Würth Open Air 2022: Festival-Feeling mit lodernden Flammen und Licht-Kriegern
Mit der Deutschrock-Formation Silbermond, Popsänger Wincent Weiss und 7500 Besuchern ging das Würth Open Air in die 21. Runde.
„Regentropfen auf Asphalt“ - ein bisschen wie im Lied des Singer- und Songwriter Duos Herbstbrüder (Cihan Morsünbül Gesang und Markus Bremm, Gitarre, Gesang) gestaltet sich das Wetter beim größten Festival in der Region. Aber eben nur ein bisschen: Ein bewegtes Wolkenspiel am Himmel sorgt dafür, dass es für die 7500 Festivalbesucher wenigstens gefühlt nahezu trocken bleibt. Das Wetter wird beim Hauptprogramm des Künzelsauer Festivals schnell zur Nebensache.
Eine vor Begeisterung kreischende Menschenmenge findet der erste Headliner des Abends vor. Dessen positive Vibes gepaart mit den Feuersalven und Stroboskop-Blitzen der Bühnenshow scheinen förmlich das angesagte Gewitter zu vertreiben: Popsänger Wincent Weiss vermag es, das Publikum von der ersten Sekunde an mitzureißen. Zunächst überlässt der einnehmende 29-jährige Sänger jedoch größtenteils das Singen seiner Popballade „Musik sein“ dem Publikum. „Vielen Dank, dass wir hier spielen dürfen“, ruft der Sänger und nimmt beim nächsten Titel „Hier mit dir“ gleich einmal ein Bad im Publikum.
Tolle Show von Wincent Weiss
Meist geht es in den eingängigen Popballaden des gebürtigen Schleswig-Holsteiners um Liebe, Freundschaft und Familie. Ernstere Töne schlägt Weiss eigentlich nur in seinen düster angehauchten Liedern „Winter“ und „Weck mich nicht auf“ an; im ersteren hat der Künstler seine depressive Erkrankung verarbeitet, wie er das Publikum wissen lässt. Die Besucher kommen jedoch bei der überwiegend heiteren Show des Popsängers und seiner Band (Benni Freibott, Gitarre; Manuel Weber, Keyboard; Manfred Sauter, Bass; Florian Kettler, Schlagzeug) voll auf ihre Kosten.
Weder wird hier an pyrotechnischen Effekten gegeizt, noch lässt es der Sänger an unterhaltsamen Einlagen mangeln. Mal vollführt Weiss einen Salto rückwärts vom Keyboard oder begibt sich auf Crowdsurfing-Tour durch die Menschenmenge, mal stimmt er ein Medley aus bekannten, deutschsprachigen Liedern zum Mitsingen an.
Silbermond: Beats, die direkt in die Magengrube gehen
Mitsingen steht auch beim zweiten Headliner des Abends für die Besucher auf dem Programm: Einige Dezibel lauter und mit wummernden Beats, die ihren Weg direkt in die Magengrube finden, lässt es die Deutschrock-Gruppe Silbermond auf der - wie auch anders - silbern beleuchteten Bühne schon bei ihrem Song „Meer sein“ ordentlich krachen. Alles geben heißt es für die Musiker Stefanie Kloß (Gesang), Johannes Stolle (Bass), Thomas Stolle (Gitarre) und Andreas Nowak (Schlagzeug).
Und das hat Folgen für Stolles rot-braune E-Gitarre. „Ich weiß nicht, wann dem Thomas zum letzten Mal eine Saite gerissen ist. Was für ein schöner Abend“, ruft die Sängerin enthusiastisch dem Publikum zu, ehe es für den Musiker mit einem grünen Ausgabe desselben Saiteninstruments ins nächste Stück, „Zeit zu tanzen“, weiter geht.
Die Freude der Sängerin über die gerissene Saite hat ihren Grund. „Zwei Jahre haben wir jetzt nicht mehr spielen können. Jetzt spielen wir für euch im krassesten Regen. Und wir spielen für euch im krassesten Matsch“, verspricht die 37-Jährige den Besuchern. Aber trotz anders lautender Wetterprognose: Einigermaßen trocken bleibt es auch bei den nachfolgenden Songs der Bautzener Band. So dass man sich sogar trockenen Fußes von der überdachten Bühne hinunter zu den Fans begeben kann: Mitreißende Gitarrenriffs werden auf der Bühne beim Stück „Nichts passiert“ zum Besten gegeben, während sich Kloß auf Tuchfühlung mit dem Publikum begibt.
Begeisterung im Publikum steigt
„Lasst uns den Abend zu dem machen, was wir schon lange nicht mehr gehabt haben. Holt eure Lichter heraus, wenn ihr welche habt“, fordert die Sängerin das Publikum auf, seine Mobiltelefone für das nächste Stück „Krieger des Lichts“ auf Taschenlampenfunktion zu stellen. Mit jedem weiteren Lied der Deutschrocker steigt die Begeisterung im Publikum. Arme schwenken, Mitsingen und Mitjohlen steht bis zum Schluss des Konzerts auf dem Programm der Besucher. Ruhiger zugehen darf es bei Silbermond jedoch auch schon mal. So wie bei der einfühlsam vorgetragenen Ballade „Das Beste“.
Mit einem ähnlichen Superlativ belegt Stefanie Kloß auch das gemeinschaftliche Konzerterlebnis beim Würth Open Air. „Das wird kein Abend, den wir morgen vergessen werden. Das ist ein Abend, der ganz lange in unserer Erinnerung bleibt“, ruft sie in die johlende Menschenmenge, bevor sie sich zusammen mit ihrer Band an den letzten Song des Abend macht.