Bleiben Gäste jetzt aus? 2024 mehr als zwei Euro mehr für einen Rostbraten in der Gastronomie
Zwei Inhaber von Restaurants im Hohenlohekreis sprechen darüber, wie sie mit den höheren Steuern auf Im-Haus-Gastronomie umgehen. Einer kann nur noch den Kopf schütteln.
Vor einiger Zeit waren viele Gastronomen noch optimistisch beim Thema Mehrwertsteuer. Denn während der Corona-Pandemie wurde der Mehrwertsteuersatz auf sieben Prozent reduziert. Doch jetzt ist klar: Für die Speisen, die Gäste im Restaurant verzehren, wird die Mehrwertsteuer wieder erhöht, auf 19 Prozent. Zwei Hohenloher Gastronomen reagieren unterschiedlich:
Michael Nicklas, Betreiber des gleichnamigen Traditionsrestaurants in Ingelfingen, kann nur den Kopf schütteln. „Zwölf Prozent, das schluckt kaum einer“, ist er sich sicher. Keiner könne mehr sparen, deshalb würden die Preise von den meisten an die Kunden weitergegeben.
Denn nach der Corona-Hochphase traf die Betriebe die Energiekrise hart. „Viele haben Stromverträge über mehrere Jahre abgeschlossen und zahlen jetzt hohe Summen.“ Er selbst zahlt das Vierfache im Vergleich zu früher. Und nun die Erhöhung bei der Mehrwertsteuer. All das beachte die Politik nicht. Im vergangenen Jahr hat er bei den Preisen deshalb bereits rund zehn Prozent draufschlagen müssen.
Bleiben Gäste künftig aus? Hohenloher Gastronom sorgt sich um gesellschaftliches Klima
Und nun zwölf Prozentpunkte mehr bei der Mehrwertsteuer? Das wären mehr als zwei Euro mehr für den Klassiker Rostbraten. „Ich bin mehr als 40 Jahre Gastronom, aber zehn Prozent habe ich vorher noch nie verteuern müssen.“ Wie geht es weiter? In Ingelfingen habe man nach harten Monaten der Personalsuche fünf Azubis und etwa drei Köche eingestellt. Was wird, wenn die Gäste ausbleiben?
Profitieren werden dann Imbisse, vermutet Nicklas, da Essen zum Mitnehmen weiterhin mit sieben Prozent besteuert wird. Künftig werde es wohl nur noch eine bestimmte Schicht geben, die es sich leisten könne, Essen zu gehen. Sorgen machen dem Gastronom die Auswirkungen darüber hinaus. Viele seiner Kollegen fühlten sich von der Politik im Stich gelassen und würden unter Umständen anders wählen, „auch wenn ich das für mich persönlich ablehne.“
Erhöhung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie: Wirt aus Schöntal will über Speisekarte beraten
Für Walter Blattau, Chef des Gasthofs Zur Post in Kloster Schöntal, ist die Entscheidung zwar "ärgerlich", sie kommt aber nicht sehr überraschend: „Vor wenigen Wochen meinte unser Steuerberater schon, dass er davon ausgeht, dass die Erhöhung kommt.“ Er habe auch empfohlen, den Preis weiterzugeben, „zwölf Prozent mehr können wir als Gastronomen ja nicht einfach leisten“, so Blattau, der den Gasthof in fünfter Generation führt. Auch seine Gäste unterhalten sich schon kurz nach der Entscheidung über die Steuererhöhung darüber, erzählt er.
Die Entscheidung führt der Wirt auch auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts über den 60-Milliarden-Euro-Nachtragshaushalt zurück, der eine große Lücke in den Steuereinnahmen des Bundes gerissen hat. "Das wird auch andere noch treffen", sagt Blattau. Sein Gasthaus im mit 80 Einwohnern kleinen aber „kulturell und historisch guten Standort“ profitiere von Tagungen, Festspielen und Fahrradfahrern.
Die Familie Blattau werde sich nun zusammensetzen und beraten, welche konkreten Auswirkungen die Erhöhung auf die Speisekarte haben wird. „Ich habe keine Angst, dass wir schließen müssen. Aber der eine oder andere wird nach der Preiserhöhung seltener Essen gehen.“