Snack-Automaten erregen die Gemüter – Süßigkeiten und Sekt in Dosen per Knopfdruck
Immer mehr Automaten mit Snacks und Süßgetränken finden sich in Wohngebieten und Schulnähe. Ein Rundgang durch Öhringen.

Automaten mit Chips, Süßgetränken oder Waren ab 18 Jahren finden sich an immer mehr Hauswänden, auf Freiflächen in Wohngebieten oder auf Laufwegen hin zu Schulen. Kinder und Jugendliche freuen sich, Eltern sind bisweilen ziemlich genervt darüber, wie der Nachwuchs das Taschengeld dort investiert. Die Hohenloher Zeitung hat sich in Öhringen umgesehen.
Snack-Automaten in Schulnähe
An einer stark befahrenen Straße in Öhringen, schräg gegenüber der Schillerschule, unweit vom Lebensmittelmarkt und einer Drogerie ist ein prall gefüllter Automat zu finden. Die Fanta kostet hier drei Euro, weiter gibt es Schokoriegel, die beliebten Trendchips, aber auch alkoholische Mixgetränke und E-Zigaretten, alles verfügbar rund um die Uhr zu Tankstellenpreisen.
Der Automat wird videoüberwacht, eine Handynummer hilft bei Störungen. Ein Name des Betreibers ist nicht zu finden. Ob sich jemand unter der Nummer meldet, wird später getestet.
Ausweiskontrolle bei Produkten
Ein Automatenladen hat sich am Oberen Tor angesiedelt, genau auf dem Laufweg, den Schüler gerne in der Mittagspause einschlagen. Auf einer ehemaligen Ladenfläche finden sich Lollies, Softgetränke und auch diverse Süßigkeiten aus dem Ausland oder auch Sekt und Cocktails in Dosen. Bezahlbar ist die Ware mit QR-Code, Google Pay oder Visakarte und natürlich bar. Bei Produkten ab 18 muss der Ausweis registriert werden.
Anlaufstelle drei befindet sich nur ein paar Meter weiter auf einem Privatgelände der KFZ-Werkstatt von Moha Basch. Der Betreiber habe ihn angefragt und für ihn sei es ok, den Automaten auf seinem Grundstück zu haben, erklärt er. "Auch meine Kinder und ich haben am Wochenende schon einmal etwas geholt", meint er. Snacks hält er für eine gute Ergänzung, einen Zigarettenautomat indes hätte er abgelehnt.
Betreiber bezieht Stellung
Wieder am Schreibtisch, meldet sich unter der Handynummer schon nach wenigen Klingeltönen eine Stimme. Der Betreiber ist selbst dran und erklärt, wie er dazu kam. Willi Ostreich aus Öhringen betreibt eigentlich eine Umzugsfirma und kam durch soziale Medien auf die Idee, solche Automaten aufzustellen. Drei im Öhringer Zentrum hat er.
"Der Gedanke war, es als eine Art Tankstelle für Snacks und Getränke zu sehen,"erklärt der vierfache Vater. Als selbiger ist er sich der süßen Versuchung für Jugendliche direkt neben den Schulen bewusst. "Allerdings verkaufe ich nichts, was sie nicht auch in den selben Automaten in der Schule kaufen können." Die Preise seien auf Tankstellen-Niveau und nicht darüber. "Kids lieben Süßes, hin und wieder, man soll es halt nicht übertreiben", beurteilt er seine Produktauswahl. Automaten seien vor allem so beliebt, weil sie bestimmte Trendprodukte aus sozialen Medien anbieten, die es oft im Laden nicht gebe.
Natürlich habe er auch schon Anregungen bekommen und auch für gesunde Snacks sei er offen, nur das verkaufe sich leider nicht. Die Erfahrung habe er bereits gemacht.
Was die Stadt dazu sagt
"Wie viele Automaten insgesamt in Öhringen stehen, ist nicht bekannt", sagt Stadtsprecherin Monika Pfau. Da die Automaten auf privaten Flächen stünden, müssen sie nur in Ausnahmefällen genehmigt werden. Ausnahme sind Automaten auf Flächen, die laut Bebauungsplan mit einem Bauverbot, einer Vorgartenfläche oder mit Vorgaben zur Bepflanzung gekennzeichnet sind. Beschwerden über Ruhestörungen lägen bisher nicht vor.
In Künzelsau gibt es laut Sprecherin Carmen Class immer wieder Beschwerden wegen Lärmbelästigung rund um die Automaten. In Künzelsau stehen acht auf Privatgrund. Auf öffentlicher Fläche habe die Stadt keine Erlaubnis erteilt. Die Stadt bezieht klar Stellung: "Neben der oftmals nicht ansprechenden Optik solcher Automaten fürchten wir auch ordnungsrechtliche Probleme wie Lärm und Vandalismus. Darüber hinaus sehen wir das Sortiment, das in solchen Automaten vermehrt angeboten wird und auf Kinder und Jugendliche eine anziehende Wirkung hat, sehr kritisch."
Wie ein Pizzautomat funktioniert
Neben Automaten für Fleisch und Süßes sind auch die Pizzautomaten derzeit beliebt und genutzt für einen schnellen Snack zwischendurch. Edwin Hauck ist Geschäftsführer des Öhringer Restaurants Haucks Schnitzelwelt und hat neben einem Pizzaautomaten in Öhringen direkt neben seinem Restaurant einen im Bretzfelder Ortsteil Schwabbach und einen in Eberstadt. "Die Idee ist in der Coronazeit gekommen, als alles geschlossen war", erklärt er die Anfänge. Die Nachfrage ist geblieben.
Und wie es geht? Die Grundpizzen, beginnt Hauck, werden in einer Manufaktur tiefgekühlt - jedoch nicht vergleichbar mit einer Tiefkühlpizza - wie Hauck betont, zur Schnitzelwelt gebracht. Dort im Restaurant werden sie noch mit einigen Zutaten verfeinert. In den Automat selbst kommen sie frisch, werden in einem Kühlschrank gelagert und dort komplett wie eine Steinofenpizza bei 330 Grad in rund vier Minuten fertig gebacken.


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