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Heute vor 10 Jahren: Als der Hohenloher Alexander Gerst ins All flog

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Heute vor zehn Jahren brach der Hohenloher Alexander Gerst zu seiner ersten Weltraum-Mission auf. Mit Videos und Bildern ließ "Astro-Alex" die Menschen auf der Erde teilhaben. Ein Blick zurück.

Alexander Gerst blickt am 12. Juni 2014 während seines Fluges mit der Internationalen Raumstation durch ein Fenster in der Kuppel auf die Erde.
Alexander Gerst blickt am 12. Juni 2014 während seines Fluges mit der Internationalen Raumstation durch ein Fenster in der Kuppel auf die Erde.  Foto: nicht angegeben

An die magische Nacht von Kasachstan kann sich der Hohenloher Raumfahrer Alexander Gerst genau erinnern. "Wenn man die Treppe zur Rakete hochsteigt und sich vorübergehend von dieser Welt verabschiedet, ist da auch ein Moment der Einsamkeit", erzählt der Astronaut der Europäischen Weltraumorganisation (Esa). "Man spürt die Bedeutung des Augenblicks, alle sind aufgeregt, während man selbst in einer beinahe friedlichen Stimmung verweilt. Wer in eine solche Rakete steigt, muss mit sich im Reinen sein, denn er weiß, dass es sein kann, dass man nicht zurückkehrt."

Am 28. Mai 2024: Hohenloher Astronaut Alexander Gerst macht sich auf den Weg ins All

Vor zehn Jahren, am 28. Mai 2014, flog der Künzelsauer erstmals ins All – mit einem spektakulären Nachtstart vom legendären Kosmodrom Baikonur und als elfter Deutscher. Bereits am nächsten Morgen ging der Geophysiker zur Arbeit, wie viele Deutsche auch - nur eben 400 Kilometer über der Erde, auf der Internationalen Raumstation (ISS). Vom Außenposten der Menschheit aus ließ "Astro-Alex" Experten und Laien teilhaben an seiner Mission. "Ich hatte viel aufgegeben und alles riskiert für diesen Traum. Und dann kam der Moment, als ich realisiert habe: Ich bin im Weltraum. Eine riesige Last fällt in so einem Moment von den Schultern."


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Wird Alexander Gerst unser Mann auf dem Mond?


Er wisse noch gut, wie er vor zehn Jahren zum ersten Mal in der Kapsel gesessen habe und alle Möglichkeiten durchgegangen sei. "Man befindet sich in den Tagen vor dem Start in einer Endlosschleife. Kann ich das alles? Und was, wenn nicht? Was muss ich mir vorher noch mal anschauen? Es heißt ja immer "Mut zur Lücke"", sagt Gerst und lacht. "Das mag bei einer Prüfung eine gute Strategie sein, aber bei einem Weltraumflug sicher nicht."

Hohenloher im All: "Astro-Alex" bringt Euphorie in die Heimat

In seiner Hohenloher Heimat sorgt Alexander Gerst seither für Euphorie und jede Menge Stolz. Live-Schaltungen zur ISS, Welcome-Back-Partys und eine Weltraum-Ausstellung, die dem Ehrenbürger der Stadt Künzelsau gewidmet ist, zeugen davon. "Wie kein anderer Astronaut vor ihm hat Alexander Gerst die Welt an seiner Arbeit in der Weltraumstation und seinem Blick auf die Erde teilhaben lassen", schwärmt der Künzelsauer Bürgermeister Stefan Neumann, der 2014 ebenfalls in Baikonur zugegen war. "Gerst wirbt für den sorgsamen Umgang mit unserem blauen Planeten und schafft es, die Menschen für die Wissenschaft zu begeistern. Das hat man in Künzelsau gespürt."

Alexander Gerst auf der ISS: Ein Hohenloher erobert den Weltraum
Alexander Gerst auf der ISS: Ein Hohenloher erobert den Weltraum  Foto: imago stock&people (imago stock&people)

165 Tage blieb Alexander Gerst im All und flog 2018 erneut zur ISS – wieder von Baikonur und wieder mit einer russischen Sojus-Rakete. Schon damals waren die Beziehungen wegen der russischen Annexion der Krim belastet, inzwischen hat Moskaus Krieg gegen die Ukraine die Zusammenarbeit weiter schrumpfen lassen. Gerst bedauert das. "Bei jedem Krieg gehen Dinge auf schreckliche Weise verloren. Das ist die Natur eines Krieges, und auch die Raumfahrt bleibt davon nicht verschont. Vieles, was wir aufgebaut haben an internationalem Vertrauen und Kooperation, leidet jetzt darunter.

Hohenloher im Weltraum: Was Alexander Gerst erlebte

363 Tage bei zwei Missionen: Kein Deutscher war so lange in der Umlaufbahn wie Gerst. Dazu ein Außeneinsatz im Weltall: Das macht den Mann mit dem kahlgeschorenen Kopf nach Ansicht von Experten zum Kandidaten für den Mond. Der 48-Jährige selbst sieht bei der geplanten US-Mondmission "Artemis" Chancen für einen Europäer oder eine Europäerin im Mondorbit. Bei dem US-geführten Projekt sollen jeweils vier Astronauten zum Mond fliegen – zwei verbleiben im Mondorbit und zwei landen auf dem Erdtrabanten, erstmals seit 1972 wieder.

Ein Mitflug einer Astronautin oder eines Astronauten der Esa sei für "Artemis 4" und "Artemis 5" geplant, hatte Esa-Generaldirektor Josef Aschbacher im November gesagt. Ob sie oder er zu den je zwei der vier Raumfahrer gehören werden, die nicht nur zum Mond fliegen, sondern ihn auch betreten, sei unklar. "Das ist noch nicht definiert", erklärte Aschbacher. "Momentan sind wir bei der Esa sechs aktive Astronautinnen und Astronauten mit Raumfahrterfahrung", so Gerst. "Ich denke, keiner von uns würde Nein sagen."

Der Hohenloher Bundestagsabgeordnete Christian von Stetten (CDU) verfolgt Gersts Karriere von Beginn an. "Als Mitglied der Parlamentariergruppe Luft- und Raumfahrt des Bundestages hatte ich das Glück, bei allen beiden Raketenstarts in Kasachstan dabei zu sein," berichtet von Stetten. "Jetzt helfen wir, dass Alexander Gest den ersten europäischen Startplatz für die US-amerikanische Mondmission "Artemis" bekommt. Von seiner Qualifikation und seinem Einsatz ist er Europas Astronaut Nummer eins", ist von Stetten überzeugt.

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