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In Hohenlohe sind viele Kräfte für die Ukrainer im Einsatz

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Seit Kriegsbeginn sind 1466 Flüchtlinge aus der Ukraine im Hohenlohekreis angekommen. 117 wohnen aktuell in Sammelunterkünften. Die Unterbringung, Betreuung und Versorgung bindet viele Kräfte in unterschiedlichen Bereichen.

Am 23. März 2022 kamen die ersten Ukrainer in Künzelsau an, die dem Kreis offiziell zugewiesen wurden. Bis heute dient die einstige Klinik als Sammelunterkunft.
Am 23. März 2022 kamen die ersten Ukrainer in Künzelsau an, die dem Kreis offiziell zugewiesen wurden. Bis heute dient die einstige Klinik als Sammelunterkunft.  Foto: privat

Die Unterbringung, Betreuung und Versorgung von Ukraine-Flüchtlingen bindet auch im Hohenlohekreis viele Kräfte: im Landratsamt, in den Rathäusern sowie im privaten und ehrenamtlichen Bereich. Seit dem Kriegsausbruch vor einem Jahr sind 1466 Geflüchtete hier angekommen. Anfangs gab es Probleme bei der Registrierung, diese sind mittlerweile vollständig behoben, wie Kreissprecherin Mathea Weinstock berichtet: "Die erkennungsdienstliche Behandlung erfolgt momentan ohne Zeitverzögerung."

Zwei Sammelunterkünfte in Künzelsau für Ukrainer

232 Schutzsuchende wurden bislang in die vorläufige Unterbringung des Hohenlohekreises aufgenommen. Derzeit gibt es noch zwei Sammelunterkünfte, die nur für Ukrainer reserviert sind: das ehemalige Krankenhaus in Künzelsau, wo 170 Plätze bereitstehen und das aktuell mit 100 Bewohnern belegt ist, und ein Gebäude in der Rösleinsbergstraße, wo von 23 Plätzen derzeit 14 besetzt sind. Drei Ukrainer leben als "Drittstaater" in anderen Unterkünften, sodass ein Jahr nach Kriegsbeginn 117 in Gemeinschaftsunterkünften wohnen.


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Große Mehrheit ist im privaten und kommunalen Umfeld untergekommen

"Wie viele Personen aktuell darüber hinaus kommunal oder privat untergebracht sind, kann nicht benannt werden, da bei Wegzügen nicht immer Abmeldungen vorgenommen werden", so Weinstock. Seit Sommer 2022 war es meist so, dass 1000 bis 1200 Ukraine-Flüchtlinge im Hohenlohekreis lebten, von denen etwa nur ein Zehntel in der Obhut des Kreises wohnten und die große Mehrheit im privaten und kommunalen Bereich. Nur sechs sind von privaten in Kreisunterkünfte gewechselt.

Das Landratsamt weiß von 184 Personen, die in ihre Heimat zurückgekehrt sind. 38 seien innerhalb Deutschlands, 33 im sonstigen Ausland und 17 mit unbekanntem Ziel verzogen. Die tatsächliche Zahl könne darüber liegen, weil sich nicht alle die Flüchtlinge abmeldeten, so Weinstock. Eine weitere Unterkunft für Ukraine-Flüchtlinge steht in einer umgebauten Gewerbehalle in Schwabbach bereit. Diese ist noch nicht belegt.

Prognosen zur Zahl neuer Flüchtlinge bleiben sehr schwierig

Wie viele Ukrainer noch neu kommen oder den Hohenlohekreis wieder verlassen, kann das Landratsamt nicht sagen: "Wir gehen aktuell von 20 bis 40 neuen Personen im Monat aus", sagt Weinstock. Die Prognose sei sehr schwierig, weil dies von den weiteren Kriegsentwicklungen und der nach wie vor schwankenden bundesweiten Verteilung ins Land abhänge. Im September wurden dem Kreis mit 61 Personen die meisten zugewiesen, im Oktober und November mit jeweils zwei die wenigsten.

