Afrikanische Schweinepest: Hohenlohekreis ist gerüstet, doch einige Fragen bleiben offen
Was passiert, wenn die Afrikanische Schweinepest im Hohenlohekreis ausbricht und was kostet das?
Sollte die Afrikanische Schweinepest (ASP) im Hohenlohekreis ausbrechen, sieht sich das Veterinäramt gut gerüstet, die Tierseuche eindämmen zu können. Dennoch sei einiges „sehr schwer zu greifen“, sagt Dr. Helmut Stoffel. In der letzten Sitzung des zuständigen Kreistagsausschusses berichtet er über den aktuellen Stand der Prävention sowie der minutiös geplanten Maßnahmen im Ernstfall.
Wildschweine und Hausschweine können sich das Virus einfangen, die Infektion endet meist tödlich, eine Impfung ist nicht möglich, die Schäden für Schweinehalter sind beträchtlich. Für den Menschen besteht keine Gefahr: Das Virus ist nicht übertragbar.
Hohenlohekreis ist für Afrikanische Schweinepest gerüstet: Ein Teil der Kosten bleibt auf jeden Fall an den Kreisen hängen
Viele Kreisräte treibt die Frage um, was es den Hohenlohekreis kosten könnte, wenn ein ASP-Fall bestätigt und das komplette Krisenmanagement ausgerollt würde. Thomas Dubowy (Freie Wähler) fragt, wie viel Geld die Kreise eigentlich dafür „vorhalten oder zurückstellen“ müssten. Schließlich ist ihre finanzielle Lage äußerst angespannt – nicht nur in Hohenlohe.
Klar ist: Einen Teil der Kosten müssten die Kreise selbst bezahlen, andere wiederum können vom Land erstattet werden. Und: Wie hoch die Rechnung wird, hängt von der Dimension des Ausbruchs ab. Wenn ASP auf den gesamten Kreis übergreift, wird es teuer. Wenn es ihn nur am Rande betrifft, könnte er mit einem blauen Auge davonkommen.
frikanische Schweinepest: Eindämmung in Brandenburg verschlang 100 Millionen Euro
ASP war in Deutschland erstmals in Brandenburg aufgetreten. Um das „flächendeckende Geschehen an der Grenze zu Polen“ zu bekämpfen, seien von 2020 bis 2023 rund 100 Millionen Euro fällig gewesen, erklärt Helmut Stoffel vom Hohenloher Veterinäramt. Allein um verendete Kadaver auf einer Fläche von rund 4000 Hektar mit Hundegespannen aufzuspüren – wie im Sommer 2022 im Kreis Emmendingen bei Forchheim geschehen – würde rund 500 000 Euro kosten, die parallele Suche mit Drohnen nicht eingerechnet. Der dortige Kreis sei dafür in Vorleistung getreten, könne diese Ausgaben aber vom Land zurückfordern.
„Nicht erstattungsfähig“ und damit allein von den Kreisen zu tragen seien hingegen die Entsorgung der Kadaver, die Anschaffung neuer Fahrzeuge, die Aufstellung von Schildern und die Personalkosten der Mitarbeiter im Landratsamt.
Anfang März neuer ASP-Fall im Land: diesmal bei Mannheim
Bange Blicke richteten sich zuletzt gen Westen. Anfang März wurde ein Wildschwein nördlich der A6 bei Mannheim tot aufgefunden. Der Verdacht auf ASP bestätigte sich. Davor war in Baden-Württemberg mehr als ein halbes Jahr kein Fall mehr aufgetaucht, seit im August 2024 ein totes Wildschwein im Rhein-Neckar-Kreis positiv auf das ASP-Virus getestet worden war. Zuvor hatte es Ausbrüche in den benachbarten Bundesländern Hessen und Rheinland-Pfalz gegeben. Der ASP-Fund im Rhein-Neckar-Kreis im vergangenen Sommer war der erste in Baden-Württemberg seit dem bislang einzigen Fall Ende Mai 2022 im Kreis Emmendingen.
In Südhessen grassiert die Seuche seit vielen Wochen
Seit Wochen grassiert die Tierseuche nun in Südhessen – also in direkter Nachbarschaft Mannheims. Experten sprechen von einem „hochvirulenten Geschehen“. Für Helmut Stoffel vom Hohenloher Veterinäramt war der Sprung des Virus über die Landesgrenze nur „eine Frage der Zeit und deshalb absehbar“. Denn: „Die Schutzzäune haben auch Lücken und die Wildschweine sind ziemlich schlau.“ Wie meint er das? „Die Tiere testen Elektrozäune darauf, ob sie viel oder wenig Strom führen, und können diese dann auch überwinden.“ In den ASP-Regionen gibt es mehrere Sperrzonen, die auch mit Zäunen gesichert werden.
Betriebe leiden enorm unter Afrikanischer Schweinepest
Die Krankheit verläuft fast immer tödlich, über 90 Prozent der infizierten Tiere sterben innerhalb von rund einer Woche. Betroffene Betriebe, die Hausschweine halten, leiden enorm: finanziell und emotional. Die Bestände müssen gekeult werden. Und sie werden dafür nur teilweise entschädigt. Außerdem kann selbst das Fleisch von nicht infizierten Tieren anderer Betriebe kaum vermarktet werden, weil Schlachthöfe es nicht annehmen.
Virus hält sich extrem lange: Deshalb Vorsicht mit Essensresten
Die Afrikanische Schweinepest breitet sich nur langsam aus, verschwindet aber auch nicht von selbst. Der Erreger ist in der Umwelt und im Blut extrem lange haltbar. Bis zu 30 Tage überlebt er laut Landwirtschaftsministerium in Schweinesalami, sogar 399 Tage in Parmaschinken: „Daher sollten Wurst- und Schinkenreste nur in verschlossenen Mülleimern entsorgt werden.“ Außerdem sollten Essensreste nicht weggeworfen werden, weil sich das Virus auf Wildschweine übertragen könnte: „Dies ist der Hauptübertragungsweg über größere Entfernungen bei Neuausbrüchen in bis dahin ASP-freien Gebieten.“

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