"Man wird hinters Licht geführt": Bürger gegen Asphalt-Verbrennung bei Kupferzell
Das geplante Pilotprojekt einer Teerverbrennungsanlage im Rüblinger Steinbruch hat in der Bevölkerung einen kreativen Widerstand hervorgebracht. Angst vor Lärm, Abgasen und starkem Verkehr überwiegt.

Übersehen kann man sie nicht, die zahlreichen Protestschilder entlang der Landstraßen zwischen Kupferzell und Rüblingen. Grund dafür ist das geplante Pilotprojekt einer Alt-Asphalt-Anlage im Rüblinger Steinbruch der Paul Kleinknecht AG. Dort sollen zukünftig alte Straßenbeläge verbrannt und somit wiederverwertbar gemacht werden.
Was zunächst nachhaltig und fortschrittlich klingt, sorgt für großen Ärger bei den Bewohnern Rüblingens und der umliegenden Orte. Mit der Anlage seien Abgase, Lärm und erhöhter Lastwagenverkehr verbunden, kritisieren die Bürger. Eine Initiative hat sich gegründet, um dem Unmut Ausdruck zu verleihen – die großformatigen Schilder sollen ihre Meinung sichtbar machen.
Teerverbrennungsanlage in Rüblingen geplant: Bürger protestieren
„Ich will nicht, dass die Anlage dort hinkommt“, sagt ein Landwirt aus Kupferzell. Er hat der Rüblinger Bürgerinitiative erlaubt, zwei Schilder auf seinen Feldern aufzustellen, da er trotz größerer Distanz zum Steinbruch ebenfalls betroffen sein wird. „In Kupferzell ist ohnehin schon viel Verkehr, und die Innenstadt ist eine reine Schlaglochcity“, bemängelt er. „Wenn hier jetzt die voll- und abgeladenen Laster täglich durchfahren, macht das einen riesigen Lärm“, ergänzt er.
Der Landwirt stellt eine Rechnung auf, um das Ausmaß des möglichen Verkehrs zu verdeutlichen: „160 000 Tonnen Teer sollen verbrannt werden. In eine LKW-Ladung passen maximal zehn Tonnen – man kann sich vorstellen, was das für einen Verkehr geben wird.“

"Steinbruch und keine Industrieanlage": Anwohner sind genervt
An der Ortseinfahrt von Rüblingen stehen zwei Plakate: „Nein zur Teerverbrennung“. Sollte das Pilotprojekt umgesetzt werden, wären vor allem die direkten Anwohner des Steinbruchs am stärksten betroffen. Etwa 800 Meter Luftlinie trennen die Häuser von Helmut Graf und seinen Nachbarn vom Steinbruch – der Lärm der Maschinen ist ständig zu hören.
„Als ich hierhergezogen bin, wusste ich natürlich, dass es am Steinbruch etwas lauter wird“, sagt der 64-jährige Helmut Graf. „Aber es ist ein Steinbruch und eben keine Industrieanlage!“„Genau“, bestätigt ein weiterer Anwohner, der anonym bleiben möchte, da das Thema den meisten Betroffenen zu heikel ist, um sich öffentlich zu äußern. „Der Steinbruch ist schon eine Belastung. Und es kommt immer mehr dazu“, erklärt er. „Die Anlage wird vergrößert, jetzt soll die Verbrennungsanlage kommen, und wir wissen nicht, welche Schadstoffe aus dem Abgasrohr steigen – wo soll das noch hinführen?“, ärgert er sich.

Falsche Versprechungen? Bewohner fühlen sich veräppelt
Den Anwohnern soll versprochen worden sein, die bei der Verbrennung entstehende Wärme als Energiequelle nutzen zu können. „Das macht aber überhaupt keinen Sinn“, entgegnet Helmut Graf. „Die Anlage steht gerade im kalten Dezember und Januar still“, fügt er hinzu. Außerdem würde eine solche Leitung Millionen von Euro kosten. „Man wird hinters Licht geführt“, so Graf verärgert.
„Wir haben eher Angst, dass aufgrund der erzeugten Energie in Zukunft noch etwas anderes dazu kommt – eine Asphaltmischanlage oder ähnliches“, meint der anonyme Anwohner. Graf nickt zustimmend.

Anlage befördert 1,7 Tonnen CO2 pro Stunde in die Luft
„Ich bin ein großer Recycling- und Umweltfreund“, sagt Helmut Graf. Der Rentner weiß aus einem Schreiben der Bürgerinitiative, dass rund 1,7 Tonnen CO2 pro Stunde in die Luft geblasen würden, sollte die Anlage in Betrieb gehen. Graf schüttelt den Kopf: „Ich fühle mich schon schlecht, wenn ich fürs Brötchenholen nach Kupferzell fahre.“
Fast alle Rüblinger seien in der Bürgerinitiative. Die Chancen, dass das Dorf von der Anlage verschont bleibt, „stehen schlecht“, meint Graf. „Wir hoffen einfach weiter.“