Angeklagter gesteht zu Prozessbeginn Mord an Künzelsauerin
Vor dem Heilbronner Landgericht ist der Mordprozess gegen einen 25-jährigen Mann aus Künzelsau gestartet. Er soll seine 66-jährige Nachbarin in ihrer Wohnung erstochen haben. Der Prozess ist bis März terminiert.

"Ich bin schuldig. Ich weiß, was ich getan habe." Mit diesen Worten des Angeklagten endet nicht der letzte, sondern der erste Tag des Prozesses vor der 1. Schwurgerichtskammer des Landgerichts Heilbronn.
Dem Angeklagten, der nach einem halben Jahr in Untersuchungshaft derart Reue zeigt, wird vorgeworfen, zwischen dem Abend des letzten Apriltages und dem Abend des 1. Mais 2022 seine Nachbarin erstochen zu haben.
Mit Küchenmesser zugestochen
18 Mal soll der 25-Jährige mit einem 19,5 Zentimeter langen und drei Zentimeter breiten Küchenmesser auf die Frau eingestochen haben. Danach, so die Staatsanwältin, soll er den Leichnam der Frau auf dem Dachboden der Scheune, die zum Grundstück gehört, unter Unrat versteckt haben.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten Habgier vor und begründet damit die Mordanklage. Er habe die Frau erstochen, um ein Mobiltelefon und eine schwarze Kik-Tüte mit Schmuckstücken zu entwenden.
Schutzhaft aus Angst vor Mithäftlingen
Mit dem Küchenmesser soll er die Frau in den Herzbeutel, die Hauptschlagader und die Lunge gestochen haben. Die Frau verblutete. Seit 1. Juni ist der Mann in Untersuchungshaft in der Justizvollzugsanstalt Schwäbisch Hall. Dort befinde er sich die meiste Zeit in Schutzhaft, erklärte er vor Gericht. Und zwar, weil er Angst habe vor Mitinsassen.
In einer dunklen Sportjacke mit orangenen Streifen wird der eher kleine Mann aus der U-Haft vorgeführt. Er verzichtet auf den Dolmetscher für rumänische Sprache und äußert sich auf Fragen des Vorsitzenden Richters Martin Liebisch ausführlich zu seiner Kindheit und Jugend.
Viel Alkohol und Selbstmitleid
Der Vater habe die Familie, zu der noch eine heute 21 Jahre alte Schwester und die Mutter gehören, verlassen, als er vier Jahre alt gewesen sei. Danach sei sein Leben hart gewesen. "Eine traurige Geschichte", sagt er vor Gericht. Der neue Freund der Mutter habe getrunken und die Familie geschlagen. Er selbst habe mit zehn oder elf Jahren begonnen, Alkohol zu trinken. Den Alkohol habe er auch zur Arbeit mitgenommen: Zwei Liter Wein, Schnaps, am Abend dann noch vier bis sechs Bier. So schildert er seinen Alkoholkonsum vor Gericht. Nur ein, zwei Mal, als er nach einer Operation im Krankenhaus gewesen sei, habe er nicht getrunken. "Ein bisschen viel", gibt Richter Liebisch zu bedenken. "Ja, das war ein bisschen viel", gibt der Angeklagte zu.
Kein Schulabschluss
Mit 15 Jahren habe er die Schule verlassen, ohne Abschluss. Immer habe er auch arbeiten müssen. Einen Beruf hat er nicht gelernt. In Italien, wohin er schon als Jugendlicher ging, habe er in der Landwirtschaft gearbeitet. Auf der Suche nach seinem leiblichen Vater kam er dann nach Deutschland. Eineinhalb Jahre habe er bei seinem Vater in Haigerloch gelebt und mit ihm gearbeitet. Als er eine Freundin mitbrachte und bei sich wohnen ließ, hat das dem Vater aber nicht gefallen. Er hat ihn vor die Tür gesetzt.
Kind bei Pflegefamilie
Zuerst habe er Zuflucht bei der Mutter in Rumänien gesucht, zusammen mit seiner Freundin. Dann sind sie nach Hohenlohe gekommen. Bei Freunden wohnten sie vorübergehend in Niedernhall, dann etwa ein Jahr im Auffanghaus der Erlacher Höhe in Künzelsau. Mitarbeiter dort hätten ihm und seiner Freundin die Wohnung in der Leimengrube vermittelt. Dort sei er im August 2021 eingezogen.
Auch Arbeit habe er vermittelt bekommen. Über Zeitarbeitsfirmen war er bei Unternehmen im Kochertal. Die Beziehung mit der Freundin sei im November 2021 zu Ende gegangen, kurz nachdem die am 20. Oktober in Schwäbisch Hall die gemeinsame Tochter zur Welt gebracht hatte. Das Jugendamt habe ihr das Kind weggenommen, berichtet er vor Gericht. Das Kind lebe bei einer Pflegefamilie. Seine Tochter habe er danach einmal pro Monat für eine Stunde sehen dürfen. Kontakt zu seiner Familie habe er nicht.
Angeklagter weiß, warum er auf der Anklagebank sitzt
"Ich weiß, warum ich hier sitze", sagte der Angeklagte am Ende des ersten Verhandlungstages. "Ich sage die ganze Wahrheit", kündigt er für den zweiten Verhandlungstag an. Bei der Polizei habe er während seiner Vernehmung nicht alles gesagt. Das wolle er nun ändern.
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