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Mangel an Fachkräften und Räumen für Kitas wird in Hohenlohe immer eklatanter

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Zwar gibt es von Ort zu Ort Unterschiede, doch insgesamt spitzt sich die Lage in der Kindertagesbetreuung im Hohenlohekreis immer mehr zu. Strenge Vorgaben und Krisenfolgen beschleunigen den Prozess.

Auch wenn Kinder mal für sich spielen, ist in den Kitas eine stetige Aufsicht durch Fachpersonal wichtig.
Auch wenn Kinder mal für sich spielen, ist in den Kitas eine stetige Aufsicht durch Fachpersonal wichtig.  Foto: Uwe Anspach/dpa

Kommunen müssen in der Kindertagesbetreuung immer mehr Vorgaben erfüllen - und finden immer weniger Erzieher. "Der Fachkräftemangel hat rasant zugenommen und ist eklatant", sagt Franziska Winter. Die Kindergartenfachberaterin des Hohenlohekreises weiß zwar zu differenzieren und erklärt, von Ort zu Ort seien die Unterschiede gewaltig. Unterm Strich sei aber Fakt, dass in Baden-Württemberg bis 2025 insgesamt 40 000 zusätzliche Erziehungskräfte benötigt würden. "Ich frage mich, wo die herkommen sollen." Die Beschäftigten in den Kitas tun das auch: Viele gingen schon jetzt auf dem Zahnfleisch und arbeiteten "am Limit der Belastbarkeit".


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Deshalb hat der Job an Attraktivität verloren

Das Interesse an dem Job ist merklich geschwunden. Sei es, weil die Bezahlung besser sein könnte. Sei es, weil es nicht genügend Ausbilder gibt. Sei es, weil immer mehr Tagesmütter eine Festanstellung wünschen, dies aber nur begrenzt möglich ist. Oder sei es, weil Erzieher immer mehr beachten müssen. Zum Bespiel, wenn ein mehrfach behindertes Kind in eine Gruppe "inkludiert" werden soll, Fachkräfte dabei jedoch schnell an ihren Grenzen stoßen. Inklusion sei "politisch gewollt", bekräftigt Winter. Die Perspektive stimme, aber die Umsetzung sei schwer. Erzieher seien nun mal keine Heilerziehungspfleger.

Folgen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs tun ihr Übriges

Die Folgen der Corona-Pandemie und die jüngeren Ukraine-Flüchtlinge verschärfen die Probleme. "Kita-Leitungen berichten auf erschreckende Art und Weise von einer deutlichen Zunahme an Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten, Ängsten und Entwicklungsdefiziten", sagt Winter. Hinzu kämen die "Kinder mit Fluchterfahrung" aus der Ukraine. Etliche seien traumatisiert und benötigten besondere Zuwendung. Jede geflüchtete Familie, die im Kreis ankommt, hat sofort einen Rechtsanspruch auf Kindertagesbetreuung oder Schulbesuch.

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Rechtsanspruch für ukrainische Familien stößt nicht nur auf "verständnisvolle Öhren"

Allein 244 der aktuell im Kreis lebenden ukrainischen Kriegsflüchtlinge sind unter neun Jahre. Da müssen viele Kommunen nicht nur personell die Segel streichen, sondern kommen auch räumlich in die Bredouille. "Dieser Rechtsanspruch ist deshalb nicht nur auf verständnisvolle Ohren gestoßen", sagt Winter. Und sie fragt: "Was sollen die Kommunen denn machen, wenn sie keine Plätze haben?" Doch schon vor Beginn des Ukraine-Krieges sei manchen nichts anderes übrig geblieben, als "Interimslösungen" zu schaffen: entweder in "Containern" oder indem "Räume in Rathäusern" genutzt würden. Um solche "kurzfristigen Bedarfe" zu decken, müssten die Gemeinden "kreativ" sein.


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Und die gesetzlichen Vorgaben werden noch strenger

Wenn ab 2026 der nächste Rechtsanspruch folge, werde sich die Lage wohl weiter zuspitzen. Dann werde auch die Ganztagesbetreuung in Grundschulen für Kommunen verpflichtend sein. Wie das gehen soll, wisse derzeit noch keiner. Seit August 2013 haben Eltern das Recht, ihre ein- bis dreijährigen Kinder betreuen zu lassen. Die empfohlene Quote liege bei 35 Prozent. "Wir stehen jetzt bei 27,9 Prozent", sagt Winter - und damit fast auf Landes-Niveau (28,7 Prozent). 2007 waren es im Kreis erst 7,1 Prozent. Die Kurve ging seitdem zunächst steil nach oben, flachte zuletzt aber zusehends ab. Und: Eine Eltern-Befragung hatte 2019 ergeben, dass sogar 42,7 Prozent die U3-Betreuung begrüßen würden.

Bedarf im Hohenlohekreis schwankt, doch Gesamtlage ist schwierig

Fakt ist auch, dass der Bedarf im Hohenlohekreis bei den unter Dreijährigen stark schwankt. "Die einen Kommunen bauen aus und müssen wieder reduzieren, die anderen platzen aus allen Nähten und die Plätze reichen nicht aus", so Winter. Der Rechtsanspruch könne in der Regel erfüllt werden, nur die Wunscheinrichtung und fristgerechte Aufnahme seien nicht immer möglich. Angebot und Nachfrage im U3-Bereich stets auf dem nötigen Level zu halten, sei schier unmöglich, weil die familiären Lagen und Wünsche "sehr individuell" seien. "Im Bereich der Drei- bis Sechsjährigen ist das ganz anders", so Winter. "Weil jede Familie ein Betreuungsplatz möchte, sind diese auch sehr gut planbar."


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