Energie sparen: So wappnet sich der Hohenlohekreis für den Winter
Das Landratsamt will ab Herbst Strom und Gas sparen. 49 Objekte sind betroffen. Und insgesamt fast 1000 Mitarbeiter. Die Berufsschulen sind energetisch schon gut gerüstet, die Verwaltungsgebäude hingegen sehr schlecht.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann lud am 25. Juli zum kommunalen Gas-Gipfel. Auch die Kreise im Land wurden aufgefordert, in diesem Winter Energie zu sparen und Konzepte zu erarbeiten. Wie ist der aktuelle Stand im Hohenlohekreis? "Das Landratsamt wird über die bisherigen Schritte hinaus in sämtlichen Verwaltungs- und Schulgebäuden Maßnahmen ergreifen, um Wärme und Strom zu sparen", erklärt Sprecher Sascha Sprenger auf Anfrage der Hohenloher Zeitung.
Insgesamt 49 Gebäude sind betroffen. Und fast 1000 Mitarbeiter. "Eine Arbeitsgruppe wird ihre Ergebnisse im September kommunizieren und umsetzen." Schon jetzt seien alle Mitarbeiter angehalten, so sparsam wie möglich mit Strom umzugehen.
So sieht es bei den Flüchtlingsunterkünften aus
Wie wirkt sich das Energiesparkonzept auf die Flüchtlingsunterkünfte aus? Werden weniger Gebäude und Container genutzt und dafür voll belegt? Werden weitere Ausbaumaßnahmen verschoben oder vorerst ganz auf Eis gelegt, um die Zahl der Objekte zu verringern und dafür bestehende und fertige Unterkünfte zu vergrößern? "Momentan richtet sich die Ausbauplanung nicht nach einer energetischen Prüfung, sondern ausschließlich nach dem Bedarf", sagt Sprenger.
"Die angespannte Lage lässt kein anderes Vorgehen zu." Auch im Hohenlohekreis steigen die Zuweisungszahlen. "Eine größere Verdichtung in den Unterkünften wäre nur dann anzustreben, wenn alle anderen Maßnahmen zur Energieeinsparung unzureichend wären." Andererseits könnte es sein, dass die Belegungen räumlich "entzerrt" werden müssen, wenn sich die Corona-Lage wieder zuspitze.
Alle neuen Sparmaßnahmen gelten ab Oktober
Sämtliche Energiesparmaßnahmen, die über das jetzige Maß hinausgingen, sollen zum Oktober in Kraft treten, berichtet Sprenger. Die Heizungsanlagen aller Gebäude würden regelmäßig gewartet. Das Landratsamt bilde momentan Klima-Scouts aus, die kurzfristig leicht realisierbare Einsparpotenziale aufspüren und umsetzen sollen.
Berufsschulen und Verwaltungsgebäude unterscheiden sich
Die Berufsschulen seien energetisch in den letzten Jahren "weitestgehend auf Stand gebracht" worden. Hohe Energiestandards herrschten in der Richard-von-Weizsäcker-Schule, die neu gebaut wurde, und in der Gewerbeschule Öhringen, die saniert und erweitert wurde. Der energetische Zustand der Verwaltungsgebäude sei hingegen "ausgesprochen schlecht". Im Hauptgebäude A an der Allee in Künzelsau könne die Heizung im Winter wegen der schlechten Dämmung "nicht so heruntergefahren werden, wie es wünschenswert wäre". Das soll dem Kreis beim neuen Landratsamt nicht mehr passieren. Es soll in energetischer Hinsicht top ausgestattet sein. Allein: Der erste neue Gebäudekomplex wird erst von 2023 bis 2025 gebaut, der zweite von 2027 bis 2029.
Klimaschutzkonzept wird überarbeitet
Das 2017 präsentierte Klimaschutzkonzept des Kreises werde überarbeitet und im Oktober neu beschlossen. 42 Maßnahmen würden den verschärften Anforderungen angepasst. "Neben dem Ausbau der erneuerbaren Wärmeenergie liegen die Schwerpunkte im Bereich der klimafreundlichen Mobilität und der Bewusstseinsbildung sowie der Öffentlichkeitsarbeit."
Wie und wo werden die Beschäftigten arbeiten? "Wir gehen davon aus, dass im Winter vor dem Hintergrund einer möglichen Energieknappheit und einer Verschlechterung der Situation bei Corona mehr Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten werden", so Sprenger. Sollte die energetische Mangellage kritisch werden, müssten einzelne Gebäude geschlossen werden. "Zentral wird die Funktionsfähigkeit wesentlicher Kernbereiche der Verwaltung und die Aufrechterhaltung des Dienstbetriebs sein", so Sprenger.
Das gilt für Dienstreisen
Alle Mitarbeiter seien angehalten, bei Dienstreisen sparsam mit Energie umzugehen. Sofern möglich, seien "grundsätzlich öffentliche Verkehrsmittel" zu wählen. "Der Großteil der Dienstreisen findet allerdings im Hohenlohekreis statt." Auch stünden E-Bikes als Diensträder zur Verfügung.
"Das neue Klima-Zentrum arbeitet derzeit an einer crossmedialen Kampagne, die den Bürgern verschiedene Hilfestellungen beim Energiesparen im Alltag bieten soll", erklärt Sprenger. "Sie soll nach den Sommerferien starten und im Herbst intensiviert werden."
Bundes-Beschluss zu öffentlichen Gebäuden
Um Energie zu sparen, hat das Bundeskabinett am 24. August eine Verordnung beschlossen. Öffentliche Gebäude sollen ab 1. September nur noch bis maximal 19 Grad beheizt werden, wenn die Menschen in den Räumen vorwiegend sitzen. Wo Menschen vorwiegend stehen oder gehen, darf nur bis 18 Grad geheizt werden. Wo körperlich schwere Tätigkeiten ausgeübt werden, soll nur bis 12 Grad geheizt werden.
Durchgangsbereiche wie Flure, Foyers oder Technikräume sollen nicht mehr geheizt werden, außer Sicherheitsgründe sprechen dagegen. Auch warmes Wasser zum Händewaschen soll abgestellt werden, solange es nicht aus hygienischen Gründen vorgeschrieben ist. Ausnahmen gibt es für Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Schulen und Kindergärten. Die Regelungen gelten bis Ende Februar 2023.


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