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Alternative zur Einäscherung: Für die Lavation fehlt dem Haller Krematorium noch die Genehmigung

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Der Betreiber des Schwäbisch Haller Krematoriums hat ein alternatives Verfahren zur Einäscherung entwickelt. Mehr als 90 Prozent Energieeinsparung sind möglich, wenn der Körper in einem Sprühnebel aus Wasser und Elektrolyten aufgelöst wird. Allerdings bremst das Sozialministerium bei der Genehmigung.

Von Axel Theurer
So soll das Lavarium im Haller Krematorium aussehen. Noch fehlt die Genehmigung, auch wenn die Betreiber betonen, dass das Verfahren ausgereift sei.
So soll das Lavarium im Haller Krematorium aussehen. Noch fehlt die Genehmigung, auch wenn die Betreiber betonen, dass das Verfahren ausgereift sei.  Foto: privat

"Die Lavation ist eine umweltfreundliche neue Technologie für die Bestattung von Menschen oder Tieren", erklärt Jochen Lutz, Geschäftsführer des Krematoriums am Waldfriedhof in Schwäbisch Hall. Bei der Lavation werde laut den Angaben auf der Website des Krematoriums der menschliche Körper im Lavarium mit einem warmen Sprühnebel aus Wasser und Elektrolyten benetzt. Dabei werde er in seine ursprünglichen Bestandteile zersetzt.

Dies sei quasi die Umkehrung der Entstehung von Leben und füge sich in den natürlichen Lebenskreislauf ein, heißt es auf der Seite weiter. Am Ende der Lavation, nach etwa zwölf bis 18 Stunden - abhängig vom Körpergewicht - bleiben nur Knochen und Zähne des Verstorbenen übrig. Die Asche kann nach der Trocknung in einer Urne beigesetzt werden.


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Im Vergleich zur Feuerbestattung würde bei der Lavation nur ein Bruchteil der Energie und keine fossilen Brennstoffe benötigt. Es entstünden keine Emissionen. Nach aktuellem Wissensstand könne man von einer Energieeinsparung von 90 Prozent gegenüber der Feuerbestattung ausgehen.

Gedanken über die eigene Bestattung waren der Auslöser für die Idee bei Sandra Lutz

Ein Auslöser für Familie Lutz, sich Gedanken um ein neues Verfahren für die Bestattung zu machen, seien Nachfragen von Pressevertretern gewesen, wie sich Sandra Lutz selbst gerne einmal bestatten lassen würde. "Ich drückte mich davor, mich festzulegen", räumt die Geschäftsführerin ein. Vor etwa zwei Jahren stieß Familie Lutz auf das Verfahren der alkalischen Hydrolyse. Diese auch als "Verseifung" bereits Ende des 19. Jahrhunderts bekannte Methode zersetzt organisches Material, wie Fette und Aminosäuren, mithilfe von Wasser und Elektrolyten in seine Bestandteile.

Der Körper werde damit "benebelt". Übrig blieben die gereinigten Knochen, das reine Calciumphosphat. In den USA gebe es ein ähnliches Patent, die "Resomation". Dieses sei nach den Wertevorstellungen hier nicht umsetzbar, da der Körper bei dieser Form der Hydrolyse bewegt werden müsse. "Das darf in Deutschland keinesfalls gemacht werden", weiß Sandra Lutz.

Grund genug für Familie Lutz, an einem eigenen Patent zu arbeiten. Sie begann, mit einer gebrauchten Anlage von Bierbrauern Versuche vorzunehmen. Als Versuchsobjekte fungierten Hähnchen. Nach einigen erfolgreichen Versuchen bauten die Lutzens eine größere Pilotanlage. Sämtliche Tests wurden in Zusammenarbeit mit der Universität Hohenheim wissenschaftlich begleitet und dokumentiert.

Eine amtliche Genehmigung für die neue Lavation steht allerdings noch aus

Familie Lutz beginnt inzwischen mit den Baumaßnahmen für eine Erweiterung der Gebäude für das neue Verfahren. Eine amtliche Genehmigung stehe allerdings noch aus. "Das Sozialministerium bremst unser neues Verfahren aus", sagt Jochen Lutz. Alle Fakten lägen bereits auf dem Tisch: Sowohl zur Hygiene, zur Ethik als auch zum Arbeitsschutz. "Aber keiner der Verantwortlichen fühlt sich dem großen Thema gewachsen, so scheint es", schlussfolgert der Unternehmer.

 

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