Kita-Strafgebühren für verspätete Eltern trifft in der Region auf Zuspruch
In Ludwigsburg müssen Eltern, die ihre Kinder zu spät aus der Kita holen, künftig Strafe zahlen - eine gute Idee, finden Leser der Heilbronner Stimme. Viele Erzieher aus der Region haben sich nach einem Aufruf zu Wort gemeldet.

In immer mehr Kommunen müssen Eltern, die ihre Kinder nicht pünktlich aus der Kita abholen, eine Strafgebühr zahlen. Ab April 2023 auch in Ludwigsburg, so hat es der Gemeinderat entschieden. Der Deutsche Kitaverband kann sich sogar vorstellen, dass Kinder ihren Kita-Platz verlieren, wenn Eltern regelmäßig zu spät kommen. Strafgebühren würden jene, die finanziell gut aufgestellt sind, eher nicht abschrecken, sagte Romano Sposito auf Stimme-Anfrage.
Viele Erzieher sprechen sich pro Strafgebühren aus
Wie sehen das die Menschen aus der Region? Nach einem Aufruf der Heilbronner Stimme haben sich einige Leser zu Wort gemeldet, vorwiegend Erzieher selbst, die Sanktionen befürworten. Lediglich eine Rückmeldung hat die Redaktion erreicht, die Strafzahlungen nicht befürwortet. "Es kann immer Gründe geben, weshalb man zu spät kommen kann und auf die man keinen Einfluss hat. Wenn die Eltern anrufen und Bescheid geben, habe ich vollstes Verständnis", schildert eine Erzieherin, die anonym bleiben möchte, ihren Standpunkt. Aber es gebe genügend Eltern, die regelmäßig zu spät kommen und das völlig selbstverständlich finden. "Das ist uns Erziehern und auch den eigenen Kindern gegenüber eine Frechheit. Hier finde ich die 30 Euro als Erziehungsmaßnahme eine gute Idee. Die Stadt Heilbronn sollte auch über so etwas nachdenken."
Ein Supermarkt habe auch Öffnungszeiten, an die man sich halten muss, meldet sich eine andere Erzieherin, die ihren Namen ebenfalls nicht in der Zeitung lesen möchte, zu Wort. Ein Zuspätkommen der Eltern bedeute für sie und ihre Kollegen, ungeplante Überstunden machen und private Pläne verschieben zu müssen. "Dann sitzt man da, mit teils sehr unglücklichen Kindern, die warten und sich fragen, warum ihre Eltern sie als letzte abholen." Wenn schon die Kita-Betreuung in Heilbronn nichts kostet, "was nicht gerade zur Würdigung unserer Arbeit beiträgt, muss meiner Meinung nach wenigstens das Zuspätkommen etwas kosten".
"Wir haben auch ein Privatleben und Termine"
"Ich bin Erzieherin, und meiner Meinung nach ist das vollkommen in Ordnung, dass Eltern diese Strafe zahlen müssen", meldet sich eine weitere Leserin zu Wort. "Wir hatten schon öfter das Problem, dass Kinder zu spät abgeholt wurden, wir können ja nicht gehen, sondern müssen warten. Viele Eltern verstehen leider nicht, dass wir auch ein Privatleben und Termine haben."
Ausnahmen, wenn der Arztbesuch länger dauert?
"Manchmal gibt es auch unvorhersehbare Situationen, und man kann nicht pünktlich am Kindergarten sein", spricht sich eine Leserin unserer Zeitung als einzige unter den Rückmeldungen gegen Sanktionen aus. Wenn man nicht rechtzeitig von der Arbeit loskomme oder ein Arztbesuch länger dauere, könne man dem Kindergarten telefonisch Bescheid geben. Gleich Strafe zahlen zu müssen, findet sie "unmöglich, da Eltern schon viel für die Betreuung ihrer Kinder bezahlen".
Ein etwas ausgewogeneres Bild bildet eine Umfrage auf dem Instagram-Kanal der Heilbronner Stimme ab: Während 348 User dafür gestimmt haben, dass sie Strafzahlungen für verspätete Eltern gut finden, haben sich 246 gegen Sanktionen ausgesprochen.
In der Region sind Strafzahlungen aktuell kein Thema
In der Region sind die Einführung von Sanktionen für notorische Zuspätkommer aktuell kein Thema. "Wenn es häufiger der Fall sein sollte, wird das mit Gesprächen gelöst", sagte etwa Heilbronns Rathaus-Pressesprecherin Suse Bucher-Pinell. In Neckarsulm setze man ebenfalls auf Kommunikation, berichtete Andreas Bracht. In Einzelfällen spreche die Kita-Leitung die Eltern darauf an. "Dann wird zum Beispiel erörtert, ob es erforderlich ist, die Betreuungszeit zu erhöhen."