In Neuenstein gibt es ab 2023 ein Kinder-Betreuungsangebot über die gesamten Sommerferien
Das etwas andere "Sommerloch" soll nun geschlossen werden: Kinder bis zur vierten Klasse werden in den kompletten sechs Wochen künftig vonseiten kommunaler Einrichtungen betreut. Die Gebühren für Kindergärten und Krippen steigen unterdessen weiter.

"Wir hatten das schon lange vor", so Bürgermeister Karl Michael Nicklas. Dann jedoch kam die Pandemie und sorgte auch diesbezüglich für Verzögerung. Ab kommendem Jahr ist es nun so weit: Dann soll es in Neuenstein ein Betreuungsangebot für Kinder bis zur vierten Klasse geben - über die komplette Zeit der Sommerferien hinweg.
Die Situation bislang: In der zweiten Hälfte der großen Ferien existierte diese Möglichkeit in der Stadt nicht. Nun wird sie für die restlichen und bisher fehlenden drei Sommerferien-Wochen etabliert.
Bedarf scheint gegeben: Im vergangenen September hat die Verwaltung diesbezüglich bei den Eltern angeklopft - und auch "vonseiten der Betreuungskräfte wurde der Wunsch an die Verwaltung herangetragen", heißt es. Dieser "Ferienkindergarten" wird nun eingeführt - und hierfür die betreffende Satzung der Kommune geändert, was die örtlichen Kommunalpolitiker im Rahmen ihrer jüngsten Ratssitzung einstimmig beschlossen haben.
Eine Win-win-Situation
Die Ziele, welche die Verantwortlichen mit dem neuen Modell verfolgen? Auf der einen Seite soll in der Kommune noch mehr Eltern- und Familienfreundlichkeit herrschen - andererseits erfolgt der Schritt auch aus ganz pragmatischen Überlegungen: "Viele private Betreuungseinrichtungen haben keine Schließ-Tage mehr", führte die zuständige Mitarbeiterin aus.
Es gelte, einer "Abwanderung" der ohnehin knappen Erzieherinnen und Erzieher vorzubeugen und dafür zu sorgen, dass das Personal seinen Urlaub flexibler planen könne. "Wir wollen für die Kinder ein gutes Angebot machen, unseren Mitarbeitern etwas Gutes tun und Anreize schaffen, dass weitere zu uns kommen", subsumierte Rathauschef Nicklas.
An sich also eine gute Idee - da war man sich einig. Doch was bedeutet die Ausweitung der Betreuungszeit für den Personalschlüssel? Das wollte Klemens Treffert (Aktive) wissen. Mehr Mitarbeiter oder große Änderungen seien nicht erforderlich, informierten der Verwaltungschef und die Kiga-Referentin. Praktikanten und Schülerinnen der Fachschule für Erziehung könnten sich hier einbringen. "Die jeweilige Einrichtung muss es eben im Personalplan berücksichtigen."
Apropos Einrichtungen: Wo genau wird die neue Ferienbetreuung denn stattfinden? Insbesondere der städtische Waldkindergarten und das Kinderhaus "Funtasia" sind hier künftig im Visier; das Schülerhaus "Kreativia" wird ebenfalls durchgehend geöffnet sein, um dem "allergrößten Wunsch" der Elternschaft zu entsprechen.
Betreuung wird teurer
Auch das Entgelt für die Nutzung der etablierten Angebote in den städtischen Kitas und Krippen erhöht sich: Rückwirkend für den Zeitraum vom 1. September 2022 bis zum 31. August 2025 gilt für die städtischen Tageseinrichtungen für Kinder nun: Der Veranlagungszeitraum bei den monatlichen Nutzungsgebühren beträgt statt zwölf nunmehr elf Monate. Die Gesamtkosten verteilen sich jetzt auf diesen Zeitraum.
Die Gebühren steigen entsprechend der empfohlenen Richtsätze des Landes um 3,9 Prozent - was weiterhin einem Kostendeckungsgrad von 20 Prozent durch die finanzielle Elternbeteiligung entspricht. Auch das Essen verteuert sich um monatlich rund zehn Euro. "Nun kommt die Umstellung von zwölf auf elf Monate Veranschlagungs-Zeitraum dazu", brachte Eva Diem (Aktive) es auf den Punkt: "Das muss man gut kommunizieren, so dass die Leute nicht denken, sie hätten nun jetzt hier eine Erhöhung um 80 Euro." Es sei dringend notwendig, sehr genau darzustellen, was Ergebnis der neuen Berechnungsart und was wirkliche Mehrkosten seien.
Die Elternbeiräte seien bereits informiert und einbezogen worden, teilte die Fach-Referentin mit. "Und wir werden es den anderen Eltern auch gut vermitteln." Dennoch werde die rechnerische Umstellung, die der Einführung besagter neuen Ferienbetreuung geschuldet ist, zunächst beim ersten Blick auf die Abrechnung natürlich "spürbar sein".
Hintergrund: Ein Minusgeschaft
Schon lange müssen Kommunen den Löwenanteil der Kosten für ihre Betreuungsangebote selbst finanzieren: Nur rund 20 Prozent werden über die Elternbeiträge getragen. Unterdessen ist die Nachfrage immer weiter gestiegen: 2023 werden laut Prognosen von Fachverbänden bundesweit rund 380 000 Plätze in Kindertagesstätten fehlen.