Bürgermeisterwahl in Mulfingen: Böhnel verabschiedet sich im Kleingedruckten
Die Gemeinderäte erfahren aus den Sitzungsunterlagen, dass der Bürgermeister nicht mehr antritt.

Robert Böhnel wird wohl nicht mehr antreten bei der Bürgermeisterwahl am 28. Januar. Das wird aus den Unterlagen zur Gemeinderatssitzung am kommenden Montag klar, in der der Wahlausschuss bestimmt werden soll: Als Vorsitzender wird der Amtsinhaber vorgeschlagen.
Das Gremium war schon Thema in der vorvergangenen Sitzung. Damals erklärte Hauptamtsleiterin Angelika Fitzgerald: Sollte Böhnel wieder antreten oder eine Kandidatur in Betracht ziehen, wäre er befangen. Für den Vorsitz des Wahlausschusses müsste vor der Sitzung, in der das Gremium bestimmt wird, ein Freiwilliger gefunden werden, der den Vorsitz des Wahlausschusses übernimmt.
Mutmaßlich ist sein Wohnhaus in Eberbach auf einer Internetseite zum Verkauf ausgeschrieben. Viele Mulfinger hatten das schon als Zeichen gesehen, dass Böhnel sich von dem Posten verabschiedet. Die Sitzungsunterlagen sind jetzt ein amtlicher Hinweis darauf.
Keine direkte Äußerung zur Entscheidung
Auf Anfragen der HZ gibt Böhnel bis Dienstag keine Antwort dazu. Der Hinweis in den Unterlagen sei richtig interpretiert worden, sagt Markus Müller, Gemeinderat und stellvertretender Bürgermeister. "Er hat mir die Gründe genannt und ich kann sie nachvollziehen", sagt er auf Nachfrage unserer Redaktion. Böhnel habe nun einen neuen Mittelpunkt in seinem Leben, "ich glaube, es ist die richtige Entscheidung für ihn." Der Bürgermeister habe einigen wenigen Gemeinderäten die Entscheidung mitgeteilt.
Andere hätten über die Sitzungsunterlagen davon erfahren. Markus Zenkert, zum Beispiel, habe die offizielle Entscheidung in dem Schreiben erfahren: "Das hätte besser kommuniziert werden können", sagt er und vergleicht die Situation mit dem Beispiel von Stefan Ohr, dem Bürgermeister in Kirchberg an der Jagst. Er habe schon im September öffentlich angekündigt, bei der Wahl im Sommer nächsten Jahres nicht mehr antreten zu wollen.
Raum für Verbesserungen
"Wir hoffen auf einen neuen Aufbruch für Mulfingen und wollen den Weg für gute Kandidaten ebnen", sagt Müller mit Blick auf den aller Voraussicht nach Ende kommender Woche beginnenden Bewerbungszeitraum (siehe unten). Die Kommunikation habe an vielen Stellen Raum für Verbesserungen gehabt, sagt Müller.
Zahlreiche Projekte sind in Böhnels beiden Amtszeiten in Mulfingen realisiert worden. Unklarheiten haben sich durch die Zeit gezogen, wie ein Blick ins HZ-Archiv zeigt. Schon vor knapp 16 Jahren hat das angefangen, zu Beginn von Böhnels Amtszeit. Viele Mulfinger - auch im Gemeinderat - waren damals nicht gut auf den neuen Bürgermeister zu sprechen: Ein Jahr lang habe er sich rar gemacht in der Gemeinde. Vor allem bei Vereinsversammlungen und Dorffesten habe man Böhnel vermisst, hieß es damals. Im Gespräch mit unserer Zeitung berichtete er nach seinem ersten Amtsjahr über die privaten Gründe dieser Abwesenheit.
Beim Bürgerentscheid zum Standort der Mensa im Jahr 2015 habe Böhnel bei der Bevölkerung gepunktet - nachdem er "Fehler gemacht hat und teilweise ungeschickt agierte", kommentierte der HZ-Redakteur seinerzeit. Wegen des Bürgerbegehrens traten mehrere Gemeinderäte zurück. Bei der Bürgermeisterwahl im Jahr darauf bekam Böhnel dann knapp zwei Drittel der Stimmen.
Zweiter Bürgerentscheid hinterließ seine Spuren
Doch der Streit entfachte sich erneut, am Standort des Kindergarten-Neubaus in Mulfingen - auch wenn die Seiten bemüht gewesen seien, ihn nicht eskalieren zu lassen, wie es 2019 in der HZ hieß. Böhnel gestand damals ein, er habe manches nicht bedacht und er "versuche, das weitere Verfahren so transparent wie möglich zu machen". Doch es kam ein zweiter Bürgerentscheid. Ein weiteres Mal wurde erbittert gestritten. Auch wenn der Standort geklärt war blieb dieses Mal die schlechte Stimmung. Dass sich Böhnel kurz darauf in einer anderen Gemeinde als Bürgermeister bewarb, hat das Vertrauen bei vielen weiter geschwächt - auch wenn die Gründe, wie er sagt, privater Natur waren.
Zeitplan für die Bürgermeisterwahl
Bei der Gemeinderatssitzung am Montag, 23. Oktober, soll der Wahlausschuss bestimmt werden. Am Freitag darauf soll die Stellenanzeige im Staatsanzeiger veröffentlicht werden. Am Tag danach beginnt die Bewerbungsfrist, die bis zum 2. Januar 2024 um 18 Uhr geht. Die Bürgermeisterwahl ist dann am 28. Januar. Eine mögliche Stichwahl wäre drei Wochen später, am 18. Februar. Die Wahlbezirke werden auch bei der Sitzung am Montag bestimmt, laut Vorlage sollen sie wie zuletzt beibehalten werden. Bislang hat eine Person angekündigt, sich um den Bürgermeisterposten zu bewerben.