Viele Eichenprozessionsspinner in der Region
Der Eichenprozessionsspinner mag es warm. Deshalb trägt ihn der Klimawandel verstärkt in Gebiete, die früher nicht zu seinen bevorzugten Lebensräumen zählten. Die Förster beobachten die Entwicklung ganz genau.

In der Region Heilbronn tritt das Tier, dessen Härchen bei den Menschen allergische Reaktionen auslösen, dieses Jahr zwar nicht massenhaft auf. Die Förster beobachten die Entwicklung aber ganz genau. Schon allein deshalb, um Hubschraubereinsätze langfristig planen zu können.
Gespinst
Stefan Krautzberger zeigt auf einen Eichenstamm in Brackenheim. In einer Höhe von etwa 50 Zentimetern ist ein Gespinst zu sehen. Kein großes, aber einigermaßen frisch. Ein paar Raupen sind zu sehen. "Unten hat sich Kot angesammelt", sagt Krautzberger. Der Förster ist Waldschutzexperte des Kreisforstamts Heilbronn. Bis zum vergangenen Jahr gab es in seinem Revier eine Monitoringfläche der Forstlichen Versuchsanstalt (FVA) − die einzige dieser Art im Land. Die Schäden an den Eichen sind aber so groß geworden, dass Krautzberger die Notbremse gezogen und die Überwachung beendet hat. Ein Hubschrauber brachte Spritzmittel aus und machte den meisten Eichenprozessionsspinnern den Garaus.
Die Situation 2013: Im ganzen Land sind 310 Hektar Waldfläche betroffen. Mehr als zehn Prozent, nämlich 35 Hektar, liegen in der Region Heilbronn. Auch, weil der Eichenanteil vergleichsweise hoch ist. Vor allem aber, weil der nachtaktive Schmetterling die hohen Temperaturen im Unterland schätzt. Besonders häufig kommt der Schädling am Haigern und in Beilstein vor, auch in Weinsberg wurde schon von der Luft aus gespritzt. Christian Feldmann, Leiter des Kreisforstamts Heilbronn, sieht dieses Jahr keine Notwendigkeit, Hubschrauber einzusetzen. "Mit größeren Schäden durch den Eichenprozessionsspinner rechne ich nicht." Bis die Hubschrauber aufsteigen können, ist ein zeitraubendes Genehmigungsverfahren zu absolvieren. "Deshalb schauen die Förster schon dieses Jahr, wo 2015 Spritzungen nötig sind", sagt Feldmann.

Die Experten der FVA sind in Schutzanzüge gestiegen, bevor sie die Brackenheimer Monitoringfläche untersucht haben. Das hat seinen Grund. Die dünnen, innen hohlen Haare der Raupen brachen leicht ab, werden vom Wind verbreitet. "Sie enthalten ein Protein, das allergieauslösend wirkt", erklärt Christian Feldmann. Zu Hautreaktionen bei Menschen komme es fast immer, möglich sei bei besonders empfindlichen Personen ein anaphylaktischer Schock. Darum haben die Förster Eichen in der Umgebung von Freibädern, Schulen oder Kindergärten besonders im Auge.
Wenn es um den Schutz von Menschen geht, sind Spritzungen rechtlich zugelassen. Sollen nur Eichen vor den gefräßigen Raupen geschützt werden, ist in FSC-zertifizierten Wäldern eine Entscheidung des Landwirtschaftsministeriums erforderlich.
Sauger
Es gibt aber auch andere Methoden, die allerdings meist nur bei Einzelbäumen sinnvoll sind: Gespinste können mit speziellen Geräten abgesaugt oder abgesammelt werden. Hilfe bekommen die Förster auch von der Natur. Raupenfliege, Puppenräuber und Schlupfwespe gehören zu den natürlichen Feinden der Eichenprozessionsspinner. In vielen Jahren sind sie mit ihrer haarigen Beute aber überfordert.