Mit dem Traktor ans Nordkap: Hohenloher reisen 8800 Kilometer
Die drei Jagsttaler kannten sich nicht vor ihrer zweieinhalb Monate langen Reise. In 19 Tagen sind sie am Nordkap – und machen nur an einer Station einen längeren Halt.

Drei Menschen, ein Traum: Obwohl sie sich nicht kannten, beschlossen Bernhard Gaab aus Eberstal, Karl Mack aus Heimhausen und Ottmar Müller aus Laibach, gemeinsam eine wochenlange Reise zu unternehmen.
Per Inserat hatte Müller nach Reisepartnern für eine Schleppertour ans Nordkap gesucht. So fanden sich die drei Ruheständler, die während der Fahrt zu Freunden wurden. Ob es mal zu einem Streit kam? Sie winken ab. "Es hatte ja jeder von uns einen Wohnwagen, da konnten wir uns zurückziehen", sagt Müller. Die Zufriedenheit habe auch daran gelegen, weil jeder etwas beigetragen habe. "Karl kann super kochen und Bernhard hat sich immer um die Strecke gekümmert", sagt Müller und fügt lachend hinzu: "Und ich habe morgens den Kaffee gemacht."
An diesem Ort haben die Hohenloher mit ihren Traktoren einen längeren Halt eingelegt
Jeden Morgen um 7.30 Uhr haben sie gefrühstückt und sind dann losgefahren, wenn sie nicht einen Ausflug gemacht haben. "Am späten Mittag haben wir dann festgelegt, wie weit wir fahren", sagt Gaab. Er hat abends Reisetagebuch geschrieben und festgehalten, wo die drei überall waren.
Gut zwei Monate waren die drei Männer unterwegs, vom 3. Mai bis 6. Juli. Aber schon nach 19 Tagen seien sie am Nordkap gewesen. "Das war unser Ziel, deswegen wollten wir schnell dorthin", sagt Gaab. Nur an einem Ort haben sie einen längeren Halt gemacht: Beim Astrid-Lindgren-Museum im schwedischen Vimmerby. Auf der Heimfahrt haben sie sich dann aber Zeit gelassen.
Festlicher Empfang in Eberstal
Als die drei nach ihrer Reise in Eberstal von vielen Menschen und den Maschinen der Schlepperfreunde Oberkessach, zu denen Gaab gehört, mit einem Fest empfangen werden, sind sie sichtlich beseelt. Auf die Frage, was ihnen besonders gefallen hat, sprudeln die Orte nur so heraus - zahlreiche Museen und Kirchen zählen sie auf, an jeder Station, an der sie Halt gemacht haben.
Für Gaab gehört der Moment dazu, "als wir in den Polarkreis eingetreten sind." Müller erzählt mit strahlenden Augen, dass er in Kathedralen in Tromsø und in Alta und im "Heiligtum der Norweger", dem Nidarusdom in Trondheim, Tenorhorn gespielt hat - "das wollte ich unbedingt machen". Er spielt in der Musikkapelle Laibach, die die drei Reisenden nach der Feier in Eberstal in Müllers Heimatort empfangen.
Sie fahren in einer festen Reihenfolge
Voran gefahren ist immer Bernhard Gaab. Sein Schlepper war der langsamste von den dreien - dafür aber auch der älteste: ein Eicher Tiger Schnellläufer. Das Wort Schnellläufer steht für eine erhöhte Maximalgeschwindigkeit von 28 Kilometern pro Stunde. "Den habe ich von meinem Freund Heini herrichten lassen", erzählt Gaab. In alle Einzelteile sei die Maschine zerlegt worden, er hat sie gereinigt und lackiert. Größere technische Probleme habe es nicht gegeben, "nur Öl musste ich nachfüllen". Acht bis zehn Liter Sprit habe er auf 100 Kilometer verbraucht.
Gaab hatte außerdem seine Landkarten dabei, auf denen die Strecke markiert war. Elektronische Karten nutzten nichts: "Wir konnten ja keine Schnellstraßen fahren. Und wenn wir eine andere Route fahren mussten, war das einfacher, sie auf der Papierkarte zu finden."
Höhenangst führt zur kurzen Trennung der Weggefährten
Die allermeiste Zeit waren sie gemeinsam unterwegs. Nur kurz musste Müller eine andere Route nehmen: Beim Geirangerfjord und an der Trollstigen ist er eine Ausweichroute gefahren, wegen seiner Höhenangst. "So haben wir unterschiedliche Sachen erlebt, das ist ja auch toll."
Während der Fahrt hatten sie keinen Kontakt miteinander. "Bei einem Probelauf vor der Fahrt haben wir es mit Walkie Talkies probiert. Aber die Schlepper waren einfach zu laut", sagt Gaab. Nach wenigen Tagen Fahrt haben sie sich darauf geeinigt, dass Müller hinten fahren sollte: "Ich habe oft angehalten und Fotos gemacht", sagt er.
Auch wenn sie sie wohl nicht brauchen für die Erinnerung, wie Gaab es durchscheinen lässt: "Von der Reise hab ich noch was, wenn ich 100 bin."