Nach Discher-Aus: Bäckerei-Filialen finden Nachfolger
Der scheidende Bäckermeister Andreas Discher findet neue Betreiber für seine Filialen in Brettach und Gochsen. In Öhringen sieht es etwas anders aus.
Zur Mittagszeit kommt Timo Behm in der Gochsener Discher-Filiale vorbei. „Nur wegen der Angestellten, dafür würde ich auch zehn Kilometer fahren“, sagt er scherzhaft zu den Verkäuferinnen, die Tüte mit Backwaren in der Hand. Spaß beiseite: „Wegen der Sachen, die sind immer top.“ Dass der Öhringer Backofen von Andreas Discher ausgeht, findet er schade. Zugleich freut er sich, dass es weitergeht: „Ein Bäcker sollte im Ort sein.“
Seit vielen Jahren ist die Bäckerei Discher in Gochsen, Langenbrettach und Öhringen ein fester Bestandteil. Umso überraschender kam die Nachricht, dass für alle vier Filialen am 31. August wegen steigender Kosten, Personalmangel und immer mehr Bürokratie Schluss ist. Für Gochsen und Brettach sind nun Nachfolgelösungen gefunden.
Nach Discher-Aus: Nach kurzer Pause geht der Verkauf in Gochsen weiter
Nach 14-tägiger Pause geht der Verkauf in Gochsen ab Mitte September weiter. Unter welchem Namen, steht noch nicht fest. „Wir suchen noch einen, der im Kopf bleibt“, verrät Sebastian Kunz. Die Kasse wird erneuert. Renoviert werden muss aber nicht. „Familie Discher hat die Räumlichkeiten sehr gepflegt“, bestätigt Theresa Kunz.

Als Franchisenehmer betreibt das Ehepaar seit September 2023 den Tante M in Kochersteinsfeld und seit Januar 2025 in Gochsen. Nun werden sie die Bäckerei mit Innen- und Außencafé weiterführen. Den Container-Glaskasten haben sie Andreas Discher abgekauft und mit dem Inhaber des Geländes einen Mietvertrag abgeschlossen. Die Backwaren kommen zukünftig von der Oedheimer Bäckerei Denzer, die in kleinerem Umfang bereits die beiden Tante Ms, sieben Filialen, Altersheime, Schulen und Vereine beliefert. „Wir fahren die Produktion hoch“, sagt Bäckermeister und Inhaber Michael Dittrich. Ohnehin habe man in den Maschinenpark investiert. So komme im Herbst ein neuer Ofen. „Wir konnten außerdem zwei Azubis und einen Gesellen einstellen.“ Im Team sind es damit vier Azubis, acht Gesellen und zwei Bäckermeister.
Verkaufsteam teilweise übernommen – neue Verkäuferinnen und Paketshop geplant
Vollzeitkraft Daniela Mühlbach und ihre als Minijobberin beschäftigte Tochter Lilly stehen in Gochsen weiterhin hinter der Verkaufstheke. „Wir hätten gern mehr Verkäuferinnen übernommen, aber als alles noch in der Schwebe war, hat sich die eine oder andere verständlicherweise neu orientiert“, sagt Theresa Kunz. Deshalb seien zwei oder drei weitere Kräfte, je nach Arbeitsumfang, gesucht. Neu ist, dass ein Paketshop für Retouren in die Bäckerei integriert wird.
Bürgermeister Thomas Einfalt begrüßt die Nachfolgeregelung: „Die Bäckereifiliale ist ein wichtiger Grundversorger und Treffpunkt in unserem größten Ortsteil.“ Zugleich freut er sich, dass im „Gutkauf in Kochersteinsfeld auch weiterhin hochwertige Backwaren angeboten werden können“. Inhaberin Anja Braun bestätigt: „Der Reis’ebeck aus Neuenstadt wird von Montag bis Samstag anliefern.“ Je nach Bestellung das gesamte Sortiment, das in Stein gebacken wird.
In Brettach übernimmt Bäckerei Förch nahtlos – Sortiment und Team bleiben bestehen
Die Erlenbacher Bäckerei Förch übernimmt ab 1. September und bietet ihr komplettes Sortiment an. „Wir werden auch den Dorfladen in Jagsthausen beliefern“, kündigt Juniorchef Louis Füger zum seitherigen Bestand der Bäckerei Discher an. Fortgeführt werde zudem der Stand vor dem Laden beim Brettacher Markt. Für die Bäckerei Förch ist es die 15. Filiale. Sie ist von der Familie Discher angemietet und von ihr mit einer neuen Toilettenanlage sowie Starkstrom ausgestattet worden. Alle fünf Verkäuferinnen bleiben. An den Öffnungszeiten und sogar an der Telefonnummer wird sich nichts ändern. Kleiner Unterschied, der an früher anknüpft: Es wird einen Ladenbackofen geben. „Krustis, Brezeln und Laugenstangen sowie Winzerbrötchen mit und ohne Speck werden stündlich frisch gebacken“, führt Louis Füger aus.
Bürgermeister Timo Natter ist „überglücklich und für die Bevölkerung sehr froh, dass die Versorgung mit frischen Backwaren auch künftig gewährleistet ist“. Zugleich, dass der Langenbeutinger Dorfladen weiterhin gut versorgt sein wird. Dort wird die Bretzfelder Bäckerei Kolb die Lücke schließen.
Zukunft der Öhringer Filialen ungewiss – Stammhaus schließt, Rendelstraße hat Hoffnung
Für Andreas Discher ist das nahende Betriebsende mit einem „Wechselbad der Gefühle“ verbunden, immerhin nach fünf Generationen Bäckerhandwerk in der Familie. Für Brettach und Gochsen ist er „froh, dass die Nachfolge und die Grundversorgung im Ort gewährleistet sind“.
Das Stammhaus in der Öhringer Poststraße dagegen „schließt auf jeden Fall“. Das Gebäude werde vom Eigentümer verkauft. Für die Filiale in der Öhringer Rendelstraße bestehe noch Hoffnung. „Ein Nachfolger ist zwar Ende Juli abgesprungen, aber es gibt vielleicht noch einen weiteren.“
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