Ein besonderer Festtag so ganz ohne Priestermangel
Nicht nur Ginsbachtäler feierten in Altkrautheim Walter Pierros Goldenes Priesterjubiläum

KRAUTHEIM - Freude füllt Altkrautheim. Da bleibt kaum Platz für die Autos der Gäste. Wer gerade mal pünktlich zum Festgottesdienst kommt, muss lange nach einem Parkplatz suchen. Vor der Kirche formiert sich das Bläserensemble, das Gotteshaus ist fast bis auf den letzten Platz voll - ein Goldenes Priesterjubiläum gibt es schließlich nicht alle Tage zu feiern.
Mit einem fast rockigen Glissando fährt Christina Walter durch die Tasten der Orgel und bringt die Freude musikalisch zum Ausdruck. Ostern hin oder her - an diesem Montagnachmittag dreht sich in Altkrautheim alles um Walter Pierro (76). Der Jubilar eröffnet den Gottesdienst mit einer langen, aber unterhaltsamen Begrüßung. „Wo ist denn der Priestermangel“, fragt er mit Blick auf das gute Dutzend Priesterkollegen, das ihm zum Jubiläum die Ehre erweist.
Auch die Delegation aus Stuttgart-Rohr will begrüßt sein. Vor 28 Jahren war Pierro von dort an die Jagst gewechselt. Gut 30 Verwandte sitzen in den ersten Kirchenbänken und der Hohenloher Ex-Landrat Dr. Franz Susset. „Wir haben drei Semester Theologie gemeinsam studiert, bis er gemerkt hat, dass das nichts für ihn ist“, lässt Pierro wissen.
Domkapitular Franz Glaser hält die Festpredigt nicht ohne einen freundschaftlicher Seitenhieb: „Ich habe dem Pfarrer versprochen, dass ich eine Minute länger predige als er begrüßt hat.“ Er erinnert an Pierros Ausbildungsjahrgang: „40 Teilnehmer hatte dieser Kurs. Heute bräuchten wir sieben Jahre, um so viele zusammenzubringen.“ Von den 40 angehenden Priestern sind heute noch zwei aktiv im Amt: Kardinal Walter Kasper und eben Pfarrer Walter Pierro.
An der Basis Dass der schon immer zur Basis tendierte, habe sich schon in Stuttgart-Rohr gezeigt, verriet der Domkapitular und zitierte aus Pierros Personalakte. „Ich war noch nicht einmal bei jeder Familie zu Besuch“, hatte er geklagt, eher er ins beschaulichere Ginsbachtal versetzt wurde. Auf den Tag genau 50 Jahre nach seiner Priesterweihe scheint es, als sei bald jede Familie aus Altkrautheim, Unter- und Oberginsbach bei ihm zu Besuch. Zwei Dutzend Ministranten singen dem Jubilar ein Ständchen, ebenso die Kleinen von der Kinderkirche.
Glückwünsche Auch im Pfarrhaus wird’s eng. Roland Kuttner, Zweiter Vorsitzender des Kirchengemeinderats, erinnert an Pierros Verdienste in Hohenlohe. Glückwünsche gibt es auch von der Dekanatsreferentin Renate Bertsch-Gut, vom Unterginsbacher Ortsvorsteher Ottmar Beck, vom Mulfinger Pfarrer Ingo Kubach, und von jenseits des „Jordans“ - der Krautheimer Pfarrer Bernhard Metz schmunzelt: „Ich habe versprochen, dass ich nicht das Badener Lied singe.“
Bürgermeister Andreas Köhler sieht in Pierro einen Garanten dafür, „dass die positive Weiterentwicklung unserer Gesellschaft gelingt“, und Franz Susset schlägt vor, den Jubilar trotz unverkennbar schwäbischer Wurzeln zum Ehren-Hohenloher zu ernennen. Der nimmt’s gewohnt verschmitzt und bescheiden: „Gut, dankeschön. Falls es noch zu Essen und zu Trinken gibt, dürfen Sie gerne weitermachen.“



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