Kirchen würden an Ostern gerne ein Zeichen der Hoffnung setzen
Die hohen Corona-Fallzahlen im Hohenlohekreis verhindern Präsenzveranstaltungen in den katholischen Gemeinden. Die Evangelische Landeskirche erlaubt Gottesdienste bis zu einer Inzidenz von 300.

Dekan Ingo Kuhbach hatte schon am Freitag resigniert. "Für mich ist Ostern gewesen, das ist vorbei", sagt der Leiter des katholischen Dekanats Hohenlohe im Gespräch mit der HZ. "Das ist eine Katastrophe für die Leute", ergänzt der Öhringer Pfarrer Klaus Kempter. Die Diözese Rottenburg-Stuttgart gibt für Präsenzgottesdienste ab Montag nur noch bis zu einer Sieben-Tages-Inzidenz von 200 grünes Licht. Dieser Grenzwert wurde im Hohenlohekreis bereits vergangene Woche überschritten, ein erneuter Rückgang ist aktuell bei weiter steigenden Zahlen nicht abzusehen, die Vorgabe, dann wieder fünf Tage hintereinander unter der 200er Inzidenz zu bleiben, schon gar nicht. "Das schaffen wir bis Ostern nicht", gibt sich Kuhbach realistisch.
Eine andere Regelung hat bislang noch die evangelische Landeskirche Württemberg. Hier sieht man die "verpflichtende Absage von Präsenzgottesdiensten" erst ab einer Inzidenz von 300 pro 100.000 Einwohnern vor. "Wir werden unter Auflagen feiern", sagt Dekan Friedemann Richert für den evangelischen Kirchenbezirk Künzelsau. "Solange wir es dürfen, möchte ich es anbieten." Ostern sei eines der höchsten kirchlichen Feste. Erst wenn die Landeskirche sich entschließe, keine Präsenzgottesdienste mehr zu gestatten, "würden wir sie absagen müssen". Livestreams und Hybridlösungen sind ohnehin schon ergänzend geplant.
"Wir werden am Montag entscheiden", wollte Dekanin Sabine Waldmann für den evangelischen Kirchenbezirk Öhringen am Sonntag noch abwarten, wie sich die Lage entwickelt – die Befürchtung, dass die Inzidenz über 300 steigt, ist da. Eigentlich würde man gerne mit Präsenzgottesdiensten "ein Zeichen der Hoffnung setzen", so die Dekanin. Nichts stattfinden zu lassen, wäre aus ihrer Sicht "ein Zeichen der Trostlosigkeit" und auch dafür, "dass die Pandemie nicht in den Griff zu kriegen ist". Da sich ohnehin schon "eine schwere Stimmung" unter den Menschen ausgebreitet habe, sei das jetzt "wichtig für die Pflege unserer Seele". Die Dekanin sagt: "An Ostern feiern wir, dass das Leben aufbricht."

Gibt es Gottesdienste im Kirchenbezirk Öhringen, werden es "viele kleine" sein, so dass nur wenige Menschen anwesend sind. Die Passionsandachten sind aber abgesagt, der Gründonnerstag wird als Audiobotschaft auf der Youtube-Plattform des Kirchenbezirks übertragen. Als Video wird es zudem die Osterbotschaft aller Pfarrer und vieler Musiker geben. Menschen in Quarantäne können sich Ostertüten bringen lassen, um daheim zu feiern, auf den Friedhöfen gibt es Osterbotschaften zum Mitnehmen und ganz allgemein gilt: "Alle Seelsorger sind bereit, wenn jemand das Gespräch sucht."
Sehr bedauerlich aus Sicht von Dekanin Waldmann: "Wir hatten ein ganz tolles ökumenisches Konzept", das könne nun leider nicht verwirklicht werden. So habe man den ökumenischen Osterspaziergang absagen müssen. Der katholische Pfarrer Klaus Kempter bedauert mit Blick auf die unterschiedlichen Vorgaben: "Die Ökumene funktioniert auf oberster Ebene gar nicht." Und: "Ich bin wirklich stinkesauer, wie das läuft." Auch Dekan Kuhbach bedauert, dass es nicht zu einer einheitlichen Regelung gekommen ist. "Ökumene scheint tatsächlich sehr schwer zu sein", sagt er, bezeichnet es aber gleichzeitig als nachvollziehbar, dass die Diözesanleitung die Inzidenz-Zahl auf 200 herabsetzt. "Gerade der katholischen Kirche wird ja immer wieder mangelndes Verantwortungsbewusstsein vorgehalten", sagt Kuhbach.
Jetzt werden die Gottesdienste von Gründonnerstag bis Ostern zu den geplanten Zeiten auf dem Youtube-Kanal von St. Joseph Öhringen übertragen. Dekan Kuhbach wird den Livestream-Gottesdienst am Ostersonntag in St. Joseph halten.
In Künzelsau gibt es Gottesdienste via Zoom
Auch die Seelsorgeeinheit Künzelsau überträgt ab sofort über Zoom Gottesdienste online: am Dienstag und Donnerstag jeweils um 19 Uhr, am Ostermontag um 10.30 Uhr und dann immer sonntags um 10.30 Uhr, solange der Inzidenzwert über 200 bleibt. Am Ostersonntag wird um 19 Uhr ein Festgottesdienst aus St. Paulus als Live-Stream über Youtube übertragen.
"Unsere Kirchen werden in jedem Fall durchgängig geöffnet sein", sollen laut Dekan Kuhbach die Kar- und Ostertage trotzdem erlebbar werden.


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