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Bademeister sind in der Region Mangelware

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Weil Bademeister fehlen, müssen einige Bäder bereits Öffnungszeiten anpassen. Warum die Situation sich in Zukunft noch verschärfen könnte.

Bei Temperaturen wie am Wochenende ist der Andrang in den Freibädern der Region groß. Doch dafür braucht es auch qualifiziertes Aufsichtspersonal.
Bei Temperaturen wie am Wochenende ist der Andrang in den Freibädern der Region groß. Doch dafür braucht es auch qualifiziertes Aufsichtspersonal.  Foto: Veigel

Zum nächstmöglichen Zeitpunkt suchen wir einen Fachangestellten für Bäderbetriebe“ – dieser Satz taucht oft auf der Online-Stellenbörse des Bundesverbands Deutscher Schwimmmeister (BDS) auf. Marburg, Ratzeburg, Lüdenscheid oder Rottweil: In ganz Deutschland scheint es einen Mangel an den umgangssprachlich als Bademeister bekannten Angestellten zu geben. Das ist auch im Kreis Heilbronn nicht anders. „Wir mussten wegen der Personalsituation unsere Öffnungszeiten zurückschrauben“, sagt Uwe Kenngott von der Güglinger Stadtverwaltung. So oder ähnlich teilen es momentan viele Verantwortliche auf Anfrage mit.

 


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Der Beruf des Bademeisters muss attraktiver werden


Das Freibad in Güglingen wird von den Stadtwerken Bretten betrieben. Dort ist Holger Poppeck für Personalfragen zuständig. „Das Minimum können wir abdecken“, sagt der Leiter der Badewelt Bretten. „Mehr ist aus sicherheitstechnischen und arbeitsrechtlichen Gründen nicht möglich.“

Situation könnte sich weiter verschärfen

„Ein Frühbadetag in den Hochsommermonaten kann derzeit nicht angeboten werden“ heißt es auf der Website. 20.000 Fachkräfte fehlen laut Poppeck in ganz Deutschland. Und die Zahl wird weiter steigen, denn viele Bademeister stehen kurz vor der Rente. „In fünf bis zehn Jahren wird sich die Situation weiter verschärfen.“

Doch woran liegt das? Ausreichend Ausbildungsstellen werden schließlich angeboten. An Nachwuchs dürfte es nicht mangeln. „Unser Azubi, der diese Woche seine Prüfungen hat, wird danach noch mal eine andere Ausbildung machen“, sagt Holger Poppeck. Viele fänden besonders die Arbeit am Wochenende unattraktiv und springen ab. Darin sieht auch Timo Künzel, Betriebsleiter des Bad Rappenauer Rappsodie, einen Grund für die Vakanzen. „Der Beruf ist nicht mehr so beliebt, weil man arbeiten muss, wenn andere frei haben“, fasst er kurz und knapp zusammen.

Dabei sei die Arbeit attraktiv: Viel frische Luft, den ganzen Tag könne man Badehose und Flip Flops tragen, im Winter sei es schön warm im Hallenbad. „Und man hat wenig mit gestressten Menschen zu tun.“ 95 Prozent der Gäste seien gut drauf. Vier Fachangestellte für Bäderbetriebe arbeiten im Rappsodie und teilen sich die Schichten untereinander auf. Damit steht das Bad verhältnismäßig gut da. Sie werden bei ihren Schichten von Rettungsschwimmern unterstützt. Einen Mann oder eine Frau vom Fach brauche es mindestens, um die Badesicherheit zu gewährleisten.

Es fehlt an Nachwuchs

Um Nachwuchs zu generieren, sieht Timo Künzel die Bäderbetreiber in der Pflicht. Ohne Auszubildende gehe es nicht. „Ich glaube, viele warten auf Bewerbungen des Fachpersonals.“ Stattdessen müsse man das Berufsbild in die Öffentlichkeit tragen. Einer, der den Beruf, der damals noch Schwimmmeister hieß, vor Jahrzehnten erlernt hat, ist Berthold Oßner.

Der Vorsitzende der Freibadfreunde Neudenau sieht ebenfalls ein Problem in der mangelnden Bewerbung des Berufsbilds. „Ich habe den Eindruck, dass niemand die Schüler über die Möglichkeit informiert.“ Meistens gehe es um Ausbildungen in der Industrie oder in Büros. Die Entscheidung, nach seiner Ausbildung nicht als Schwimmmeister zu arbeiten, machte Oßner damals auch an der schlechten Bezahlung fest. Trotz Wochenenddiensten und Überstunden hätte er niemals einen ähnlichen Lohn wie dann bei Audi erhalten, sagt er.

Rentner helfen, den Betrieb aufrecht zu erhalten

Vor fast 20 Jahren stieg der heute 69-Jährige wieder in den Beruf ein, allerdings ehrenamtlich, denn die Freibadfreunde Neudenau übernahmen das Bad nach der Schließung und führen es seit der Wiedereröffnung im Juni 2004 selbst. Neben Oßner gibt es noch weitere Bademeister, die ebenfalls Rentner sind. Am Wochenende werden sie von der DLRG unterstützt. „Es ist ein Beruf mit großer Verantwortung, der einfach schmackhaft gemacht werden muss“, sagt er.

 


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In Öhringen sind acht Bademeister beschäftigt. Die abzudeckende Arbeitszeit pro Woche beläuft sich inklusive Vor- und Nacharbeit auf rund 100 Stunden im Freibad H2Ö, auf 48 in Michelbach und 87 Stunden im Hallenbad. Im Hallen- und Freibad gebe es eine mit einer Person besetzte Früh- und eine mit zwei Personen besetzte Spätschicht. „Ist viel los, wie letztes Wochenende, dann kommt eine ehrenamtliche Kraft dazu“, erklärt Stadtsprecherin Monika Pfau. Das funktioniere gut. Aktuell gebe es keinen Personalmangel, doch es fehle Nachwuchs.


Ausbildung

Die duale Ausbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe dauert drei Jahre. Sie kann bei Realschulabgängern um ein halbes Jahr, bei Abiturienten um ein ganzes Jahr verkürzt werden. Zu den Aufgaben gehören die Beaufsichtigung des gesamten Badebetriebes, der Sanitäts- und Rettungsdienst sowie die Betreuung von Badegästen. Erteilen von Schwimmunterricht, die Besucherbetreuung, die Pflege und Wartung der technischen Anlagen und die ständige Kontrolle und Garantie der Wasserqualität gehören zu dem Verantwortungsgebiet des Angestellten. 

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