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Gelber Sack in Hohenlohe: Alles eine Frage der Gewöhnung?

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Seit drei Monaten werden die Leichtverpackungen im Hohenlohekreis in Gelben Säcken gesammelt. Die Bürger arrangieren sich langsam mit dem neuem System, die Zahl der Fehlbefüllungen mit Restmüll ist deutlich gesunken.

Die im Vergleich zur Grünen Tonne geringere Stabilität der Gelben Säcke ist weiter ein Thema: beim Befüllen, Lagern und Bereitstellen. Das Gewicht der Müllmenge ist derweil gesunken − bei gleichem Volumen. Das heißt: Es gibt weniger Fehlwürfe.
Foto: dpa
Die im Vergleich zur Grünen Tonne geringere Stabilität der Gelben Säcke ist weiter ein Thema: beim Befüllen, Lagern und Bereitstellen. Das Gewicht der Müllmenge ist derweil gesunken − bei gleichem Volumen. Das heißt: Es gibt weniger Fehlwürfe. Foto: dpa  Foto: Roland Weihrauch

Seit drei Monaten entsorgen die Bürger des Hohenlohekreises ihre Leichtverpackungen in den Gelben Säcken. Haben sie die Umstellung verinnerlicht? Gibt es weiterhin Beschwerden? Wird jetzt weniger Restmüll mit entsorgt? Wie lange wird das System wohl bleiben? Die HZ hat mit der hiesigen Abfallwirtschaft gesprochen und beantwortet die wichtigsten Fragen.

Geringe Stabilität bleibt ein Thema

"Die Lage normalisiert sich. Jeder schafft sich sein eigenes System, wie er die Gelben Säcke lagert und zur Abfuhr bereitstellt", sagt Sebastian Damm, Geschäftsführer der Abfallwirtschaft Hohenlohekreis (AWH). Die im Vergleich zur Grünen Tonne geringere Stabilität der Gelben Säcke ist natürlich weiter ein Thema. Wenn es windet, wehen sie schon mal davon. Auch Tiere machen sich mitunter an ihnen zu schaffen.

Damm spricht aber von "Einzelfällen" und appelliert nochmals, "die Säcke am Abholtag erst morgens rauszustellen, wenn Sturm angesagt ist, oder sie entsprechend zu sichern". Möglich seien Gitterboxen, die Säcke könnten auch an Zäunen aufgehängt oder mit einem Gegenstand beschwert werden. Wer die Leichtverpackungen ohne Lebensmittelreste in den Gelben Säcken entsorge, mindere die Gefahr, Tiere anzulocken.


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Zwei-Wochen-Rhythmus kommt gut an

"Positiv bewertet wird, dass die Abfuhr jetzt alle zwei Wochen erfolgt", meint Damm. "Die Leute arrangieren sich langsam damit. Wir können aber nicht alle glücklich machen." Der AWH-Chef weiß: "Systemumstellungen werden immer kontrovers diskutiert." Und nennt das Beispiel Neckar-Odenwald-Kreis: "Dort wurde 2020 die Gelbe Tonne eingeführt, und es gab eine Riesenaufregung, weil viele die Gelben Säcke behalten und nicht noch eine Tonne mehr haben wollten." Alles also eine Frage der Gewöhnung?

Deutlich weniger Beschwerden als im Dezember und Januar

Frust, Wut und Ärger? Die Aufregung habe sich spürbar gelegt, sagt Nadine Würth, bei der Abfallwirtschaft zuständig für Kommunikation. Im Dezember und Januar war das noch anders, die Beschwerden nahmen kein Ende und ließen Telefonanlagen zusammenbrechen und E-Mail-Postfächer überquellen. Top-Kritikpunkt damals: die schlampige Erstverteilung der Rollen mit den Gelben Säcken. Mittlerweile sei es deutlich ruhiger geworden, erklärt Sebastian Damm, "es ist ein gewisser Sättigungseffekt eingetreten", will heißen: "Die meisten Bürger fühlen sich jetzt gut versorgt."

Das Rollen-Chaos wirkt kaum noch nach

Was genau zu dem Chaos bei der Erstverteilung führte, darüber hat sich der Entsorger Veolia noch nicht geäußert. Er beteuert aber: Bei der nächsten Grundverteilung am Jahresende soll es besser laufen. Gelbe Säcke gibt es weiter bei Veolia in Bretzfeld, in allen Rathäusern und an einem Außenständer bei der Abfallwirtschaft in Künzelsau.

