Im Hohenlohekreis gibt es 18 größere Kreisverkehre. Die meisten entstanden erst ab Ende der 90erJahre bis heute. Nur jeweils drei betreffen Kreisstraßen (erster Kreisverkehr 1991: Großenhainer Ring Öhringen/K2330/K2331, dazu K 2354 und seit 2020 neu K 2356 bei Neuenstein) sowie die Bundesstraße 19 (bei Künzelsau/Gaisbach) und zwölf Landesstraßen (von Bretzfeld bis Hohebuch, dort neuester seit 2023 an der L 1046 zum Gewerbegebiet Hohenlohe). Wie lautet die Bilanz des Landratsamts? „Die Kreisverkehre haben sich bewährt, besonders innerorts zeigen sie verstärkt ihre Vorteile.“
Unfallgefahr seit Jahren – Kreuzung bei Neuenstein wird zum Kreisverkehr
Seit Jahren gilt die Kreuzung bei Neuenstein-Kirchensall im Hohenlohekreis als Unfallschwerpunkt. Nun soll endlich ein Kreisverkehr für mehr Sicherheit sorgen – eine Entscheidung, die viele längst gefordert hatten.
Kreisverkehre sollen den Verkehr flüssiger und sicherer machen. Im Hohenlohekreis fristen sie jedoch ein Schattendasein. Nur 18 größere Kreisel hat das Straßenbauamt an Hauptverkehrsachsen erfasst – kleinere in Kommunen und Wohngebieten nicht mitgerechnet. Die meisten liegen ortsnah oder innerorts. Jetzt schicken sich Land und Kreis erstmals an, eine größere Kreuzung außerorts in einen Kreisverkehr umzuwandeln. Sie liegt zwischen Hohebuch und Wohlmuthausen in der einen sowie Kirchensall und Neufels in der anderen Richtung – verknüpft durch die Landesstraßen 1051 und 1046 sowie die Kreisstraße 2386.
Kreuzung bei Kirchensall gilt seit 2013 als Unfallschwerpunkt
Rätselhaft ist, warum dies erst jetzt passiert. Die Kreuzung gilt seit 2013 in wechselnder Intensität als Unfallschwerpunkt. Auch baulich weist sie deutliche Mängel auf, während der munter wechselnde Schilderwald eher Verwirrung als Verlässlichkeit stiftet. Oliver Bückner sagt bei der Vorstellung im Kreistagsausschuss: „Jedes Jahr ist diese Kreuzung Thema unserer Verkehrsschauen mit der Polizei und der Straßenverkehrsbehörde. Und immer wieder geht es dabei um Unfälle.“ Deren Ursachen seien vielfältig.
„Mal wurde ein Laster übersehen, mal wurde falsch abgebogen, mal war die Sicht eingeschränkt“, so der Leiter des Kreisstraßenbauamts. „Das ergibt ein sehr diffuses Bild.“ Und: „Jahr für Jahr kam ein neues Schild dazu. Dann wurden sie vom Regierungspräsidium wieder abgebaut, nur um sie später wieder aufzubauen.“
Kaputte L1051 zwischen Kreuzung und Neufels wird erneuert – Kreisverkehr folgt
Kreis, Polizei und Straßenverkehrsbehörde hätten schon vor Jahren moniert: Das kann so nicht weitergehen. Die beste Lösung sei, den „Knoten umzubauen“. Doch das Land mauerte. Bis jetzt.
Seit März 2025 wird die kaputte L1051 zwischen besagter Kreuzung und Neufels saniert. Wenn die Bauarbeiten Ende 2025 fertig sind, ist die so wichtige Landesstraße von der B19 bei Gaisbach bis zur A6 bei Neuenstein endlich durchgängig erneuert – was ebenso eine gefühlte Ewigkeit dauerte. Nur der Knoten müsste dann noch entwirrt werden. Dazu konnte das Land schlecht Nein sagen.
Kreisel statt Kreuzung bei Kirchensall: Größte Sicherheit und beste Sicht
Also kam man überein: Wir machen das so. Denn ein Kreisel gewährleistet die größte Sicherheit, die beste Sicht und die niedrigste Geschwindigkeit der anfahrenden Fahrzeuge. Auf der Landesstraße 1051 passieren täglich 4090 (Richtung Neufels) bis 5350 (Richtung Kirchensall) Kfz den Kreuzungsbereich, der Schwerlastanteil liegt bei 3,9 bis 3,5 Prozent. Auf der Landesstraße 1046 Richtung Forchtenberg sind es 1500 Kfz (3,3 Prozent Lkws), auf der Kreisstraße 2386 Richtung Hohebuch 1570 Kfz (7,0 Prozent Lkws).
FWV-Rat Rainer Züfle schüttelt den Kopf, warum Land und Kreis erst jetzt auf die Idee kommen, an dieser gefährlichen Stelle einen Kreisverkehr zu bauen. Linken-Kreisrat Martin Schäfer atmet auf: „Zwei lange Geraden, auf denen viele Verkehrsteilnehmer so im Wahn sind, dass sie bis kurz vor der Kreuzung Gas geben: Jede Maßnahme, die die Raserei an dieser Stelle beendet, ist eine gute Sache.“ So heben am Ende alle Räte die Hände und stimmen für den Kreisverkehr. Kosten: 918.000 Euro. Kreisanteil: 265.368 Euro. Kreisdurchmesser: vierzig Meter. Fahrbahnbreite: 6,50 Meter. Kreisinsel: für Schwertransporte überfahrbar. Radwegeanschluss: möglich. Baustart: Direkt nachdem die L1051 bei Neufels saniert worden ist.

Warum nicht schon früher?
Nach der Sitzung des Kreistagsausschusses hakt die Stimme beim Landratsamt nach. Die zentrale Frage bleibt: Warum nicht früher? Bevor Kreuzungen umgebaut würden, „werden zunächst andere Lösungen gesucht, zum Beispiel mit Verkehrszeichen oder Markierungen“, lautet die Antwort. Der Aufwand dafür sei viel geringer: bei „Planung, Grunderwerb und Kosten“. Bleibe die Wirkung aus, sei ein Ausbau fällig. Das kann, muss aber kein Kreisverkehr sein. Das Landratsamt bestätigt, dass die Kreuzung schon länger unfallträchtig ist: „Der Knotenpunkt war im Zeitraum 2013 bis 2016 stark auffällig, besonders bezüglich der schwerverletzten Personen.“ Zwischen 2013 bis 2025 seien 28 Unfälle passiert. „Die mit 25 häufigsten Unfallarten waren Einbiegen oder Kreuzen aus verschiedenen Richtungen. Die Gründe, wieso es zu den Unfällen kam, sind verschieden gelagert.“ Näheres dazu sagt das Straßenbauamt nicht.

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