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Abschied von einer Institution: Was das alte Waldenburger Panoramahotel in fünf Jahrzehnten erlebt hat

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Das alte Würth-Gastro-Flaggschiff, welches bald abgerissen wird, hat eine durchaus bewegte Geschichte. Ein Blick zurück - und ins Archiv.

von Christian Nick
Man muss den Anblick genießen, so lange es ihn noch gibt: Bis Jahresende soll das alte Panoramahotel vom Waldenburger Bergrücken verschwinden.
Foto: Archiv/Mugler
Man muss den Anblick genießen, so lange es ihn noch gibt: Bis Jahresende soll das alte Panoramahotel vom Waldenburger Bergrücken verschwinden. Foto: Archiv/Mugler  Foto: Mugler

Ein halbes Jahrhundert hat es auf dem Waldenburger Bergrücken verbracht: das im Jahr 1968 eingeweihte alte Panoramahotel. Bis Jahresende wird es Beute der Baggerzähne, denn der Würth-Konzern plant an derselben Stelle einen Erweiterungs-Trakt für das neue Gastro-Flaggschiff des Unternehmens.

Abertausende Gäste haben hier auf 505 Metern Meereshöhe geschlafen, getagt, gespeist - und in die pittoreske Hohenloher Ebene geblickt. Beim Blick auf die vergangenen fünf Dekaden indes offenbart sich eine bewegte Geschichte um den Traditions-Betrieb, wie das Archiv unserer Redaktion erweist - und der neue Hoteldirektor Thorsten Sander berichtet, der seit Januar dieses Jahres die Geschicke des neuen "Panos" verantwortet.

Würth-Panoramahotel erst seit den 80er-Jahren

In den ersten rund zwanzig Jahren trugen zunächst verschiedene Pächter jenen Beherbergungsbetrieb, der seinerzeit noch "Hotel Stadt Waldenburg" hieß. 1987 kaufte dann die Würth-Gruppe das Haus und baute es bis 1991 um. Ein Jahr später kam der Flügel-Bau hinzu: Die Betten-Kapazität stieg damit auf immerhin 69 Zimmer an.

Große Pläne für das damals noch etwas kleinere Vier-Sterne-Haus entwarf der Konzern dann im Jahr 2004: Von der Stadt Waldenburg hatte man seinerzeit die benachbarte alte Stadthalle erworben und plante, das Panoramahotel nach dem Abriss derselbigen in südöstlicher Richtung zu einem "hochklassigen Wellness-Hotel" auszubauen. 85 Zimmer sollte der Gesamtkomplex dann bieten können. Der Stadtverwaltung wurde fix vertraglich zugesichert, dass in dem geplanten Luxus-Wellness-Hotel die Schüler und Sportstudenten des Hohenloher Ortes später das dortige Schwimmbecken nutzen könnten. Und man rief eigens einen Architektenwettbewerb ins Leben, in dessen Jury unter anderem auch Vertreter des örtlichen Gemeinderats saßen.

In den Nullerjahren gab es Knatsch

Im Jahr 2006 hieß es, die Arbeiten sollten zeitnah starten, nachdem die Kommunalpolitik grünes Licht signalisiert hatte. Doch ein Jahr zuvor erwarb der Konzern das Wald- und Schlosshotel Friedrichsruhe in Zweiflingen - und die wirtschaftliche Lage im Land war ohnehin auch nicht die erfreulichste.

Und so wurden die großen Pläne zur Erweiterung des Hotels sukzessive eingestampft, weil sich die Akzente bei der Geschäftsführung verschoben hatten: Aus den geplanten neuen Konferenzräumen im bestehenden Gebäude plus dem Neubau mit zwei Restaurants, Bankettsaal, 85 Doppelzimmern und Suiten, Wellness-Bereich und öffentlich nutzbarem Bad wurde letztlich nichts. Und die eigentlich dafür veranschlagten 28 Millionen Euro wurden von Würth anderweitig investiert. Überdies gab es dann auch noch Knatsch mit der Stadtverwaltung ob der angedachten und letztlich verunmöglichten Schwimmbad-Mitbenutzung. Das sei "natürlich ein Schlag ins Kontor der Stadt" gewesen, kommentierte die Heilbronner Stimme/Hohenloher Zeitung damals im Jahr 2009. Doch die Wogen zwischen Weltkonzern und Waldenburgern glätteten sich irgendwann wieder.

Fokus hatte sich verschoben

Bestandspflege statt Erweiterung lautete ab dato das Credo: 2010 wurden Restaurant, Lobby, Etagen und Außenbereich für rund eine Million Euro aufgemöbelt. In jenen Jahren reifte im Unternehmen auch sukzessive die Entscheidung: Statt Modernisierung des alten Hauses rückte ein moderner und schmucker Neubau ins Blickfeld der Verantwortlichen. 2015 wurden die ersten, lang erwarteten Pläne für das benachbarte neue Würth-Panoramahotel erstmals im örtlichen Gemeinderat präsentiert.

Seit dessen Eröffnung im Frühherbst 2018 stellt es seinen Vorgänger nicht nur sprichwörtlich in den Schatten: Die lange Gastro-Geschichte wird nun mit dem Erweiterungs-Trakt dort fortgeschrieben.

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