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Adventon in Osterburken
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Pfedelbacher kämpft bei größten Mittelalter-Spielen Süddeutschlands

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Der aus Pfedelbach stammende Gabriel Gehweiler nimmt bei Mittelalter-Spielen teil. Die historische Kämpfe sind für ihn ein Sport – schwere Verletzungen sind selten, kommen aber vor.

Von Isabelle Bortt

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Schwerter prallen auf Schilder, Äxte werden geschwungen und Kampfschreie hallen übers Feld. Was eine Szene aus dem Mittelalter sein könnte, ist ein nicht ungewöhnlicher Tag im Leben des aus Mittelsteinbach, einem Ortsteil von Pfedelbach, stammenden Gabriel Gehweiler. Als Teil von sogenannten Reenactment-Gruppen bringt der 31-Jährige möglichst authentisch mittelalterliche Schlachten aufs Feld. Zuschauer sollen so Geschichte hautnah miterleben.

Im Alter von 18 Jahren sei er durch eine Veranstaltung im Mittelalterpark Adventon in Osterburken auf die Reenactment-Szene aufmerksam geworden. Heute steht er meist mit Schild und Schwert oder auch manchmal mit einer Streitaxt auf dem Schlachtfeld.

Mittelalterliche Schlachten: Pfedelbacher Gabriel Gehweiler lebt das Reenactment mit Leib und Seele

Er betont: „alle, die mitmachen, sind Sportler“. Selbst trainiert er mehrfach in der Woche Fechten und historisches Bogenschießen.

Am kommenden Wochenende, beim Herbstfest im Adventon, soll es um 15 Uhr eine historische Schlacht geben, „die größte in Süddeutschland“. Mit mehr als 500 Teilnehmern sei diese sogar größer als die durchschnittlichen Schlachten, die im Mittelalter geschlagen wurden. Die Kämpfer reisen dafür aus ganz Europa an, vor allem aus Frankreich, Italien, der Schweiz, Dänemark und Polen.

Gabriel Gehweiler in seinem Element: Mit Schwert und Schild in den Händen und in authentisch mittelalterlichen Gewandung versucht er seinen Mitkämpfern zum Sieg zu verhelfen.
Gabriel Gehweiler in seinem Element: Mit Schwert und Schild in den Händen und in authentisch mittelalterlichen Gewandung versucht er seinen Mitkämpfern zum Sieg zu verhelfen.  Foto: Melanie Baier

Reenactment-Event im Adventon: Größte mittelalterliche Schlacht Süddeutschlands geplant

Was auf dem Schlachtfeld passiert, sei nicht abgesprochen und biete daher einen guten Eindruck, wie eine historische Schlacht tatsächlich hätte gewesen sein können. Öfters kämen blaue Flecken oder andere kleinere Verletzungen vor.

„Schwerere Verletzungen gibt es auch, sind aber selten.“ Vergangenes Jahr sei beispielsweise ein Teilnehmer am Auge verletzt worden, wodurch er teilweise erblindete. Der Vorfall habe Diskussionen über Sicherheit verschärft. Heute kämpfe der Betroffene aber weiter mit Augenklappe.

Verletzungen durch klare Regeln minimieren: Keine Treffer auf Kopf oder Wirbelsäule erlaubt

Die einzige schwerere Verletzung die dem gebürtigen Hohenloher in vier Jahren passiert sei: In einem Kampf wurde seine Lippe durch einen Speer durchbohrt und musste anschließend genäht werden. Um die Verletzungsgefahr zu verringern, würden bestimmte Zonen wie Kopf und Wirbelsäule streng vermieden. „Das ist wie bei jeder anderen Sportart“, sagt Gehweiler. So sei er einmal beim Fußball umgeknickt und verletzte sich am Knöchel. Scherzend merkt er an, dass er seither beschlossen habe, lieber auf Fußball zu verzichten als auf das Reenactment.

Sein Interesse für das Mittelalter entstand durch Fantasy Bücher, Videospiele, sowie Filme und Serien. Ritter und Ritterspiele faszinierten ihn schon als Kind. Auch die Atmosphäre auf Mittelaltermärkten habe ihn beeindruckt. „Die Popkultur ist das, was einen erwischt und danach muss man sich selber informieren“.

Er gibt jedoch zu bedenken: Die Darstellung des Mittelalters sei meist romantisiert, selbst in Dokumentationen. „Ritter waren eher wie Kleinunternehmer.“ Nur wenige hätten sich eine prächtige Rüstung, wie man sie sich oft vorstellt, leisten können. Außerdem gäbe es Hinweise, dass sie häufig an einer posttraumatischen Belastungsstörung litten.

Faszination Mittelalter: Bücher, Spiele und Märkte weckten das Interesse am Ritterleben

Gabriel Gehweiler sei trotz seiner Begeisterung fürs Mittelalter dankbar, in der heutigen Zeit zu leben. „Nicht mal einen Tag würde ich eintauschen.“ Was er sich allerdings dagegen mehr wünscht für die Neuzeit sei der soziale Zusammenhalt, den es im Mittelalter gegeben habe. Denn der scheine immer schwächer zu werden, während Ortschaften und Städte immer größer werden.

Unter den Reenactment-Kämpfern werde der Zusammenhalt noch hochgehalten. Nach der Schlacht sitzen immer alle am Lagerfeuer und „mit der Zeit hat dann jeder Stories zu erzählen.“ Die liebste Geschichte des Hohenlohers: Während eines Trainings mit 270 Teilnehmern verschaffte er im richtigen Moment seinen Mitkämpfern einen Vorteil, indem er fünf bis zehn Gegnern mutig in den Weg sprang. Diese waren für einen Moment so perplex, dass er, den anderen wichtige Sekunden verschaffte.

Zur Person

Gabriel Gehweiler ist 31 Jahre alt, lebt zur Zeit in Aschaffenburg und ist Geologe für Kampfmittelbergung. Sein Interesse für das Mittelalter geht über den Kampf mit Schwert und Streitaxt hinaus. Seit Juni halten er und seine Partnerin ein Gebäude im Mittelalterpark Adventon in Osterburken instand. Dort errichten Freiwillige mit alten Handwerkstechniken eine mittelalterliche Siedlung. Zum Beispiel beim Herbstfest vom 11. bis 12. Oktober können sich Besucher ein Bild machen.

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