Stimme+
Tod von Rouven Laur
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Mitgefühl nach Mannheimer Messerangriff: Afghane bringt der Öhringer Polizei Blumen

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Der afghanische Familienvater schämt sich für die Tat eines Landsmannes und überbrachte Blumen als Ausdruck des Mitgefühls. Bei den Beamten in Öhringen kommt die Geste gut an.

Abed und Ensiyah Lashkari verurteilen die Tat ihres Landsmannes und drücken den hiesigen Polizeibeamten ihr Mitgefühl aus.
Abed und Ensiyah Lashkari verurteilen die Tat ihres Landsmannes und drücken den hiesigen Polizeibeamten ihr Mitgefühl aus.  Foto: Tscherwitschke, Yvonne

Die Nachricht vom tödlichen Messerangriff eines Landsmannes auf einen jungen Polizisten hat Abed Lashkari um den Schlaf gebracht. "Ich lag wach und habe überlegt und überlegt", ist er noch am Donnerstagnachmittag tief betroffen von der Tat, die sich vergangenen Freitag in der Mannheimer Innenstadt ereignet hat. Der in Öhringen lebende Afghane (31) wollte ein Zeichen setzen. Zusammen mit seiner Frau ging er am Mittwoch zum Polizeirevier Öhringen und brachte Blumen vorbei, drückten den Beamten sein Mitgefühl aus.

Seit Oktober 2014 lebt Abed Lashkari mit seiner Frau Ensiyah (26) und den zwischenzeitlich drei Töchtern in Deutschland. Erst ein halbes Jahr in Mannheim, seither in Öhringen. Abed Lashkari und seine Familie sind bestens integriert: Er hat nach dem Integrationskurs ein Praktikum in einer Zahnarztpraxis gemacht. "Das hat mir gefallen", sagt er. So machte er anschließend eine Ausbildung zum Zahnmedizinischen Fachangestellten und arbeitet nun in der Zahnarztpraxis von Imogen Wilde in Öhringen als Prophylaxehelfer. In Afghanistan hat er Zahnmedizin und Jura studiert.

Auf dem Heilbronner Marktplatz wurde am Freitag in einer Gedenkminute dem getöteten Polizisten Rouven L. gedacht.
Auf dem Heilbronner Marktplatz wurde am Freitag in einer Gedenkminute dem getöteten Polizisten Rouven L. gedacht.  Foto: Berger, Mario

Blumen für die Polizei nach Messerangriff auf Rouven Laur: Abed Lashkari ist gut integriert mit Ausbildung und Wohnung

Seine Arbeit mache ihm Spaß, berichtet er. Schnell haben er und seine Frau die Sprache gelernt. Er unterhalte sich gern und oft mit den Patienten, berichtet Abed Lashkari. "Wir haben ja Zeit, wenn die Prophylaxe gemacht wird", sagt er lächelnd. Er frage die Patienten dann oft, woher sie kommen - und sie ihn. Bis jetzt habe er dann gern von seiner Heimat erzählt. "Jetzt ist das anders." Nach der tödlichen Messerattacke eines Landsmannes auf Rouven Laur habe er sich mit schuldig gefühlt. "Ich konnte dann nicht mehr so einfach sagen, dass ich aus Afghanistan komme. Ich dachte, die Menschen verurteilen mich dann mit für die Tat", sagt er. Er habe sich geschämt für das, was ein Landsmann getan hat. "Ich habe gedacht, die Menschen sehen mich auf der Straße jetzt anders an", schildert er seine Gefühle.

Anteilnahme am Schicksal von Rouven Laur: Geste von Abed Lashkari wird gewürdigt

Am Mittwoch ist er gegen 16 Uhr nach der Arbeit mit seiner Frau zum Polizeirevier in Öhringen und hat Blumen gebracht. "Dort arbeitet auch ein Patient von uns. Er ist mit Kollegen rausgekommen und hat sich gefreut", sagt Abed Lashkari.

Er ist froh, dass seine Geste gut aufgenommen worden ist von den Polizeibeamten. "Es gibt hier in Öhringen einige afghanische Familien. Wir wollten alle zusammen zum Revier und unsere Gefühle zum Ausdruck bringen", sagt Abed Lashkari. "Aber es ist schwer, das in der kurzen Zeit zu organisieren."

Vor dem Öhringer Rathaus waren am Freitag die Europa- und die Deutschlandflagge mit schwarzem Trauerflor gehisst, um so dem Polizisten Rouven Laur zu gedenken. Die Beamten des Öhringer Reviers kamen zu einer Schweigeminute im Hof des Reviers zusammen, ebenso wie in Heilbronn.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
Nach oben  Nach oben