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Bio-Kraftstoff aus Speisefetten: Hohenlohekreis wird Vorbild in Baden-Württemberg 

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Der Testlauf in Öhringen und Dörzbach ist so erfolgreich, dass das System jetzt auf den gesamten Hohenlohekreis ausgeweitet wird. Bürger können ihre alten Speisefette und Speiseöle ganz einfach in Automaten entsorgen. Ein solch flächendeckendes Recycling-Netzwerk gibt es bislang nirgends im Land.

In solche Automaten können die Bürger ihre alten Speiseöle und Speisefette stecken. Die grünen Dosen kommen voll hinein und leer wieder heraus.
In solche Automaten können die Bürger ihre alten Speiseöle und Speisefette stecken. Die grünen Dosen kommen voll hinein und leer wieder heraus.  Foto: Privat

Was in Öhringen und Dörzbach erfolgreich getestet wurde, kommt jetzt im gesamten Hohenlohekreis zum Einsatz: Alte Speiseöle und Speisefette, die aus Privathaushalten stammen, werden in Automaten gesammelt und zu Bio-Kraftstoff verarbeitet. Der Kreistag gab dafür am Montag grünes Licht, nur die drei AfD-Kreisräte stimmten dagegen. 

Hohenlohekreis übernimmt Vorreiterrolle in Baden-Württemberg 

Damit übernimmt der Hohenlohekreis eine Vorreiterrolle im Land. Denn: Nirgends gibt es bisher ein System, das solche Küchenabfälle auf diese Weise sammelt und wiederverwertet. In Zeiten der Energiekrise könnte es nun einen ordentlichen Schub bekommen. „Es gibt kaum ein Kreisprodukt, auf das ich so oft angesprochen werde“, sagt Landrat Matthias Neth.

Sebastian Damm, Geschäftsführer der hiesigen Abfallwirtschaft (AWH), meint: „Es gibt schon viele Neider in Baden-Württemberg.“ Er nennt es „Klimaschutz zum Mitmachen“. Und: „Wir wollen alle Nachbarkreise motivieren, ebenfalls mitzumachen.“     

Firma "Jeder Tropfen zählt" hatte die Idee 

Hubert Zenk ist der Geschäftsführer von „Jeder Tropfen zählt“. Die Firma hat dieses neuartige Recyclingprinzip 2018 ins Rollen gebracht. Seit Oktober 2021 läuft es auch in Öhringen. Und seit Mai 2022 in Dörzbach. Damit sind städtische und ländliche Gebiete gut repräsentiert. Und wie in ähnlichen Modellprojekten in Bayern kann Zenk sagen: Es lohnt sich. „Wir haben es sich hier geschafft, mit diesem System die erforderlichen Mengen zu generieren.“ Sein Credo lautet: „Wir müssen es den Bürgern leicht machen.“ Sonst verpufft das Potenzial.


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Denn: „Im Wertstoffhof landet fast nichts.“ Leicht machen, das heißt konkret: Grüne Kunststoff-Flaschen mit einer Füllgröße von 1,2 Litern an die Haushalte verteilen. Und in gut erreichbarer Nähe Automaten aufstellen, die diese Dosen voll aufnehmen und leer ausspucken. Und das rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche. 

Vom Ansturm überrascht 

„Wir waren selbst überrascht von diesem Ansturm“, sagt AWH-Chef Sebastian Damm, der „Feuer und Flamme für dieses Projekt“ ist. So wie offenbar viele Bürger in den bislang zwei Modellkommunen des Hohenlohekreises. Die müssten ihre alten Speiseöle und Speisefette eigentlich in den Recyclinghöfen abgeben. Dort werden sie in Fässern gesammelt und anders verwertet.

Trotz dieser „Andienungspflicht“ kommt dort aber kaum etwas an. Die Fettreste verschwinden statt dessen meist in den Küchenabflüssen - und verstopfen diese immer wieder. Nur rund fünf Tonnen Altfett kommt pro Jahr in den Recyclinghöfen des Kreises zusammen: gerechnet auf alle 16 Kreiskommunen. Stolze acht Tonnen waren es bereits nach acht Monaten mit dem Automaten-Kniff: in nur zwei Modellkommunen. Die Abfallwirtschaft beziffert das gesamte Potenzial im Hohenlohekreis auf bis zu 150 Tonnen pro Jahr. 

Ökologisch und ökonomisch sinnvoll 

Mit der jetzt beschlossenen Infrastruktur soll dieses Recyclingziel erreicht werden. Und die gebrauchten Öle und Fette in synthetische Bio-Kraftstoffen umgewandelt werden. „Nicht nur ökologische Gründe sprechen dafür, es wird sich künftig auch ökonomisch rechnen“, ist Sebastian Damm überzeugt. Die Investitionskosten seien anfangs zwar „sehr hoch“, gibt Hubert Zenk zu. Aber je länger das System danach mit dieser bereits bezahlten Infrastruktur laufe, desto mehr komme am Ende auch wirtschaftlich für den Kreis heraus. „Und ich bin sehr optimistisch, dass diese Form des Bio-Kraftstoffes in Zeiten der Energiekrise stark nachgefragt werden wird.“

Um die Automaten im gesamten Kreisgebiet aufzustellen und die Haushalte mit den Sammelbehältern zu versorgen, geht die Abfallwirtschaft davon aus, in den ersten Jahren rund 150.000 Euro per annum zuschießen zu müssen. Diese Kosten werden den allgemeinen Müllgebühren zugeordnet. Mittel- bis langfristig sollen sie durch die Verwertungserlöse komplett ausgeglichen werden.   

 

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