Debatte um Klinikreform: Behält Hohenloher Krankenhaus sein medizinisches Konzept?
Ein Jahr vor dem geplanten Betriebsstart und kurz vor dem heißen Herbst in Sachen Klinikreform: Die wichtigsten Fragen und Antworten zum aktuellen Stand des 100 Millionen Euro schweren Neubauprojekts des Hohenloher Krankenhauses.
Der Neubau des Hohenloher Krankenhauses soll in rund einem Jahr in Betrieb gehen. Das ursprüngliche medizinische Konzept spiegelt sich darin voll wieder. Könnte es durch die Klinikreform Abstriche geben? Das ist unklar. Im Herbst soll das neue Bundesgesetz erneut debattiert und final entschieden werden.
Die zwei Regionalleiter des Krankenhausträgers BBT-Gruppe sind optimistisch und setzen auf noch stärkere Kooperationen mit den benachbarten Kliniken. Alle vor dem Baustart definierten Leistungen würden in dem Neubau eins zu eins umgesetzt. Wenn Änderungen nötig würden, sei man von baulicher Seite flexibel und könne darauf reagieren. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zum aktuellen Stand.
Neubau Hohenloher Krankenhaus: Wichtige Fragen und Antworten
Wann wird der Krankenhausneubau in Betrieb gehen?„Stand jetzt ist der Neubau im August 2025 fertig“, sagt Jérôme Korn-Fourcade, einer der beiden Regionalleiter der BBT-Gruppe für Tauberfranken-Hohenlohe. „Nach der Endabnahme greift ein klarer Plan zur Inbetriebnahme. Ein bis zwei Wochen dauert es dann, bis alles bezogen und funktionsfähig ist.“
Kann der vertraglich fixierte Bauzeitenplan eingehalten werden?Nein. Der Generalübernehmer Vamed ist zeitlich etwas in Verzug. Eigentlich sollte der Neubau schon im ersten Quartal 2025 stehen. Vertragstrafen gebe es wegen dieser Verzögerungen aber nicht.

Die Firma Vamed ist für den Neubau verantwortlich und kam zuletzt in finanzielle Schieflage. Wirkt sich dies negativ aus?„Nein“, versichert Korn-Fourcade. „Stand heute haben wir die Absicherung, dass bis August 2025 vernünftig zu Ende gebaut wird“. Viel wichtiger sei jedoch, was in den fünf Jahren danach passiere. So lange habe die BBT-Gruppe noch „Gewährleistungsansprüche, wenn etwas kaputt geht“. Auch die Einhaltung dieser zeitlichen Rekurs-Phase sei „schriftlich sichergestellt“.
100 Millionen Euro sind der mit Vamed vertraglich fixierte Kostenrahmen. Ist das zu schaffen?Ja, meint der BBT-Regionalleiter. „Wir liegen im Kostenplan.“ Von vornherein hatte man in die Neubau-Kalkulation einen gewissen Puffer eingebaut, um mögliche Preissteigerungen aufzufangen.
Wie viel muss die Hohenloher Krankenhaus-GmbH mit dem Mehrheitseigentümer BBT-Gruppe aus der eigenen Tasche zahlen?Das sind 48,5 Millionen Euro. 51,5 Millionen Euro kommen als Förderung vom Land. Dabei bleibt es.
Wann wird die Krankenhausreform final beschlossen?Das ist unklar. In diesem Herbst sollte es eigentlich so weit sein. Ende Juni wurde der Gesetzentwurf erstmals im Bundestag behandelt, am 24. September befasst sich der Gesundheitsausschuss damit. Doch es gibt weiter erhebliche Widerstände in vielen Detailfragen. Grundsätzlich wird eine Reform des Klinikwesens von allen Seiten als notwendig erachtet. Die Länder fühlen sich in ihrer Kompetenz beschnitten. Sie allein sind bisher für die Krankenhausplanung verantwortlich. Die Fachverbände und Interessengruppen fühlen sich zu wenig gehört. Da ist noch jede Menge Zündstoff drin.
Was ist die Gretchenfrage der Klinikreform in Bezug auf das Hohenloher Krankenhaus in Öhringen?Die spannendste und entscheidende Frage ist, ob die Klinik im Hohenlohekreis ein echtes Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung mit Notaufnahme und anderen 24/7-Diensten bleibt oder zu einem Haus ohne Notfallversorgung herabgestuft wird, das neben einem gewissen Kontingent an tages-stationären Angeboten viel mehr ambulante Leistungen anbietet und auch pflegerisch geleitet werden kann.
Wie wahrscheinlich ist es, dass diese Herabstufung kommt?Stand heute ist das eher unwahrscheinlich. Vieles spricht dafür, dass die Öhringer Klinik „bedarfsnotwendig“ bleibt, wie der wesentliche Passus im Reformentwurf heißt. Dort gibt es auch eine Ausnahme für ländliche Klinikstandorte, die erhalten bleiben können, um die flächendeckende Versorgung zu sichern.
Was spricht am stärksten dafür, dass die Klinik erhalten bleibt?Der Hohenlohekreis hat bereits aus zwei kommunalen Krankenhäusern nur noch eine Klinik gemacht. Künzelsau wurde im Herbst 2019 geschlossen, Öhringen wird bis Sommer 2025 neu gebaut. Auch in ganz Baden-Württemberg ist der strukturelle Bereinigungsprozess schon viel weiter als in anderen Ländern. Zudem steht das Sozialministerium fest hinter dem Krankenhaus in Öhringen, das es als ländliches Leuchtturm-Projekt ausgerufen hat. Immerhin hat das Land den Neubau mit 51,5 Millionen Euro gefördert.
Was erwartet die BBT-Gruppe?Die Regionalleitung ist zuversichtlich, dass das medizinische Konzept für den Neubau auch im Zuge der Klinikreform genau so umgesetzt werden kann. Am Ende entscheidet das Land, welche der 65 Leistungsgruppen dem Standort Öhringen verbindlich zugewiesen werden. Nur durch diese Zuordnung darf die Klinik solche Leistungen mit den Krankenkassen abrechnen.
Was beinhaltet dieses Konzept?Wie bisher all das, was für ein Haus der Grund- und Regelversorgung nötig ist: also mindestens eine Allgemeinchirurgie und Innere Medizin sowie eine zentrale Notfallaufnahme mit 24/7-Versorgung samt Herzkatheterlabor und Schlaganfalleinheit. Hinzu kommen zusätzliche Angebote wie etwa Geburtshilfe/Gynäkologie, Orthopädie oder Geriatrie.
Was ist mit den Nachbarkliniken? Wird es mehr Kooperation geben?Ja, neben Öhringen gehören Bad Mergentheim und Tauberbischofsheim zur BBT-Gruppe. Schwerpunkte sollen noch strikter einzelnen Standorten zugewiesen und die Häuser noch enger vernetzt werden. Auch Absprachen mit den Kliniken in Heilbronn und Schwäbisch Hall sollen intensiviert werden.
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