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Bei Öhringen soll eine Vergärungsanlage gebaut werden – „Man riecht gar nichts“

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Öhringer kennen ihn noch, den Gestank, den das Erdenwerk Hauke verursachte. Seit einen Besitzerwechsel haben sich die Zustände gebessert. Nun soll dort eine Vergärungsanlage für Biomüll gebaut werden. 


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Viele Jahre war die Geruchsbelästigung durch das Hauke-Erdenwerk in Öhringen ein Aufreger. Weil die Unannehmlichkeit so groß war, siedelte das Unternehmen von Öhringen aus in Richtung Zuckmantel. Doch selbst an diesem Standort hatten viele Bürger des dortigen Wohnplatzes wie in Schwöllbronn und gar Öhringen immer wieder die Nase voll, wenn es mal wieder zu sehr gestunken hat. 15 Jahre lang gab es immer wieder Klagen. Seit 2024 hat die Geruchsbelästigung ein Ende: Bei Reterra Erden Süd, wie Hauke Erden nun heißt, wird nur noch Grüngut kompostiert. Die Bio-Abfälle des Hohenlohekreises werden in anderen Anlagen der Firma verwertet – unter anderem in Sinsheim.

Pläne für Vergärungsanlage werden von Stadt Öhringen und Betreiber bestätigt

Nun wurden Vermutungen laut, dass in Öhringen eine Vergärungsanlage für Biomüll entstehen könnte. Der Zeitplan liest sich bereits recht konkret: Der Bauantrag soll im Herbst 2025 gestellt werden. Die Genehmigung wird für Mai 2026 erwartet. Geplanter Baubeginn und Bauzeit: drittes Quartal 2026. Die Stadt Öhringen bestätigt, dass es die Pläne für die Vergärungsanlage gibt. Aber: „Offiziell sind wir hier bislang noch nicht eingebunden.“ Stadtsprecherin Monika Pfau erklärt: „Da die Anlage immissionsschutzrechtlich durch das Regierungspräsidium Stuttgart zu genehmigen ist, könnte das Verfahren theoretisch fast ganz ohne Beteiligung der Stadt Öhringen ablaufen, die im Verfahren nur gehört werde.“

Auf dem Gelände des Kompostwerks von Reterra Erden Süd bei Öhringen soll eine Vergärungsanlage gebaut werden. Der Standort Oberstontheim (Landkreis Schwäbisch Hall)  ist vom Tisch.
Auf dem Gelände des Kompostwerks von Reterra Erden Süd bei Öhringen soll eine Vergärungsanlage gebaut werden. Der Standort Oberstontheim (Landkreis Schwäbisch Hall) ist vom Tisch.  Foto: Tscherwitschke, Yvonne

Vergärungsanlage in Öhringen: Genehmigungsantrag in Vorbereitung

Reterra-Geschäftsführer Jan Endriß bestätigt Mittwochabend die Pläne: „Wir sind aktuell dabei, den Genehmigungsantrag vorzubereiten“, sagt er. Im Herbst wolle man den einreichen. Zur geplanten Größe der Anlage sagt Endriß: „Erfahrungen haben gezeigt, dass moderne Verwertungsanlagen am besten in einer Größenordnung von etwa 50.000 Tonnen pro Jahr funktionieren. Diese Anlagengröße versuchen wir an unserem Standort in Öhringen zu realisieren.“ Auch Frank Hildebrand, Bauamtsleiter der Stadt Öhringen, kennt die Pläne, nach denen auf dem Gelände der Kompostanlage eine Vergärungsanlage gebaut werden soll.

Vergärungsanlage in Öhringen: Funktion ähnlich wie bei Biogasanlage

Das Verfahren ähnele dem einer Biogasanlage, beschreibt Hildebrand. Dass dadurch eine Geruchsbelästigung für die Bürger entstehen könnte, schließt er aus: „Was stinkt, das sind die Faulgase, die braucht man aber zur Energiegewinnung, die will man ja nicht aus der Anlage rauslassen“, fasst er verständlich zusammen. Das dort erzeugte Gas könnte über eine Leitung nach Unterohrn transportiert und dann genutzt werden. Es gebe bereits Kontakte zu Netze BW. Dass kein Geruch zu erwarten ist, „das stimmt uns optimistisch“, sagt Hildebrand. Und auch Schwöllbronns Ortsvorsteher Markus Mugele ist ganz gelassen: Er hat eine ähnliche Anlage in Kirchheim besichtigt. „Die steht direkt neben einem Fast-Food-Restaurant und man riecht gar nichts“, sagt er. „Es ist alles eingehaust.“

Vergärungsanlage bei Öhringen von A81 und A6 gut erreichbar

Mugele kann sich noch gut an die Zeiten erinnern, da es den Schwöllbronnern sehr gestunken hat, als Hauke Erden so nah war. Apropos Nähe: Der Standort ist von der A81 wie auch von der A6 aus gut zu erreichen. Angedacht ist, Biomüll vom Hohenlohekreis und dem Landkreis Schwäbisch Hall, in Zukunft möglicherweise auch von Heilbronn, zu verwerten. In Diskussion war auch ein Standort bei Obersontheim. Für die dortige Anlage gibt es noch einen Vergärungsvertrag bis 2027. Im Landkreis Hall fallen etwa 7300 Tonnen Bioabfall an. Im Hohenlohekreis waren es 2024 exakt 10.095 Tonnen. Für den Standort Öhringen sprechen logistische wie genehmigungsrechtliche und bautechnische Vorteile. Obersontheim könnte nach Auslaufen des Vertrags zum reinen Kompostwerk werden – was Öhringen aktuell ist.

Vorgeschichte der Vergärungsanlage

Im November 2017 hatte der Gemeinderat nach jahrelanger Ablehnung sein Einvernehmen zur Erweiterung des Kompostwerks erteilt. Dem vorausgegangen war ein Eigentümerwechsel. Statt bisher 29.000 konnten jährlich 51.500 Tonnen Grün- und Bioabfälle zu Kompost verarbeitet werden. Der Anteil des geruchsintensiven Biomülls stieg von 12.000 auf 40.000 Tonnen, verbunden mit der Auflage, die Belästigung mit einer Annahmehalle zu verringern. Im Frühjahr 2019 der nächste Strategiewechsel: Von 2020 bis 2023 sollten 12.000 Tonnen Bioabfall und 39.500 Tonnen Grüngut verwertet werden – und ab 2024 nur noch 51.000 Tonnen Grüngut. Seit Januar 2019 gehört Hauke Erden Reterra, einer Tochter des Remondis-Konzerns. 

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