Bürgermeisterwahl in Mulfingen: Kandidat Christian Völkel im Portrait
Gesetze lesen und im Sinne der Gemeinde auslegen – das will Christian Völkel. Auf ein Beispiel dafür, als Leiter des Ordnungsamtes in Bad Mergentheim, ist er besonders stolz.

Bevor Christian Völkel sich als Bürgermeister in Mulfingen bewarb, kannte er die Gemeinde vor allem wegen der Fahrstrecke von Jagstberg hinunter, am Hauptort vorbei, hinauf nach Hollenbach. "Da bin ich regelmäßig am Ortseingang von Mulfingen vorbeigefahren." Und der sei nicht besonders einladend. Dabei sei der Ortseingang "wie eine Haustür", man beurteile an deren Erscheinung, was einen drinnen erwartet, erklärt Völkel. Deshalb möchte er diesen auch verändern, denn wenn man in den Ort hineinfahre, sehe man, dass Mulfingen mehr zu bieten habe.
Mulfingen sei im Gegensatz zu Kreis, Region und Land geschrumpft
Völkel hat eine Liste mit sieben Projekten, die er in seiner Amtszeit angehen will, um den "Rohdiamanten", wie er die Gemeinde nennt, zu polieren. Ganz oben: Bevölkerungswachstum. "Mulfingen ist in den letzten Jahren geschrumpft, im Gegensatz zum Land, zur Region und zum Kreis." EBM-Papst sei mit 35 Mitarbeitern gegründet worden. Mittlerweile habe die Zahl der Angestellten am Standort die Einwohnerzahl überholt. "Die Frage ist: Warum arbeitet jemand bei EBM, aber wohnt nicht hier?"
Die Gemeinde habe in den letzten Jahrzehnten verpasst, Mehrfamilienhäuser zu bauen. "In Mulfingen gibt es viele freie Bauplätze, aber es bringt ja nichts, wenn sie daliegen wie Blei", so Völkel. Geschosswohnungsbau für Miet- und Eigentumswohnungen sei zu bevorzugen. Von der wachsenden Bevölkerung hänge viel ab: "Im Moment hat Mulfingen noch einen Arzt und eine Apotheke", aber wenn da ein Nachfolger gesucht werden muss, werde das wichtig, "die brauchen Kunden". Sein ausgemachtes Ziel: Nach acht Jahren - die Amtszeit eines Bürgermeisters – soll Mulfingen 200 Einwohner mehr haben, "vor allem junge Familien, Pendler, BA-Studenten und Ingenieure".
Sehschwäche verhindert Traum vom Pilotendasein
Eigentlich wollte Völkel in die Fußstapfen des Vaters treten und Hubschrauberpilot bei der Bundeswehr werden. Eine Rot-Grün-Sehschwäche hat ihm diesen Weg verwehrt. Er blieb dennoch zwölf Jahre bei der Bundeswehr, war auch Ausbilder. Dann entschied er sich für die Kommunalverwaltung.
Nach rund 15 Jahren im Ordnungsamt in Esslingen kam er 2020 nach Bad Mergentheim, wo er Fachbereichsleiter des Amtes für Ordnung und Soziales wurde - und gleich mit den Verordnungen der Corona-Pandemie umgehen musste: "Ich habe an einem Montag einen Teeladen zugemacht, ihn am Tag danach wieder geöffnet und dann wieder geschlossen." Stolz sei er darauf, dass er mehrere Mode-Läden in kurzer Zeit "zu Drogerien transformiert" habe. Dadurch haben sie auch in Zeiten des Lockdowns öffnen können. Das Regierungspräsidium sei darüber nicht erfreut gewesen, sagt Völkel mit Stolz in den Augen. "Ich kann Gesetze lesen und sie auslegen." Das wolle er auch für Mulfingen nutzen, so der 56-Jährige.
St.-Anna-Kapelle auf Wahlwerbe-Flyern
Auf seinen Flyern ist die Silhouette der St.-Anna-Kapelle abgedruckt: "Das ist ein wichtiges touristisches Ziel in Mulfingen." Völkel ist evangelisch und sagt, er mag Kirchen: "Bei Städtetrips schauen wir uns fast immer zuerst die Kirchen an." Ganz besonders freue sich die Familie, wenn dort Orgelmusik erklinge - denn auch Völkels Sohn spielt Kirchenorgel.
Die Familie hat im August 2023 ein Haus in Weikersheim gebaut. Deswegen werde sie nicht nach Mulfingen ziehen, "ein zweiter Wohnsitz ist hier aber möglich", wenn es für ihn nötig sein sollte. Es sei gut, im Wohnort nicht als Bürgermeister unterwegs sein zu können: In seiner Zeit in Bad Mergentheim habe er auch in der Altstadt gewohnt, "da hatte ich nie frei. Gerade für die Familie ist das aber wichtig".
Zwei Amtszeiten sollen drin sein
Das bedeute aber nicht, dass er nach Hause fahre und der Ort ihn nicht mehr interessiere: "Bei Festen und Feiern bin ich auf jeden Fall dabei." Und wenn ihn die Gemeinde wählt, auch für zwei Amtszeiten: "Nur so kann man die Früchte seiner Arbeit auch ernten, denn acht Jahre sind eine kurze Zeit in der Politik. Und es passt zu meiner Frau: Sie wird auch noch 16 Jahre lang arbeiten."
Vorstellung
Beim HZ-Wahlforum am Montag, 22. Januar, um 19 Uhr in der Stauseehalle stellen sich die beiden den Fragen unserer Redakteure.



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