Anschlussunterbringung schon nach sechs Monaten

Das macht die Planungen so schwer, immer genügend Plätze in Sammelunterkünften vorzuhalten. Im März wohnten darin nur 21, im September waren es 143 Personen, seitdem geht es immer wieder hoch und runter. Aktuell sind es 117. Die Städte und Gemeinden im Hohenlohekreis sind für die Anschlussunterbringung zuständig, wenn die Flüchtlinge davor oder danach nicht schon im privaten Umfeld untergekommen sind. Anders als bei normalen Asylbewerbern, die zunächst zwei Jahre beim Kreis bleiben, greift diese Regel bei Ukrainern schon nach sechs Monaten.

Wohnraum in etlichen Kommunen ist sehr knapp

Etliche Kommunen haben kaum noch freien Wohnraum, weshalb der Kreis nicht wie sonst einen festen Verteilschlüssel anwendet, sondern die Kriegsflüchtlinge sehr pragmatisch in die Orte schickt, die noch Kapazitäten haben. 85 Personen seien bislang Ingelfingen, Krautheim, Kupferzell, Mulfingen, Öhringen und Schöntal zugewiesen worden. Jene 117 Ukrainer, die derzeit in den Sammelunterkünften des Kreises leben, müssen in denn nächsten Monaten ebenfalls die Seiten wechseln.

971 weibliche und 495 männliche Flüchtlinge

Von den 1466 gemeldeten Ukraine-Flüchtlingen sind 971 weiblich und 495 männlich. Die Altersverteilung ist wie folgt: 139 sind unter sieben Jahre und 398 sechs bis 18 Jahre. Den größten Anteil stellen die 30- bis 50-Jährigen mit 434, 226 sind 18 bis 20 Jahre, 269 über 50 Jahre alt. Das Landratsamt geht laut einer Studie des zuständigen Bundesamts davon aus, dass 37 Prozent für immer oder mehrere Jahre bleiben wollen, 34 Prozent bis Kriegsende, 27 Prozent noch unentschieden sind und zwei Prozent das Land innerhalb eines Jahres wieder verlassen wollen. Die Ergebnisse seien auch für den Kreis in etwa repräsentativ.

So werden die Ukraine-Flüchtlinge betreut und versorgt

Geflüchtete Ukrainer können seit 1. Juni vergangenen Jahres Grundsicherung erhalten und werden dann nicht mehr gemäß Asylbewerberleistungsgesetz behandelt. Stand Oktober 2022 bezogen laut Landratsamt 537 Ukrainer im Hohenlohekreis Arbeitslosengeld II. Aktuellere Zahlen liegen nicht vor. Dasselbe gilt für die Zahl jener, die Arbeit gefunden haben und damit nicht mehr vom Jobcenter betreut werden. 47 haben bisher diesen Sprung geschafft. Als Bürgergeldempfänger sind geflüchtete Ukrainer gesetzlich krankenversichert. Damit greifen auch in der Gesundheitsversorgung die regulären Systeme. Dazu gibt es spezielle Angebote, um die Flüchtlinge psychologisch zu betreuen: etwa in den Willkommenspunkten in Künzelsau (Kunsttherapie) und Öhringen (Traumabewältigung). Kinder erhalten zudem "Tröster-Teddybären".

Sozialarbeiter betreuen die Flüchtlinge in den Gemeinschaftsunterkünften des Kreises, Integrationsmanager kümmern sich um sie im Privat- und Kommunalbereich. "Die überwiegende Unterbringung in Privatwohnraum und Gastfamilien fördert den schnellen Integrationserfolg", erklärt Kreissprecherin Mathea Weinstock. Zum Spracherwerb stünden Integrationskurse diverser Anbieter bereit, die gerade alle ihre Kapazitäten ausbauten. Das Jobcenter im Kreis habe den Arbeitsmarkt im Blick. In den Willkommenspunkten gebe es Beratungsangebote, ehrenamtliche Projekte und in fast allen Kommunen aktive Helferkreise. Auch zahlreiche Vereine leisteten wichtige Dienste.

 

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