Abfallwirtschaft ist erster Ansprechpartner

Allein Veolia ist für die Versorgung und Abfuhr der Gelben Säcke zuständig - und nicht die Abfallwirtschaft des Hohenlohekreises. Sie ist in das System lediglich eingebunden als Vermittler, was vielfach für Verwirrung sorgte und selbst die Abfallwirtschaft überforderte, als die Nachfragen überhand nahmen. Die Folge: Auch Veolia schaltete eine Not-Hotline. Dieses Hin und Her soll es nun nicht mehr geben: "Wir sind in erster Linie Ansprechpartner für die Bürger und haben den Anspruch, ihnen weiterzuhelfen. Nur spezielle Fälle leiten wir an Veolia weiter", so AWH-Geschäftsführer Sebastian Damm. Die Kontaktaufnahmen hätten sich auf ein "moderates Maß" eingependelt, sagt Sprecherin Nadine Würth: "Meist handelt es sich um Anfragen zu dem Themen: Was darf in den Gelben Sack und wie darf ich ihn bereitstellen? Vereinzelt haben wir Abfuhrreklamationen, jedoch in gleichem Maß wie bei der Biotonne und der Restmülltonne."

Falschbefüllungen mit Restmüll deutlich gesunken

Leichtverpackungen ganz ohne Gelbe Säcke in den Grünen Tonnen zu sammeln, war für die Bürger jahrelang sehr bequem. Doch damit einhergingen beträchtliche Abfallmengen, die dort gar nichts zu suchen haben. Die Grünen Tonnen waren durchschnittlich zur Hälfte falsch befüllt: vorwiegend mit Restmüll. Mit den transparenten Gelben Säcken können solche Fehlwürfe besser entdeckt werden, und wegen des viel dünneren und empfindlicheren Materials sind sie auch viel schwerer zu tätigen. Macht sich dies bereits bemerkbar? "Ja", glaubt Sebastian Damm. "Das hat sich klar verbessert." Wie erkennt man das? "Bei gleichem Abfallvolumen ist das Abfallgewicht deutlich gesunken." Daraus könne geschlossen werden, dass der Restmüllanteil rückläufig sei. Nur: Eine detaillierte Sortieranalyse stehe noch aus. Im Oktober lag die Menge bei 350 Tonnen, im November bei 340 Tonnen und im Dezember bei 370 Tonnen. Mit der Einführung des Gelben Sacks sanken die Werte auf 320 Tonnen im Januar und 250 Tonnen im Februar.

Gelber Sack bleibt den Hohenlohern wohl noch einige Jahre erhalten

Wie lange müssen (oder dürfen) die Bürger des Hohenlohekreises mit dem Gelben Sack leben? Auf jeden Fall bis Ende 2022, denn so lange läuft der entsprechende Vertrag der privatwirtschaftlich organisierten Dualen Systeme mit dem Entsorger Veolia. Es spricht aber viel dafür, dass sich an dieser Form der Sammlung von Leichtverpackungen auch bis 2024 oder 2025 nichts ändert. Bereits Ende Dezember hatte Landrat Matthias Neth im HZ-Interview angekündigt: "Der Gelbe Sack wird uns wohl noch länger begleiten."

Gemeinsame Wertstofftonne wäre viel teurer

Die Alternative wäre eine gemeinsame Wertstofftonne mit den Dualen Systemen, hier seien aber noch zu viele Fragen offen. 2023 beginnt auf jeden Fall ein neuer Vertrag: über zwei oder drei Jahre. AWH-Geschäftsführer Sebastian Damm sagt dazu heute: "Wenn wir etwas ändern wollen, müssen wir uns im Jahr 2022 mit den Dualen Systemen einigen." Außerdem müsste geklärt werden, ob der Kreistag bereit sei, "zusätzliche Gelder aus dem normalen Müllgebührenhaushalt für eine solche Wertstofftonne zu setzen". Dies könnte bis zu 500.000 Euro pro Jahr ausmachen, die an den Gebührenzahlern hängenblieben. Der Gelbe Sack kostet sie und den Hohenlohekreis keinen Cent mehr.

Positives Fazit nach drei Monaten

Damms "erstes Fazit" nach drei Monaten: "Das System Gelber Sack funktioniert sehr gut. Wenn der Kreistag es wünscht, über weitere Optionen zu diskutieren, könnten wir uns frühestens Anfang 2022 damit befassen, weil wir im Moment zu viele andere Baustellen haben."

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