Deutsch-Türkische Gemeinde und Hohenloher Firmen helfen Erdbebenopfern
Auch in der Region sowie der hiesigen türkischen und syrischen Community werden Spenden und Hilfsgüter gesammelt und ins Katastrophengebiet gebracht. Die Deutsch-Türkische Gemeinde organisiert am Samstag eine Benefizaktion in Öhringen.

Die Erschütterung ist Menderes Selcuk anzumerken: "Innerhalb von 80 Sekunden wurde den Menschen ihre Existenz geraubt", sagt der Vorsitzende der Deutsch-Türkischen Gemeinde in Öhringen.
Und eben in vielen Fällen nicht nur die materielle Existenz: Denn der 46-Jährige hat in seiner Familie, die in der vom verheerenden Beben der Stärke 6,4 stark betroffenen türkischen Provinz Hatay lebt, selbst mehrere Todesopfer zu beklagen: "Meine Cousine und ihre Kinder haben es leider nicht geschafft."
Die Trauer teilt der Finanzfachwirt mit weiteren Menschen aus der rund 2500 Personen starken türkischstämmigen Community, die im Hohenlohekreis leben. Denn auch andere haben geliebte Angehörige verloren: So wisse er von einem Lehrer, dessen Tante und Kinder nicht überlebt haben.
Und: "Aus dem Heilbronner und Stuttgarter Raum hören wir, dass immer noch Menschen ihre Angehörigen vermissen." Der Schock über die Naturkatastrophe vom 6. Februar war also auch in der hiesigen türkischen und syrischen Gemeinschaft groß - die Schockstarre währte aber nur kurz, erzählt Selcuk: Denn schon in der ersten Nacht nach dem Beben "sind plötzlich so viele Menschen vor meiner Haustür gestanden, die spenden wollten".
Auch Syrien soll nicht vergessen werden
Die ersten Hilfsgelder waren also schnell akquiriert - doch damit will es die Deutsch-Türkische Gemeinde nicht bewenden lassen: Am kommenden Samstag, 25. Februar, wird von 13 bis 17 Uhr im Öhringer Haus der Jugend an der Adresse Untere Torstraße 23 im Rahmen einer Benefizaktion Kaffee und Kuchen verkauft. "Die Unterstützung ist so groß, dass wir jetzt schon 80 Kuchen zugesichert bekommen haben."
Die gesamten Spenden werden zu 75 Prozent an türkische Rettungs- und Hilfsorganisationen sowie zu 25 Prozent an Helfer, die in Syrien aktiv sind, weitergeleitet. Dass gerade dort - im vom seit fast einem Jahrzehnt herrschenden Krieg gezeichneten Land - die Menschen nicht vergessen werden: Das ist Menderes Selcuk wichtig.
Denn in Syrien sei die staatliche Unterstützung noch schlechter als im türkischen Krisengebiet. "Und auch die Hilfsgüter dorthin zu bringen, gestaltet sich schwierig." Daher haben Selcuk und seine Mitstreiter Kontakt zu syrischen Mitbürgern aufgenommen und sich diesbezüglich auch ans hiesige Landratsamt gewandt, wo entsprechende Unterstützungsmöglichkeiten eruiert werden sollen.
Firmen stellten Material zur Verfügung
Unterstützung: Die hat die Gemeinde im Wortsinne bereits auch ganz konkret auf den Weg - und auch in die Luft - gebracht. Denn Selcuk hatte auch Hohenloher Unternehmen um Hilfe gebeten. Der Würth-Konzern und auch weitere regionale Firmen haben palettenweise notwendiges Material wie Schutzkleidung, Schaufeln, Schneide-Werkzeuge sowie auch spezielle Maschinen gespendet.
"Wir haben zwei Sprinter-Kleinlaster gebraucht, um das alles abzuholen." Mithilfe des Türkischen Konsulats wurden Teile davon ins Erdbebengebiet geflogen, der Rest per Lastwagen transportiert.
Dass die Bundesregierung Visa-Erleichterungen zur Aufnahme der Geschädigten durch ihre Familien etabliert hat, begrüßt Selcuk. In der Community würde man sich wünschen, dass der Zugang noch unbürokratischer gehandhabt werden könne: Pässe seien etwa bei vielen Menschen nicht mehr vorhanden.


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