunnel) bliebe trotzdem an den Kommunen hängen. Die Betriebskosten der Bahn kämen später noch obendrauf. 

Warum das Projekt Kochertalbahn noch nicht ganz vom Tisch ist 

Künzelsau und Waldenburg könnten zu zweit die weiteren Planungsschritte gehen – und bezahlen – und hoffen, dass Kupferzell seine Meinung noch ändert. Doch zunächst muss die Stadt Waldenburg entscheiden, ob sie auch ohne Kupferzell bereit ist, der Kochertalbahn gemeinsam mit Künzelsau die Stange zu halten. Bei einem weiteren Nein könnte Künzelsau zwar darüber nachdenken, die Planungskosten allein zu stemmen. Doch kann man die Bahn später weder allein bauen noch betreiben. Hier wäre in den nächsten Jahren noch viel Überzeugungsarbeit nötig, um die Nachbarn zurück ins Boot, beziehungsweise in die Bahn zu holen.

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