Kampf gegen Eichenprozessionsspinner: Helikopter versprüht Biozid bei Obersöllbach
Wegen massiver Verbreitung des Baumschädlings, der auch für die menschliche Gesundheit gefährlich werden kann, muss am Naturkindergarten "Eulennest" unweit des Teilorts Obersöllbach regelmäßig der Helikopter ran.

Die betroffene Fläche misst 2,5 Hektar und liegt denkbar ungünstig: Im Gebiet des Naturkindergartens "Eulennest" bei Obersöllbach, in dem knapp 40 Kinder – zu großen Teilen im Freien – pädagogisch betreut werden, ist erneut ein massiver Befall durch den Eichenprozessionsspinner aufgetreten.
Die Probleme dort existieren schon seit Jahren – und müssen regelmäßig eingedämmt werden. Der Schädling ist nicht nur für hunderte Bäume des dortigen Waldgebiets eine Zumutung. Denn die Haare der Raupen jenes Schmetterlings aus der Familie der Zahnspinner sind giftig, können gesundheitliche Probleme von der Hautreizung bis hin zum lebensgefährlichen Allergieschock verursachen.
Einsatz aus der Luft bei Neuenstein: Biozid wird vom Heli versprüht
Daher sah sich die Stadtverwaltung jüngst zu einer drakonischen Maßnahme gezwungen: Mittels Hubschrauber wurde vor einer Woche – am 26. April – ein Biozid versprüht, um der Lage Herr zu werden. Eine entsprechende "Ordnungsrechtliche Verfügung zur Abwehr gesundheitlicher Gefahren" wurde auf Basis des Polizeigesetzes durch die Stadt erlassen.
Schon wieder. Denn wie Bürgermeister Karl Michael Nicklas auf Stimme-Nachfrage informiert, ist die Schädlingsbekämpfung aus der Luft kein Novum, sondern findet seit geraumer Zeit schon alljährlich statt. Die Neuensteiner Helicopter-Firma Helix macht den Job, der die Stadt pro Einsatz 4000 Euro kostet. "Wir tun alles, was wir können, um den Eichenprozessionsspinner dort zu bekämpfen und den sicheren Betrieb des Waldkindergartens zu gewährleisten", sagt Nicklas.

Das Problem wird jedoch auch im Hohenlohekreis im Zuge des fortschreitenden Klimawandels stets größer: "Durch die zunehmende Verbreitung und das vermehrte Auftreten des Eichenprozessionsspinners sind die Beschwerden nicht nur als lokale Ereignisse einzustufen, sondern stellen zunehmend eine ernstzunehmende gesundheitliche Gefährdung dar", heißt es in der besagten Verfügung.
"Eichhörnchen" gegen Eichenprozessionsspinner: Hubschrauber fliegt über Neuenstein
Warum hier alljährlich der Hubschrauber ran muss – und die Raupen nicht, wie andernorts oft üblich, einfach durch Menschenhand besprüht werden? "Aufgrund der Großflächigkeit und Spezifika der Befalls-Situation sowie des nur begrenzt zur Verfügung stehenden Zeitraumes zur effektiven Bekämpfung, ist die Bekämpfung aus der Luft dringend geboten", wird in der städtischen Anordnung ausgeführt.
Mit dem "Eichhörnchen" gegen den Eichenprozessionsspinner: So lautete nun also wieder die Devise - denn so heißt jener Helikopter, den die Firma Helix verwendet, wie Geschäftsführer Tilman Frohmaier berichtet. Seit über 20 Jahren ist sein Unternehmen bereits deutschlandweit aktiv, um die Verbreitung der gefräßigen Schmetterlingsraupen einzudämmen. Im Hohenlohekreis hat man - außer denen bei Obersöllbach – bislang zwar noch keine derartigen Einsätze geflogen. Dafür aber etwa beim Weinsberger Waldkindergarten oder auch am Bad Mergentheimer Tierpark.
"Es sind immer einzelne Hotspots, bei denen wir um Hilfe gebeten werden", berichtet Frohmaier. Rund 15 Minuten dauert ein solcher Flug. Der Heli schwebt dabei in nur drei bis vier Metern Höhe über die Baumwipfel hinweg. Das Biozid wird über eine Art Diffusor versprüht. Zum Einsatz kommt ein Mittel namens Foray ES – ein biologisches Insektizid.
Bürgermeister: Schädling ist kein Risiko für die Kinder
Jenes enthält ein Bakterium, das bei den Raupen nach dem Fraß der benetzten Eichenblätter zum Tod führt. Es ist bekannt, dass jenes auch negative Auswirkungen auf andere Schmetterlingsraupen haben kann. Dennoch handele es sich um das "aktuell mildeste verfügbare Mittel", wie in der städtischen Verfügung ferner zu lesen ist. Nach "umfassender Abwägung" seien die gesundheitlichen Gefahren durch den Eichenprozessionsspinner "erheblich höher" einzuschätzen als die "nicht belegten möglichen allergischen Reaktionen durch Foray ES". Zwar seien solche beim Menschen nicht dokumentiert, dennoch solle man sich "am Tag der Bekämpfung nicht unmittelbar im Bereich der zu behandelnden Eichen aufhalten".

Karl Michael Nicklas versichert: "Die Flüge werden so geplant, dass die Kinder nicht anwesend sind." Tatsächliche gesundheitliche Beeinträchtigungen durch den Eichenprozessionsspinner seien bislang vor Ort nicht aufgetreten. Ein Umzug des Kigas ist jedenfalls keine Option: "Man bekommt das recht gut so in den Griff", sagt der Neuensteiner Rathauschef. Und: "Das Areal hier ist unser einziges Grundstück, das sich für einen Naturkindergarten eignet."
Probleme mit dem Eichenprozessionsspinner gibt es auch andernorts
Auch im Landkreis Schwäbisch Hall werden dieser Tage Maßnahmen gegen den Baumschädling ergriffen: Am Montag, 6. Mai, kommen an mehreren Stellen im Stadtgebiet Drohnen zum Einsatz, wie die dortige Kreisverwaltung mitteilt.
"Im Hohenlohekreis läuft dieses Jahr kein weiterer Hubschraubereinsatz zur Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners", heißt es unterdessen vonseiten des hiesigen Landratsamts. Man rücke den Raupen jedoch regelmäßig mit einer Vielzahl anderer Vorgehensweisen zu Leibe. 2006 habe es in Bretzfeld und Dörzbach indes bereits derartige Heli-Flüge gegeben. Auch bei der Holzernte oder zur Kalkung von Waldgebieten kämen im Kreis bisweilen Hubschrauber zum Einsatz.